“Der Pfau” – Schwank mit totem Pfau

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Da karrt man Schauspielgrößen wie Annette Frier, Lavinia Wilson, David Kross, Tom Schilling, Svenja Jung, Jürgen Vogel und Serkan Kaya zusammen an ein Filmset und will, dass es lustig wird. Obwohl die meisten keine ausgewiesenen Komödianten sind; ein kluger Plan, den oder die mal gegen den Typ zu besetzen, mag Regisseur Lutz Heineking Jr. gedacht haben, als er sich der Verfilmung des Bestsellers “Der Pfau” von Isabel Bogdan angenommen hat. Und ja, die Idee ist angesichts der turbulenten Geschichte eine doch naheliegende. Allein: Sie funktioniert in der Umsetzung nur holprig.

Der Reihe nach: Es geht in “Der Pfau” um eine Truppe von Investmentbanker und -innen, die zwecks Selbstfindung und Definition eines neuen Wir-Gefühls in die schottischen Highlands aufbricht, um dort vor einer traumhaften Kulisse und befeuert durch die scharfen Analysen eines Proficoaches wieder Tritt zu fassen in der Hektomatik-Welt, die ihr bisher zu schaffen gemacht hat. Auf dem weitläufigen Anwesen von Lord Hamish (Philip Jackson) und Lady Fiona Macintosh (Victoria Carling) soll eine eigene Köchin (Annette Frier) das leibliche Wohl garantieren, doch schon bald läuft einiges unrund bei diesem skurrilen Trip: Zum Beispiel, weil der angekündigte Guru-Coach nicht selbst auftaucht, sondern seine Praktikantin Rebecca (Svenja Jung) schickt. Oder weil sich das Gerücht hartnäckig hält, dass bald schon jemand aus dem Team gekickt werden soll. Und auch das Verwechseln des Wortes Compliance mit dem Wort Compliment hebt die Stimmung nicht wirklich. Das WLAN funktioniert auch nicht, und dann ist da dieser amoklaufende Pfau, der auf dem Anwesen durchdreht und auf alles einschlägt, was blau ist. Wenige Stunden später ist das Tier mausetot, aber keiner der Anwesenden will’s gewesen sein.

Das klingt nach einem temporeichen Schwank mit wenig Tiefgang, und mehr ist “Der Pfau” auch nicht geworden. Denn all die Pannen und Vorkommnisse, die sich auf dem Landsitz zutragen, sind in ihrer Ausformung nur wenig überraschend und auch vorhersehbar. Das Ensemble zeigt sich zwar spielfreudig und viele Pointen sitzen auch, aber eben nicht alle.

Investmentbanker haben zarte Seelen

Immerhin seziert der Film eine Branche, die nicht erst seit den großen Börsencrashs der letzten Jahrzehnte in Verruf geraten ist: Investmentbanker sind tatsächlich zarte Seelen, denn wenn nur eine Zutat in ihrem Leben fehlt, die sie für unverzichtbar halten (WLAN), gerät ihr Nervenkostüm relativ rasch an einen Siedepunkt, dem man sich als Mitmensch lieber nicht aussetzen sollte.

Leider generiert das Drehbuch zu wenig Witz aus der an Humor sehr reichen Buchvorlage, viele Gelegenheiten, so scheint es, werden bewusst ausgelassen, um lieber die Handlung voranzutreiben, anstatt auch atmosphärisch von der Figurenkonstellation zu erzählen – aber diese Zeit gönnt sich Regisseur Lutz Heineking Jr. gar nicht. Er bringt sich damit nicht nur um jede Menge komische Szenen, sondern zusätzlich um die Dramatik, die der Geschichte innewohnt.

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