Die allerletzte Ausgabe der ältesten Tageszeitung der Welt – das schreit nach passenden Superlativen. Für solche ist Arnold Schwarzenegger der Mann. Der beste Bodybuilder der Welt, der bestbezahlte Schauspieler der Welt und nicht zuletzt der berühmteste Österreicher der Welt. Dieser Tage hat er viel zu tun, auf Netflix sind eine Action-Serie (“Fubar”) und eine Doku über sein Leben (“Arnold”) gestartet, im Oktober erscheint sein Buch “Be useful. Seven Tools for Life”. Es basiert auf dem Motto seines Vaters: Sei nützlich. Und es erklärt anhand von Schwarzeneggers eigenem Karriereweg, wie man seine Ziele erfolgreich verfolgt. Zum Beispiel die Rettung des Planeten – diesmal im echten Leben.
Ein starkes Blatt: An Arnold Schwarzeneggers Geburtstag berichtete die “Wiener Zeitung” über das Besteuerungswesen. Um spannendere Themen ging es im Interview. Sein berühmtes “Ill be back” konnte freilich selbst er der “Wiener Zeitung” nicht als Zukunftsmotto übergeben. – © WZ-Collage: Irma Tulek; Foto: stock.adobe.com / aopsan
Vor sechs Jahren hat er die Klimaschutzkonferenz “Austrian World Summit” initiiert, die jedes Jahr in Wien stattfindet. Bei der Gelegenheit durfte die “Wiener Zeitung” ihm Fragen nach Los Angeles mitgeben, die er per E-Mail beantwortet hat. Ein Gespräch über die Zukunft – denn mit einer langen Geschichte lässt es sich gelassen nach vorne blicken.
“Wiener Zeitung”: Die “Wiener Zeitung erschien vor 320 Jahren das erste Mal. Drehen wir die Zeit genauso weit vor: Wie stellen Sie sich eine Zukunft in 320 Jahren vor?
Arnold Schwarzenegger: Ich denke, in 320 Jahren wird es die Technologien geben, um die Welt produktiver, nachhaltiger und sauberer zu gestalten. Ich hoffe, dass es keine Luftverschmutzung mehr gibt und der Klimawandel der Vergangenheit angehört. Ich wünsche mir, dass wir einen gesünderen, wohlhabenderen Planeten für alle geschaffen haben, der mehr Frieden in der Welt hervorgebracht hat. Gleichzeitig sollen Dinge wie harte Arbeit, Ausdauer und Entschlossenheit immer noch einen hohen Wert in unserer Gesellschaft haben.
Einige Ihrer Filme spielen in der Zukunft, nicht in allen davon will man auch leben, weil sie doch ein recht düsteres Bild zeichnen. Gibt es aber doch Aspekte in diesen Filmen, die Sie als nützlich erachten, eine bessere Zukunft zu schaffen?
Natürlich hat jeder Film eine Lektion für die Zuseher. “Terminator” ist ein abschreckendes Beispiel für die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz. Er erinnert uns daran, bei der Entwicklung von Technologien verantwortungsbewusst vorzugehen und sicherzustellen, dass sie nur im besten Interesse der Menschheit genutzt werden. Ein weiteres Beispiel ist “Predator”. Der Film zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit, Problemlösung und die Überwindung von Widrigkeiten sind. Diese Qualitäten sind wertvoll, wenn es darum geht, zukünftige Herausforderungen zu meistern und gemeinsam für eine bessere Welt zu arbeiten.
Um den Klimawandel zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen, werden wir unseren Lebensstil verändern müssen. Viele Menschen tun sich damit schwer, weil sie die direkte Gefahr, die droht, nicht sehen können. Was ist Ihre Botschaft an sie?
Es gibt zu viel Negativität bei diesem Thema. Das hält die Menschen davon ab, sich damit zu befassen. Wir sollten aufhören, darüber zu reden, was wir zu verlieren haben. Vielmehr sollten wir darüber sprechen, wie viel Lebensqualität die Leute dazugewinnen können. Als ich zum Beispiel anfing, meinen Fleischkonsum zu reduzieren, sah ich das nicht als Verlust oder Einschränkung, sondern als Gewinn für einen gesünderen Lebensstil. Ich habe mich nie besser gefühlt! Wir müssen uns darauf konzentrieren, welche Lösungen es gibt, und die Menschen überzeugen, mit kleinen Veränderungen zu beginnen. Diese kleinen Veränderungen können zu größeren Ergebnissen führen.
Sie sind ein Meister der Motivation, man sieht es an Ihrem Lebensweg. Wer Sie als Coach möchte, kann jetzt Ihren Fitness-Newsletter auf Twitter abonnieren. Welche Durchhaltetricks würden Sie den Menschen geben, um dranzubleiben, wenn sie ihr Verhalten oder ihren Lebensstil ändern wollen für eine bessere Zukunft – also zum Beispiel weniger Plastik zu benutzen, weniger Fleisch zu essen, nicht für jeden Weg das Auto zu nehmen?
Ihr müsst eine Vision haben. Ob es nun eine Vision für eine bessere Zukunft oder eine Vision zur Verbesserung der eigenen Fitness ist. Ein Ziel zu haben, ist äußerst wichtig. Und dann musst du jeden Tag auf dieses Ziel hinarbeiten. Wenn es dein Ziel ist, der beste Bodybuilder zu werden, trainiere jeden Tag deinen Körper und Geist. Wenn es deine Vision ist, eine bessere Zukunft für unseren Planeten zu schaffen, musst du jeden Tag positive Veränderungen herbeiführen, um dieses Ziel zu erreichen. Es gibt Tage, an denen entweder Pessimisten oder sogar der eigene Verstand dich entmutigen. Dann ist Disziplin gefragt. Halte dir vor Augen, dass du auf etwas Größeres hinarbeitest, und mach weiter.
Hat sich Ihre Einstellung dazu, wie man die Zukunft gestalten kann, verändert, seit Sie Politiker waren?
Als ich Gouverneur von Kalifornien wurde, wusste ich, dass ich das nicht allein schaffe. Es ist essenziell, so viele Menschen wie möglich einzubinden und mitzunehmen. Ich wollte, dass die klügsten Leute von allen politischen Lagern für mich arbeiten. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: “Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit kommen willst, geht zusammen.” Ich glaube, dass dies besonders für das Schaffen einer besseren Zukunft gilt. Je mehr wir Ideen austauschen und zusammenarbeiten, desto schneller können wir die Probleme lösen, die vor uns liegen. Wir haben die Kraft dazu.
In der Ausgabe der “Wiener Zeitung”, die am Tag Ihrer Geburt, am 30. Juli 1947, erschienen ist, findet sich eine Klarstellung der Innsbrucker Polizei, dass sie nicht mit einer Hellseherin zusammenarbeitet. Man musste sich also schon damals mit Fake News herumschlagen. Freilich nicht im selben Ausmaß wie heute: Die gezielte Fehlinformation von Menschen ist eine der größten Gefahren für unsere Zukunft – wie denken Sie, kann man dieses Problems Herr werden?
Wir sollten die Menschen aufklären und ihre Medienkompetenz verbessern. Wir müssen kritisches Denken fördern und einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien unterstützen. Soziale Medien sind ein zweischneidiges Schwert. Sie haben die Macht, uns zu spalten und gleichzeitig zu vereinen. Sie sind eine der größten Veränderungen, die ich in meinem Leben gesehen habe – im Guten wie im Schlechten. Ich bin jedoch ein Optimist und glaube, dass wir sie zum Positiven nutzen können. Die sozialen Medien haben es den Menschen ermöglicht, für das zu kämpfen, woran sie glauben, und zwar in einem Ausmaß, das wir noch nie gesehen haben. Dazu gehört auch, sich gegen Fake News auszusprechen.
Eine Ihrer wichtigsten Regeln ist: Sei höflich, sei nett. Ein Kompliment zu machen, tut niemandem weh, und der, der das Kompliment bekommt, fühlt sich gut. Beginnt eine bessere Zukunft mit einer freundlicheren Gegenwart?
Eine freundliche Tat kann eine Kette von positiven Reaktionen auslösen. Wenn wir uns gut fühlen, treffen wir bessere Entscheidungen. Und wenn wir andere durch Freundlichkeit dazu bringen, sich gut zu fühlen, ermutigen wir sie, sich ebenfalls zu verbessern. Stell dir vor, jeder würde sich jeden Tag für den Weg der Freundlichkeit entscheiden, oder zumindest jeden Tag eine freundliche Tat vollbringen. Diese Welt würde ganz anders aussehen. Eine bessere Zukunft beginnt mit einer besseren Gegenwart, und dafür sind wir jeden Tag selbst verantwortlich. Ich habe meine, wie ich es nenne “positive Ecke des Internets”, “Arnolds Pump Club”, genau aus diesem Grund ins Leben gerufen. Es gibt leider so viele negative Menschen auf der Welt, die andere runterziehen, anstatt sie aufzurichten. Wenn wir alle eine positive Einstellung hätten, wäre die Welt ein viel besserer Ort.