Es braucht Mut, um sich als Musiker in einer fremden Großstadt zu versuchen. Und es braucht Können, um dort dann tatsächlich Fuß zu fassen. Guido Spannocchi ist es gelungen: Der gebürtige Wiener ist seit Jahren in London als Jazz-Saxofonist tätig und hat sein neues Album im Ronnie Scotts präsentiert – einer Prestigeadresse in der pulsierenden Jazz-Szene der Stadt.

Entstanden sind die Aufnahmen ein Jahr davor im Wiener Porgy & Bess: Spannocchi hat hier im Juni 2022 mit einem erstaunlich kompakten Quartett die zeitlose Hipness seines Sounds unterstrichen. Nummern wie der Opener “Don Ron” sind Paradebeispiele für einen Jazz, der auf druckvolle, magnetische Grooves im Verbund mit einem klanglich herben Saxofon setzt und das Geschehen im Rahmen raumgreifender Solos auf lustvolle Höhepunkte zusteuern lässt: Energie-Eskalationen im Sinne John Coltranes. Dabei baut Spannocchi nicht nur seine Solos gekonnt auf, steigert seine Improvisationen über wüste Sheets of Sound zu heißen, heiseren Spitzentönen, er erweist sich durchwegs auch als pfiffiger Komponist: Die Ballade “Das ist die Frage” hypnotisiert das Ohr mit verhangenen, rätselhaften Klavierakkorden, der 5/4-Groove von “Ganbatte” bringt die Beine zum Wippen, und mit “Nighttime in Soho” serviert Spannocchi einen überraschend eingängigen, souligen Rausschmeißer.