Aufgenommen in der Kälte, aber “viel Farbe” – “Ich will, dass die Hörer denken: What the fuck, was ist hier los?” – Erscheinungstermin und Tourauftakt am 21. März

Es muss nicht immer alles düster sein bei Thorsteinn Einarsson. “Ich bin manchmal auch lustig und ein Kasperl”, sagt der österreichisch-isländische Popsänger und Songschreiber im APA-Interview. Diese Seite seiner Persönlichkeit sei in seiner Musik “nie wirklich” herausgekommen. Mit seinem neuen Album (ab 21. März) “Teardrops & Confettiguns” will Einarsson nun auch zeigen, dass er “glücklich sein und Spaß haben kann”. Für die Aufnahmen galt: “Ich wollte mich austoben.”

Aber der typische Einarsson-Sound blieb deswegen nicht auf der Strecke. Vielleicht auch deshalb, weil viel Material in der Kälte entstand, nämlich in seinem Geburtsland Island: “In einer Holzhütte meiner Mutter am Land”, präzisiert der Künstler. “Dort gab es sonst nur noch ein Hot Tub, Polarlichter und vor allem Ruhe. Ich habe dort zum ersten Mal komponiert, und es hat voll Sinn gemacht. Vielleicht zieht es mich das nächste Mal in eine sonnigere Gegend. Ich habe noch nie ein Album im Sommer gemacht.”

Sammelsurium an Stimmungen und Gefühlen

Der Albumtitel ist Programm, die Lieder sind ein Sammelsurium an Stimmungen und Gefühlen. “Mir ist die Vielfalt wichtig”, betont der Musiker, der am Mittwoch (19. März) seinen 29. Geburtstag feiert. “Der rote Faden ist mein Songwritingstil und meine Stimme. Bei jedem Album probiere ich etwas Neues, mache Änderungen – das passiert aber ganz organisch.” Zwar gebe es typische Singletracks auf dem Tonträger, in erster Linie sehe er sich jedoch “definitiv als Albumkünstler in einer Zeit, in der Singles wichtiger sind”, schmunzelte Einarsson.

“Dieses Album hat viel mehr Farbe”, sagt Einarsson im Vergleich zu seinen früheren Werken. “Es sind Queen-artige Vocals enthalten, der Titelsong ist eine fünf Minuten lange Rockoper mit Takt- und Tempo-Wechseln und Modulationen. Ich habe mich wirklich ausgetobt und wollte musikalisch zeigen, was ich auch kann, nämlich nicht nur Melodien schreiben, die ins Ohr gehen, sondern dass ich auch ein großer Rockfan bin.”

“Was ist hier los?”

“Ich will, dass die Hörer denken: What the fuck, was ist hier los?”, betonte Einarsson. “Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal von einem Popkünstler, besonders in Österreich, einen Song mit fünf Minuten und Vollgas und Taktwechseln gehört habe. Das gibt es in der Klassik, das gibt es im Rock, warum trauen wir uns das nicht im Pop?” Deswegen setze er parallel zu Singles auf das Album zum kreativen Austoben. Musikkonsumenten der alten Schule kommen zusätzlich auf ihre Kosten: “Auf der CD und auf der Platte gibt es einen versteckten Song, für Leute, die sich die Zeit nehmen, einen physischen Tonträger zu holen. Das kann man auf Spotify nicht.”

Seine Liebe zum Rock sei nicht neu, so Einarsson. “Ich rede seit zehn Jahren, wie sehr ich Queen liebe. Man hat das nur in meinen Liedern nie wirklich herausgehört. Ich liebe ja auch Pop. Ich bin alt und reif genug, um musikalisch so einen Song wie ‘Teardrops & Confettiguns’ zu machen. Mit 18 hätte ich den nicht schreiben können.”

Zum ESC vielleicht mit 50

Mit dem Erscheinungstag des Albums startet Einarsson eine Österreichtournee. “Ich spiele in jedem Bundesland”, freut er sich. “Es schaut sehr gut aus, ich bin ewig dankbar, dass jetzt so viele Leute zu meinen Auftritten kommen. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so, es war ein langer Weg. Ich habe hart daran gearbeitet, zurück liegen viele Kilometer mit dem Auto, viele Nächte in irgendwelchen Hotels – es hat sich ausgezahlt.”

Einarsson komponiert auch Lieder für andere Acts, so auch für einen Beitrag für die isländische Vorausscheidung zum diesjährigen Song Contest. Immer wieder munkelte man, dass Einarsson für Österreich beim ESC antreten könnte. “Ich wäre letztes Jahr fast gefahren, hat leider nicht geklappt”, erzählt er. Damit sei das Kapitel für ihn vorerst abgeschlossen: “Der Bewerb ist so viel mehr als Musik. Mich interessiert es nicht, politisiert zu werden. Für den ESC schreiben? Sehr gerne, ich bin ein großer Fan. Aber ich muss nicht selbst hin. Vielleicht mit 50”, lachte er laut.

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