WKÖ-Fachverband wünscht sich eine Entrümpelung der Baunormen, um günstigeren Wohnraum schaffen zu können nach dem Vorbild Deutschlands.

Auf dem Immobilienmarkt zeichnet sich eine erste leichte Entspannung ab. “Wir sehen, es geht wieder – wenn auch langsam – aufwärts, wir sehen Licht am Ende des Tunnels”, berichtete der Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Gerald Gollenz, am Dienstag in einer Pressekonferenz. Der Markt sei aber nach wie vor in Nöten. 2024 sanken die Baufertigstellungen in Österreich um 17,3 Prozent, in Wien sogar um 42 Prozent.

Zahl der Fertigstellungen brach 2024 massiv ein

Bundesweit wurden im abgelaufenen Jahr den Angaben zufolge 37.600 Einheiten fertiggestellt, nach 42.200 im Jahr davor. In Wien brachen die Zahlen 2024 gegenüber 2023 von 14.460 auf 9.500 Fertigstellungen noch wesentlich deutlicher ein. “Die Neubauleistung ist sehr stark zurückgegangen”, sagte der stellvertretende WKÖ-Fachverbandsobmann und Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, Michael Pisecky. 2022 habe sich die Nachfrageentwicklung “innerhalb eines Quartals unmittelbar verändert”, erinnerte sich der Immobilienexperte. Die Mietnachfrage habe sich verdoppelt, die Nachfrage nach Eigentum halbiert. Nun sei er aber zuversichtlich, “weil die Nachfrage wieder beginnt”.

“Wir werden heuer bis Mitte des Jahres nach wie vor kaum Wohnungen in der Pipeline haben und sicherlich erst 2026 so weit sein, dass es funktionieren wird – wir sehen, es geht wieder – wenn auch langsam – aufwärts”, erwartet Gollenz.

Markt springt allmählich wieder an

“Es gibt mehr Angebot und es gibt wieder Besichtigungen – man merkt, dass sich der Markt erholt”, ergänzte der stellvertretende Fachverbandsobmann in der WKÖ und Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Wild. Viele Dinge lägen aber noch im Argen, sagte er und verwies unter anderem auf die “kostentreibenden Baunormen”, Betriebskostenkataloge und die Rechtssicherheit bei Förderungen.

Eine sprunghafte Verbesserung auf dem Markt ist heuer noch nicht zu erwarten. “Aber wir sehen, dass die Leute wieder hingehen zu den Banken”, berichtete Gollenz. Finanzierungen für Immobilien werden also allmählich wieder nachgefragt. “Es ist auch aufgrund der geänderten Zinssituation wieder einfacher, Eigentum zu schaffen”, merkte Pisecky an. Das Mietangebot sei aber noch “angespannt”. “Wir müssen wieder mehr bauen, auch in Wien.”

Begründete Hoffnung auf Verbesserung

Grund zu Optimismus in der Branche geben neben den gesunkenen Zinsen, die insgesamt rückläufige Inflation, die laut Pisecky im Schnitt um 20 Prozent gestiegenen Einkommen sowie das voraussichtliche Auslaufen der KIM-Verordnung im Sommer. Ohne diese Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmenverordnung des Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG) wird eine Lockerung der Wohnkreditvergabe erwartet. “Der Markt ist 2024 stillgestanden – da war hauptsächlich die KIM-Verordnung schuld”, meinte Gollenz. “Wir werden sehen, wie die Banken reagieren, ob sie den Geldhahn ein bisschen aufdrehen.”

Über all dem hängt die hartnäckig schwache Konjunktur – viele Menschen sind in Sorge um ihren Arbeitsplatz und somit eher zögerlich bei der Aufnahme von Krediten.

Von der (zukünftigen) Regierung wünscht sich der WKÖ-Fachverband als Branchenvertretung unter anderem einen “Sanierungsturbo” sowie stabile rechtliche Rahmenbedingungen bei den Förderungen, damit längerfristig geplant werden kann. Um günstiger als jetzt bauen zu können, wäre zudem eine Entrümpelung bei den Baunormen wichtig.

Tausende Baunormen als Kostentreiber

Derzeit gibt es den Angaben zufolge über 5.000 Baunormen, deren Einhaltung und Überprüfung viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Einfacher wäre es den Branchenvertretern zufolge beim Bauen “dem ‘Stand der Technik’ zu entsprechen”, der von Gutachtern überprüft wird. Der Konsument bzw. Käufer müsse natürlich sicher sein können, dass die Qualität stimme. Das Regelwerk und die technische Abwicklung sollten aber vereinfacht werden, so der Wunsch. In zwei deutschen Bundesländern funktioniere das bereits – in Bayern und in Niedersachsen, mit dem sogenannten “Gebäudetyp E” (E wie einfach, Anm.). “Die Ö-Normen kann man ändern”, betonte Gollenz.

Die Branche ist den Angaben zufolge dabei, betreffend Senkung der Baukosten eine Lösung zu finden und will “eine zweistellige Prozentzahl nennen können, wo wir bei den Baupreisen einsparen”. “Wir könnten bis zu 25 Prozent billiger bauen, wenn die Politik die Rahmenbedingungen schafft”, betonte Pisecky.

Lockerung der Stellplatzverpflichtung

So würde etwa eine Lockerung der Stellplatzverpflichtung “wahrscheinlich 15 bis 20 Prozent an Baukosten einsparen können”. Die Stellplatzverordnung ist Landesgesetz. Sie sollte nicht auf die errichtete Wohnungsanzahl, sondern auf die Lage und die vorhandene Infrastruktur abgestellt werden, schlug Gollenz vor. Bei guter Öffi-Anbindung braucht es weniger Stellplätze, so die Idee.

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