Im oe24.TV-Interview mit Isabelle Daniel erklärte Burgenlands FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer, was er sich von der Landtagswahl am Sonntag erwarte und wie er die aktuellen Regierungsverhandlungen sieht.
oe24.TV: Wie sehen Sie denn jetzt Ihre Ausgangslage? Die letzte Wahl war unmittelbar vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos. Sie starten also von 10 Prozent…
Norbert Hofer: Die FPÖ wird sicherlich massiv dazugewinnen. Die Frage ist dann, wie stark sind diese Zugewinne? Und dann wird man sehen, wie die anderen Parteien abschneiden. Ich glaube, dass wir wohl die einzige Partei sein werden, die dazugewinnen wird.
oe24.TV: Aber was wäre Ihr Ziel? Sie wollen sicher deutlich über 20 Prozent bekommen.
Hofer: Jede Stimme, die man gewinnt, erhöht das eigene Gewicht. Und zwar egal, ob man jetzt in der Opposition ist, ob man regiert, als Stellvertreter oder als Landeshauptmann. Jede Stimme erhöht das eigene Gewicht, um die Inhalte, die wichtig sind, auch umsetzen zu können.
oe24.TV: Ihr Ziel ist es, dass Sie Landeshauptmann mit den Stimmen der ÖVP werden würden?
Hofer: Es kommt einmal auf das Wahlergebnis an. Dann ist die Frage, was geht sich mathematisch überhaupt aus. Es könnte auch sein, dass es eine rot-grüne Koalition gibt. Auch das ist durchaus möglich und mathematisch denkbar. Wenn sich mathematisch etwas ausgeht, dann wird einmal trotzdem der Vertreter der stärksten Partei zu Gesprächen einladen. Dann wird man dort Inhalte abstecken und schauen, wo trifft man sich und wo trifft man sich nicht.
oe24.TV: Aber das heißt, Sie halten es für 50:50 entweder blau-schwarz oder rot-blau?
Hofer: Oder es gibt eine Pattstellung. Es kann eine Situation sein, wo die SPÖ 17 Mandate hat, ein Mandat Grüne und dann hast du eine komplette Pattstellung.
oe24.TV: Grundsätzlich wissen wir, dass die FPÖ uns seit dem 29. September, seit der Nationalratswahl gesagt hat: Die FPÖ mit Herbert Kickl hat 28 Prozent erhalten, ist Nummer 1 geworden und hat damit den Kanzleranspruch. Wieso?
Hofer: Man hat den Anspruch, so wie es immer war, in Regierungsverhandlungen einzutreten.
oe24.TV: Aber das ist die Erklärung von Herbert Kickl abwärts.
Hofer: Einen automatischen Kanzleranspruch gibt es natürlich nicht. Ich muss mich zuerst mit jemandem darauf einigen, auch eine Regierung bilden zu können.
oe24.TV: Kommen wir zu den blau-schwarzen Regierungsverhandlungen im Bund: Wie glaubwürdig ist die ÖVP für die FPÖ, wenn sie jetzt auf einmal sagt, wir haben euch eh sehr gern und jetzt meinen wir das alles wieder ganz ernst, was wir sagen?
Hofer: Ich bin jetzt schon einige Jahre auf der Welt, wie man an meiner Haarfarbe unschwer erkennen kann. Und ich habe das ja im privaten Bereich, wo man mit jemandem wirklich gestritten hat und sich gedacht hat, mit dem möchte ich überhaupt nicht mehr auf ein Bier gehen. Und irgendwie kommt man dann doch wieder zusammen. In der Politik ist es so ähnlich. Und da geht es ja um viel mehr als um ein Bier.
oe24.TV: Wann glauben Sie, können wir damit rechnen, dass Herbert Kickl zum ersten Kanzler der FPÖ angelobt wird?
Hofer: Ich habe ja schon einmal Regierungsverhandlungen gemacht. Das ist schon eine ordentliche Aufgabe. Ich kann nur sagen, vor der Burgenlandwahl wird es aber nicht mehr sein (lacht). Aber ich glaube, eine Verhandlungszeit von etwa drei Wochen, wenn man es wirklich intensiv macht, wenn man sich einigen kann, etwas ist, was realistisch sein könnte.
oe24.TV: Das heißt, es könnte genau 25 Jahre nach der ersten schwarz-blauen Regierung die erste blau-schwarze Regierung geben. Das war der 4. Februar.
Hofer: Ich weiß nicht, ob man dann unbedingt diesen Tag wählen wird. Ob dann die Vorzeichen so optimal sind. Aber von der Verhandlungszeit her könnte es sich vielleicht ausgehen.