Natürlich hat der Grasser Prozess die Defizite unserer heimischen Justiz gnadenlos offengelegt. Ein 16 Jahre andauerndes, kosten- und personalintensives Verfahren ist keinem Menschen zuzumuten und stellt dem Rechtsstaat ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Doch auch diese zutage getretenen Schwächen des Justizsystems relativieren die Schuld von Karl-Heinz Grasser und seiner Mitangeklagten nicht. Ganz im Gegenteil: Korruption, also der Raub von Volksvermögen, ist kein Kavaliersdelikt. Es ist ein Gräuel, das jegliches Vertrauen in die politischen Instanzen schleichend zersetzt.
Politiker, die sich in erster Linie die eigene Tasche vollmachen, statt sich um die Sorgen und die Anliegen der Menschen zu kümmern, zerstören die Demokratie und den Glauben daran. Ist die Strafhöhe des Buwog-Prozesses gerecht gewesen? Ja! Denn angesichts der Dauer des Prozesses, angesichts der immensen Kosten und der jahrelang andauernden Vorverurteilung, denen sich die Angeklagten auszusetzen hatten, war auch die Strafreduktion gerecht und angemessen. Wenn Grasser ein Mann ist, dass stellt er sich ohne Wenn und Aber diesem Urteil, zieht die Konsequenzen und entschuldigt sich beim betrogenen Volk!