Ein Kleinbus crashte in einen Kühllaster. Dabei starben im Bezirk Neunkirchen vier Ukrainerinnen. Drei weitere Frauen wurden schwer verletzt. Der Fahrer ihres Transporters wurde verhaftet. 

NÖ. Das Bild, das sich den Einsatzkräften Dienstagfrüh auf der Südautobahn in Fahrtrichtung Wien, direkt bei der Ausfahrt vom ASFINAG-Parkplatz Gleissenfeld, bot, bringt ein Beteiligter mit drastischen Worten so auf den Punkt: „Wir krochen bei der Bergung über Leichen. Das habe ich noch nie erlebt.“ Sagt ein erfahrener Floriani von der FF Pitten, der auch beschreibt, dass die anderen Insassen in dem völlig zerstörten Mercedes Sprinter, der um 6.20 Uhr – im Morgengrauen zehn Minuten vor Sonnenaufgang – auf einen Lkw aufgefahren war, in dem Wrack eingeklemmt waren und nur mit großer Mühe und unter Einsatz von hydraulischem Gerät geborgen werden konnten. 

Nur der Lenker, wie seine mitreisenden Frauen aus der Ukraine, wurde nicht schwer verletzt – sodass er später ohne große medizinische Bedenken vom Krankenhaus direkt in die Justizanstalt Wiener Neustadt überstellt werden konnte. Gegen den 52-Jährigen wird wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung ermittelt, hinter Gitter bleibt er wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Der Verdacht: Der Chauffeur, der wohl schon eine längere Strecke mit Landsfrauen im Alter 53 bis 61 Jahren  – mutmaßlich Pflegekräften auf der Heimfahrt bzw. zu einem anderen Einsatzort – hinter sich hatte, könnte aus Übermüdung oder mit zu hoher Geschwindigkeit den außerordentlich langsam vor ihm fahrenden Kühllaster mit spanischem Kennzeichen übersehen haben.

Denn: Um vom Parkplatz Gleissenfeld auf die Südautobahn zu kommen, gibt es nur einen kurz bemessenen Beschleunigungsstreifen, sodass vor allem der auf die erste Spur einbiegende Schwerverkehr kaum Fahrt drauf hat – wer hier zu schnell daherkommt (erlaubt sind 130), rast quasi gegen eine Wand. Den Unfallfotos zufolge dürfte der Ukrainer im allerletzten Moment noch gesehen haben, was auf ihn zukam, und wollte nach links auf die Überholspur ausweichen – was dazu führte, dass die rechte Seite des Kleinbusses voll gegen das Heck krachte, und alle, die auf dieser Seite saßen – vier Frauen im Alter von 53, 54, 61 und 64 Jahren  – auf der Stelle tot waren.

„Verneigen uns in tiefer Trauer“ 

Bekannt ist über die Todesopfer nur, dass sie aus der Region Mahala bei Cernowitz stammen. Die von der ukrainischen Botschaft verständigten Behörden sprechen laut einer Stellungnahme „den Familien der bei dem schrecklichen Verkehrsunfall Getöteten und Verletzten ihr aufrichtiges Beileid aus. Keine Worte können den Kummer lindern, der über den Verlust eines geliebten Menschen entsteht. Wir nehmen aufrichtig an Ihrer Trauer teil und verneigen uns in tiefer Trauer mit Ihnen.“ 

Bei der Beurteilung der Schuldfrage – gegen den 43-jährigen peruanischen Lenker des spanischen Lkw wird auf freiem Fuß ermittelt – werden sicher auch einige Gutachten vonnöten sein, um zu klären, ob der Horror-Unfall vermeidbar gewesen wäre bzw. ob der ukrainische Lenker (der wie gesagt festgenommen wurde und in U-Haft sitzt) ganz allein Schuld an den Ereignissen trägt. Bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung drohen ihm bis zu zwei Jahre Haft, hat er grob fahrlässig gehandelt (etwa getrunken oder Drogen konsumiert) sind bei mehreren Todesopfern bis zu fünf Jahre Haft möglich. Ausschlaggebend werden hierbei in diesem Unfallkrimi die Aussagen der überlebenden Frauen sein.

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