SPÖ fordert politischen Neuanfang in Vösendorf. VPNÖ und FPÖ begrüßen Rücktritt des Ortschefs.
NÖ. Nach dem Rücktritt von Hannes Koza (ÖVP) als Bürgermeister von Vösendorf (Bezirk Mödling) infolge eines erfundenen tätlichen Angriffs gegen sich forderte die SPÖ heute, Freitag, einen politischen Neuanfang in der Gemeinde . Die Volkspartei sieht in dem Abgang “die einzig richtige Entscheidung”. Der scheidende Ortschef ist laut Verteidiger Sascha Flatz zur Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung und auch zur Falschaussage geständig.
Wolfgang Zwander, Landesgeschäftsführer der SPÖ NÖ zu Causa: “Die aktuelle politische Situation in Vösendorf darf kein Anlass für Genugtuung sein”. Die Kommune brauche nun “rasch einen politischen Neustart”, wie es “die SPÖ schon länger” fordere. Die Vösendorfer Sozialdemokraten sehen einen “absolut notwendigen, richtigen und alternativlosen Schritt für unsere Gemeinde”.
Gute Wünsche wurden Koza, heute, sowohl von der SPÖ als auch von der ÖVP ausgerichtet. “Die Ankündigung, sein Bürgermeisteramt zur Verfügung zu stellen, ist die einzig richtige Entscheidung”, hielt VPNÖ-Manager Matthias Zauner fest. Die FPÖ hatte den Abgang des Ortschefs bereits am Donnerstag als “einzig richtige Konsequenz” bezeichnet.
Beschuldigteneinvernahme fand bereits statt
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt gegen Koza wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung. Möglich ist auf dieser Grundlage eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten. Die Beschuldigteneinvernahme Kozas habe am Donnerstag bereits stattgefunden, sagte Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. In der kommenden Woche werde ein Polizeibericht erwartet, der dann geprüft werde.
Koza hat “Angreifer nicht erkannt”
Die angebliche Attacke soll im Dezember 2024 spätabends auf dem Heimweg vom Gemeindeamt im Vösendorfer Schlosspark passiert sein, hatte der Bürgermeister auch gegenüber oe24 behauptet. Ein unbekannter Angreifer habe ihn ins Gesicht und auf Schulterhöhe geschlagen und gedroht, Koza würde die Gemeinderatssitzung am darauffolgenden Tag nicht überleben.
Polizeiaufgebot bei Sitzung
Der umstrittene VP-Politiker erstattete Anzeige und suchte das Krankenhaus für eine Röntgenuntersuchung auf. Die Gemeinderatssitzung wurde daraufhin von der Polizei überwacht, verlief aber ohne Zwischenfälle. Die Polizeiinspektion Vösendorf und das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) nahmen Ermittlungen auf.
Bei den Erhebungen wurde Koza zum Beschuldigten. Nach Bekanntwerden kündigte der ÖVP-Politiker am Donnerstag via Facebook seinen Rücktritt an. Er führte persönliche Angriffe auf ihn und seine Frau ins Treffen. Diese Situation habe ihn “psychisch mehr belastet, als ich zugeben wollte und konnte”.
Private Rechnung von Gemeinde bezahlt
Gegen den Lokalpolitiker hatte bereits 2024 die Staatsanwaltschaft ermittelt, weil er eine private Anwaltsrechnung manipuliert hatte, um sich die Kosten von der Gemeinde refundieren zu lassen. Koza zahlte die Summe zurück, das Verfahren wurde durch eine Diversion erledigt, Ermittlungen wegen weiterer Anschuldigungen wurden eingestellt. Deshalb vorgezogene Neuwahlen in Vösendorf bescherten Kozas ÖVP-Liste danach im Mai 2024 deutliche Zugewinne, man sicherte sich die absolute Mehrheit im Gemeinderat.
Koza tritt nicht nur als Bürgermeister zurück, sondern wir laut seinem Anwalt Sascha Flatz auch sein Gemeinderatsmandat zurücklegen. Er wird sich außerdem professionelle Hilfe suchen: Die Situation damals habe ihn “psychisch mehr belastet, als ich zugeben wollte und konnte. Ich habe Mittel und Wege gesucht, um mit dieser Belastung umgehen zu können, bin aber schließlich gescheitert. Ich wollte mich in eine Opferrolle bringen, in der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören.” Jetzt müsse er sich eingestehen, dass “ich damit Grenzen überschritten und dadurch am meisten jene Menschen verletzt habe, die in dieser schweren Zeit für mich da waren.
So bin ich nicht und so wollte ich auch nie sein.”
Neue Pläne hat er schon: Er arbeitet an der 2. Auflage seines Heurigenbuches. Das gab er “inspiriert” ebenfalls auf Facebook bekannt.