Die langjährige ORF-Wirtschaftsjournalistin Sonja Sagmeister klagt wegen Benachteiligung, nachdem sie ein Minister-Interview nicht wie vorgegeben führte. Ihre Beschwerde wird aktuell am Arbeits- und Sozialgericht Wien verhandelt.

Sonja Sagmeister war beim ORF Moderatorin der “Zeit im Bild” und der “ORF-Pressestunde”, sowie als EU-Korrespondentin tätig. Nach einem Streit mit dem ORF über ein Interview im Oktober 2022, beschwert sich eine Journalistin über “immense Nachteile”. Eine Weisung habe das Gespräch mit Minister Kocher auf das Thema Arbeitsmarkt beschränkt, wie die “Presse” berichtet.

Ein Streit über das Interview, das Sagmeister so nicht führen wollte, habe zu ihrer Versetzung ins “Todesarchiv” geführt, wo sie Nachrufe vorbereitete. Eigenständige Recherche sei ihr untersagt worden und jeder Vorschlag abgelehnt, so Sagmeister. Der ORF indes sagt, das stimme nicht. Ein Beweisverfahren soll klären, auf welche Tätigkeiten sie Anrecht hat. Ihre Kündigung und deren Anfechtung sind Gegenstand weiterer Verfahren.

“Kalt gestellt” – Ex-ORF-Star packt aus

Sonja Sagmeister legte nun nach und richtete sich mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. Sie wirft darin dem ORF vor, dass sie damals “methodisch kalt gestellt” worden sei und ins “Todesarchiv” versetzt wurde. Sagmeister wörtlich: “… nachdem ich als langjährige Wirtschaftsjournalistin Interventionen von innen und außen, intern im Unternehmen transparent zurück gewiesen habe, wurde ich als ORF-Redakteurin- für Österreich – ungewöhnlich methodisch kalt gestellt: nach Repressalien ins “Todesarchiv” versetzt (als Neo-Beauftragte für Nachrufe auf noch lebende Personen) und am Ende durch den Generaldirektor persönlich gekündigt.”

 

 

“Es sollte in Österreich zum Nachdenken anregen, weil keine andere Wahl blieb, als den Fall vor der Justiz zu beleuchten. Theoretisch hätte das Redakteursstatut reichen sollen: Es dürfen „keine Nachteile aufgrund kritisch unabhängiger Arbeit als ORF – Redakteurin entstehen”, sagt Sagmeister in ihrem offenen Brief. Sie sagt weiter: “Doch das Gegenteil war der Fall, weil unterschiedliche Schutzmechanismen nicht mehr greifen. Audiatur et alten pan: Der ORF weist alle Vorwürfe zurück, alles sei mit rechten Dingen zugegangen.”

Der ehemalige ORF-Star fügt hinzu: “Transparenz, Meinungsvielfalt, kritische Medien und faktenorientierte Recherche sind unerlässliche Pfeiler einer Demokratie. Journalisten und Journalistinnen haben das Recht, für die Pressefreiheit aufzustehen.”

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