Das Geschäft mit der Langlebigkeit boomt. Stars wie Jennifer Aniston, Gwyneth Paltrow, und Kim Kardashian schwören auf sündteure NAD+-Infusionen zur Zellverjüngung. Was sie wirklich bringen. UND: Wie es auch günstiger geht.

Als leidenschaftliche Biohackerin sowie Gründerin der Langlebigkeitsbrand YNG hat sich Longevity-Expertin Vian Feldhusen durch alle derzeit großen Trends getestet. Und – hier ein Teaser – nicht alles befindet sie für sinnvoll, gut bzw. “das Geld wert”. Mit der versprochenen Prolongierung der Jugend und Agilität wird derzeit gutes Geschäft gemacht – unter anderem mit teuren Vitamin-Infusionen, die in Hollywood und Umgebung unter dem Namen “IV Drip” (intravenous drip) boomen. Kim Kardashian, Gwyneth Paltrow, Jennifer Aniston, Hailey Bieber, … die Liste der zufriedenen Userinnen ist bereits lang. Aber was kann der vermeintliche Jungbrunnen wirklich?

Tropf- oder Kopfsache?

Sind Drips wirklich ein Gamechanger oder reines Placebo, sprich Kopfsache? Vian geht dem auf die Spur. Konkret sieht sie sich für uns den so gepriesenen “Jungbrunnen” NAD+ näher an: “In der Welt des Anti-Aging gibt es kaum ein Thema, das so kontrovers diskutiert wird wie die NAD+-Infusions-Therapie. Die Infusionen, die pro Sitzung 300 bis 400 Euro kosten, versprechen nicht weniger als ein Upgrade auf Zellebene – sprich mehr Energie, bessere Regeneration und einen langsameren Alterungsprozess.” Ein großes Versprechen.

Was ist NAD+ eigentlich?

“NAD+”, so Vian, “steht für Nicotinamidadenindinukleotid – ein lebenswichtiges Coenzym, das in jeder Zelle des Körpers vorkommt. Es spielt eine Hauptrolle in den Mitochondrien, den ‘Kraftwerken’ der Zellen, wo es die Energieproduktion unterstützt. NAD+ kann außerdem DNA-Schäden reparieren und Zellen vor oxidativem Stress schützen. Zumindest in jungen Jahren. Mit zunehmendem Alter sinkt der körpereigene NAD+-Spiegel leider allmählich.” Diesem Abfall soll mit Infusionen gegengesteuert werden.

Wie funktioniert die Infusion?

Infusionen, wie z.B. mit NAD+, werden hierzulande in auf Infusionen spezialisierten “Drip Bars” mit geschultem Fachpersonal, in Longevity-Zentren sowie in Arztpraxen angeboten. Der Renner in Hollywood sind mobile Drip Bars, die zu Celebrities nach Hause rollen. Dann wird ein Zugang gelegt, eine bequeme Position eingenommen, die Infusion angehängt und schon befindet man sich am Langlebigkeits-Drip. “Wenn wir uns so eine Luxus-Infusion gönnen”, so Vian, “wird hochkonzentriertes NAD+ direkt in die Blutbahn eingeschleust. Dadurch wird ein schneller Energieschub und eine bessere Zellregeneration versprochen.” Doch: “Um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, empfehlen Anbieter oft vier Infusionen innerhalb eines Monats, gefolgt von monatlichen Auffrischungen. Das ist ein teurer Prozess.”

Wie ist der Effekt?

Vian: “Ich habe das Infusions-Treatment bereits mehrfach getestet und kann die positiven Erfahrungen anderer bestätigen. Man spürt eine verbesserte Energie und eine geistige Klarheit. Laut ersten wissenschaftlichen Studien optimiert sich durch die Gabe von NAD+ die Zellreparatur und die Regeneration wird beschleunigt. Ein gutes Gefühl! Die Benefits sind nicht nur eine verzögerte Zellalterung, sondern auch Unterstützung bei der Erholung von Stress und Burnout.”

Gibt es auch Nachteile?

So effektiv die Therapie sein mag, es gibt laut der Expertin ein paar Aspekte, die jede und jeder vor Start einer solchen Therapie wissen sollte.

  • Die kurzfristige Wirkung: Der NAD+-Spiegel steigt nach der Infusion nur kurzzeitig an, sodass regelmäßige Anwendungen nötig sind.
  • Die Nebenwirkungen: Einige Menschen klagen während der Infusion über Übelkeit, Kopfschmerzen oder Druckgefühl in der Brust. Diese Symptome sind zwar meist vorübergehend, können aber unangenehm sein.
  • Wenig Langzeitstudien: Zwar gibt es erste vielversprechende Ergebnisse, aber fundierte Langzeitdaten fehlen noch.
  • Die hohen Kosten: Mit 300 bis 400 Euro pro Infusion ist NAD+ ein teures Vergnügen. Wer langfristig dabei bleiben will -und das braucht es schließlich für nachhaltige Effekte -, der muss sehr tief in die Tasche greifen.

Gibt es günstigere Alternativen?

“Wer nicht gleich hunderte Euro monatlich ausgeben will”, so die Biohackerin, “hat glücklicherweise Alternativen.”

  • NMN (Nicotinamid-Mononukleotid): Eine Vorstufe von NAD+, die in Kapsel- oder Pulverform eingenommen werden kann. Studien zeigen, dass NMN die Zellgesundheit verbessert.
  • NR (Nicotinamid-Ribosid): Ebenfalls eine NAD+-Vorstufe, die häufig in Anti-Aging-Supplements zu finden ist.
  • Lebensstil: Die natürlichste und nachhaltigste Alternative ist eine Optimierung des Lifestyles. Intervallfasten, z.B., regt das körpereigene Zellreparaturprogramm – die Autophagie – an und steigert die körpereigene NAD+-Produktion. Auch Sport, besonders Ausdauertraining, kann die NAD+-Spiegel erhöhen. Zudem enthalten gesunde Lebensmittel wie Avocado, Brokkoli und Fisch wertvolle NAD+-Vorstufen.

Wer braucht’s wirklich?

Wir alle wollen möglichst lange jung bleiben, aber brauchen wir alle ein Extra an NAD+ von außen? “Die Therapie oder Ergänzung mit NMN/NR”, so Vian, “könnte sich besonders für Menschen 30 plus lohnen, die sich häufig erschöpft fühlen, einen hohen Stresslevel haben oder die Anti-Aging-Effekte aktiv nutzen möchten. Jedoch bleiben die Fragen nach Langzeitwirkungen und der Effektivität solcher Therapien weiter Gegenstand der Forschung.”

Das Fazit der Expertin:

“NAD+ IV-Infusionen sind zweifellos ein spannender Ansatz der Anti-Aging-Medizin – doch ihre hohen Kosten und der nur kurzfristige Effekt machen sie für viele unattraktiv. Zudem fehlen Langzeitstudien, um ihre tatsächlichen Vorteile und Risiken abschließend zu beurteilen. Für diejenigen, die nachhaltige und erschwingliche Alternativen suchen, bieten NMN-Supplements, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung eine gute Option.”

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