Die Regular Season der NFL ist offiziell vorbei. Eine unvergessliche Saison mit vielen Höhen, Tiefen und historischen Momenten wurde Sonntagnacht gebührend mit dem Gipfeltreffen der Detroit Lions und Minnesota Vikings abgeschlossen.
Wie die ganze Saison lang gab es auch am letzten Spieltag jede Menge Überraschungen, Aufreger und Szenen, die so manchem Fan lange in Erinnerung bleiben werden. Während die New England Patriots die Chance auf Ausnahme-Talent Travis Hunter mit einem unbedeutenden Sieg gegen die Bills aus der Hand gegeben haben, lieferten sich die Detroit Lions und Minnesota Vikings eine historische Schlacht um die Nummer 1 der NFC und das Heimrecht im Play-off.
Ab nächster Woche zählt für die verbleibenden 14 Teams nur noch der Sieg am Weg zum Super Bowl am 9. Februar in New Orleans. Andere Größen des Sports hatten am Sonntag ihren letzten Auftritt in der besten Football-Liga der Welt.
DIE NFL-PLAY-OFFS IM ÜBERBLICK:
- Kanasy City Chief – spielfrei
- Detroit Lions – spielfrei
- Houston Texans – Los Angeles Chargers (Sa., 11. 1., 22.30 Uhr)
- Baltimore Ravens – Pittsburgh Steelers (So., 12. 1., 2 Uhr)
- Buffalo Bills – Denver Broncos (So., 12. 1., 19 Uhr)
- Philadelphia Eagles – Green Bay Packers (So., 12. 1., 22.30 Uhr)
- Tampa Bay Buccaneers – Washington Commanders (Mo., 13. 1., 2.15 Uhr)
- LA Rams – Minnesota Vikings (Di., 14. 1., 2.15 Uhr)
Alles, was diese Woche passiert ist lesen Sie jetzt im Wochenüberblick.
AFC North: Kein Happy End für Bengals
- Baltimore Ravens – Cleveland Browns 35:10
- Pittsburgh Steelers – Cincinnati Bengals 17:19
Die Bengals haben im Kracher gegen die Steelers alles getan, um ihre Aufstiegschancen am Leben zu halten. Am Ende reichte es knapp nicht. Mit dem statistisch besten Receiver (Ja’Marr Chase) und Quarterback (Joe Burrow) der Liga verpasst man die Postseason denkbar knapp. Dafür machte Tee Higgins den Fans Hoffnung. Denn während man letzte Woche noch davon sprach, dass der Superstar nach der Saison ein neues Team sucht, sickerte nun durch, dass die Bengals das gefürchtete Offensiv-Trio zusammenhalten wollen.
Obwohl man den Aufstieg klar geschafft hat, ist die Stimmung in Pittsburgh mittlerweile enorm angespannt. Die letzten vier Spiele der Saison gingen verloren und jetzt kommt es in der Wild Card Runde zum Wiedersehen mit den Divisions-Rivalen aus Baltimore.
In Baltimore wartet ein Team, das definitiv in Topform ist. Lamar Jackson ist der erste Spieler der Geschichte mit 4.000 Passing Yards und 800 Rushing Yards in einer Saison. Noch dazu hat man mit Star-Running-Back Derrick Henry eine unaufhaltbare Waffe im Angriff. Er ist der erste Spieler, der mit 1.900 Rushing Yards in einer Saison nicht der beste Rusher des Jahres ist, weil Saquon Barkley von den Philadelphia Eagles ihn noch überflügelt hat. Auf ihn könnte es besonders deshalb ankommen, weil sich Wide Receiver Zay Flowers beim Sieg gegen die Browns verletzt hat. Ein Einsatz nächstes Wochenende ist zumindest fraglich.
AFC East: Verabschiedet sich Rodgers mit 500. Touchdown?
- NY Jets – Miami Dolphins 32:20
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New England Patriots – Buffalo Bills 23:16
Die Achterbahnfahrt der Jets endete mit einem Sieg gegen die Dolphins, die dadurch auch bei einer Niederlage der Broncos keine Play-off-Chance mehr gehabt hätten. Kurz vor dem Spiel verdichteten sich die Gerüchte, dass Altmeister Aaron Rodgers nach dieser Saison eine ruhmreiche Karriere beenden wird. Mit seinem 34. Spiel, in dem er über 34 Touchdowns erzielte und dabei zum 500. Mal einen seiner Mitspieler in der Endzone fand sorgte der 41-Jährige dafür, dass er im Fall der Fälle einen entsprechend ruhmreichen Abgang hatte. Obendrein sorgte er dafür, dass das Duo Rodgers-Davante Adams das dritterfolgreichste Team der NFL-Geschichte wurde. Nur Peyton Manning mit Marvin Harrison und Steve Young mit Jerry Rice hatten in ihrer gemeinsamen Zeit mehr Touchdowns erzielt.
Danach sorgte Dolphins-Superstar Tyreek Hill mit einer Aussage für Aufsehen. Nachdem der Speedster zum ersten Mal in seiner Karriere die Play-offs verpasst hat, deutete er an den Sunshine State mit Saisonende zu verlassen und sich nach einer neuen Heimat umzusehen. Schon zuvor spielten die Bills ohne die meisten Starter gegen die Patriots. Einer der wenigen Gewinner dieser Partie war wohl Von Miller. Der Bills-Abwehr-Star konnte mit einem Sack dank seiner Vertragsklausel zusätzlich 1,5 Millionen Dollar abkassieren.
Nichts zu lachen hatten hingegen die Patriots trotz des Sieges. Denn dadurch verlor man die Chance auf den ersten Pick im kommenden NFL-Draft. Als Konsequenz wurde Cheftrainer Jerod Mayo nach nur einer Saison entlassen (mehr dazu am Ende des Artikels).
AFC South: Titans haben die Qual der Wahl
- Tennessee Titans – Houston Texans 14:23
- Indianapolis Colts – Jacksonville Jaguars 26:23 n. V.
Des einen Leid ist des anderen Freud. Denn durch den Sieg der Patriots rutschten die Titans an das Ende der NFL-Tabelle ab. Doch der Trostpreis ist, dass man sich im April das absolute Top-Talent aus dem College aussuchen kann. Die Wahl wird wohl auf Travis Hunter von Colorado fallen, der sowohl als Wide Receiver als auch als Cornerback eingesetzt werden kann. Allerdings brauchen die Titans auch einen neuen Quarterback, gut möglich, dass man das Recht der Top-Auswahl auch abtritt, um sich auf einen anderen Spieler zu fokussieren.
Nach einer durchwachsenen Saison konnten auch Bernhard Raimann und die Indianapolis Colts zum Abschluss noch einmal jubeln. Nach einem Overtime-Krimi gegen die Jaguars wartet auf den Österreicher nun ein besonderes Jahr. Insgesamt hat der Wiener über die ganze Saison nur vier Sacks erlaubt und sechs Strafen kassiert. Damit zählt er auch heuer zur absoluten Elite auf der Position des Offensive Tackle. Sein Vertrag in Indianapolis läuft noch ein Jahr, danach könnte für den heimischen NFL-Pionier der große Zahltag kommen. Wenn er seine Leistung nächstes Jahr erneut abruft, könnte er sogar zu den Top-Verdienern auf seiner Position aufsteigen.
AFC West: Broncos beenden Durststrecke mit Gala
- Denver Broncos – Kansas City Chiefs 38:0
- Las Vegas Raiders – LA Chargers 20:34
Die beste Ausgangslage im Play-off-Krimi hatten vor dem Spieltag die Denver Broncos. Rookie Bo Nix ließ unter der Regie von Trainer-Guru Sean Payton keinen Zweifel aufkommen. Die B-Mannschaft der Kansas City Chiefs wurde teils spektakulär vom Platz geschossen. Danach konnte man gemeinsam mit den Fans den ersten Play-off-Einzug seit dem Super-Bowl-Titel vor neun Jahren feiern.
Für die Chargers ging es im Fernduell noch um die bessere Ausgangslage im Play-off. Mit dem klaren Sieg gegen die Raiders sicherte man sich Platz fünf in der Setzliste und damit das Duell mit den vermeintlich schwächsten Gruppensiegern, den Houston Texans. Bei den Raiders baute Rookie-Tight-End Brock Bowers seine atemberaubende Einstandsaison weiter aus. Mit 110 empfangenen Pässen war kein Rookie jemals besser als der 22-Jährige.
NFC North: Lions sichern sich die Nummer 1
- Green Bay Packers – Chicago Bears 22:24
- Detroit Lions – Minnesota Vikings 31:9
Das historische Gipfeltreffen zwischen den Lions und Vikings war der krönende Abschluss der Saison. Noch nie standen sich im Grunddurchgang der NFL Teams mit zusammengerechnet 28 Siegen gegenüber. Noch nie gab es ein Team mit 14 Siegen, das seine Division nicht gewonnen hatte. All das änderte sich gestern Nacht. Die Lions begannen extrem motiviert und ließen den Vikings vorerst keine Chance, ins Spiel zu kommen.
Während in der ersten Halbzeit allerdings beide Abwehrreihen dominierten und sich kaum Chancen für die Star-Angreifer eröffneten, drehten die Hausherren dann richtig auf. Der Mut von Head Coach Dan Campbell wurde erneut belohnt und so krönen sich die Lions erstmals in ihrer Vereinsgeschichte zum zweiten Mal in Folge zum Sieger der NFC North und sichern sich damit das Heimrecht für den Rest der Saison und damit verbunden auch noch eine weitere Bye Week, die einigen ihrer Stars die Chance gibt etwaige Verletzungen auszuheilen und sich für ihr Comeback bereit zu machen.
Davor wurde auch in Green Bay Geschichte geschrieben. Die Packers verloren bei eisigen Temperaturen das erste Mal seit 13 Spielen gegen die Bears in letzter Minute mit einem Field-Goal-Unterschied. Bears-Kicker Cairo Santos wurde dabei – wenig überraschend – der klassische Lambeau Leap zum Jubeln verwehrt. Dadurch kommt es für die Packers zum Wiedersehen mit den Philadelphia Eagles. Am ersten Spieltag musste man sich in Brasilien knapp geschlagen geben, jetzt könnten die Eagles auch die Saison der Packers beenden. Denn ausgerechnet vor dieser wichtigen Partie mussten Christian Watson und Quarterback Jordan Love verletzt vom Platz. Beim jungen Spielmacher hieß es, dass er das Gefühl in seiner Wurfhand verloren hatte, Watson hingegen droht länger auszufallen.
Das Highlight des Spiels war aber definitiv ein trickreicher Punt-Return-Touchdown, der alle Experten staunen ließ.
NFC East: Kein Rekord für Super-Barkley
- Philadelphia Eagles – NY Giants 20:13
- Dallas Cowboys – Washington Commanders 19:23
Letzte Woche stürmte Eagles-Running-Back Saquon Barkley als neunter Spieler in den elitären 2.000er-Klub. Exakt 100 Yards fehlten ihm auf den Rekord von Eric Dickerson aus dem Jahr 1984. Doch beim Sieg gegen die Giants wurde Barkley für die Play-offs geschont und konnte nicht mehr nachlegen. Dennoch verfolgte er das Spiel an der Seitenlinie und bedankte sich mit einem besonderen Shirt bei seinen Teamkollegen für die Unterstützung am Weg zu seiner Traumsaison. Auch ohne Barkley endete die Alptraum-Saison der Giants mit einer Niederlage. Immerhin konnte Rookie-Receiver Malik Nabers mit 108 Receptions einen neuen Rekord für das Team aus dem Big Apple aufstellen.
Die Commanders konnten dank einer Aufholjagd in Dallas noch den sechsten Platz in der Setzliste absichern. Dabei wurde Rookie Jayden Daniels zur Halbzeit auf die Bank gesetzt, das hielt aber Ersatzmann Marcus Mariota nicht davon ab, mit Terry McLaurin ein Offensiv-Feuerwerk abzufeuern.
Weniger Spaß hatte eine der weltberühmten Cowboys-Cheerleaderinnen. Bei einem misslungenen Kick sah sie das Unheil nicht kommen und bekam eine schmerzhafte Kopfnuss von dem Geschoss. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert und sie konnte es dennoch mit Humor nehmen.
NFC South: Tampa zittert sich mit Tausender-Mike ins Play-off
- Tampa Bay Buccaneers – New Orleans Saints 27:19
- Atlanta Falcons – Carolina Panthers 38:44 n. V.
Pflichtsiege sind oftmals die schwersten. Das erlebten auch die Tampa Bay Buccaneers gegen die New Orleans Saints. Während die Saints nach der schrecklichen Terror-Fahrt zu Neujahr vor dem Anpfiff eine Million Dollar durch Besitzerin Gayle Benson für die Opfer spendeten, startete das Team aus dem Big Easy furios. Mit Rookie Spencer Rattler zog man zu Beginn den Bucs davon.
Im zweiten Durchgang drehten die Hausherren dann aber das Spiel und konnten so aus eigener Kraft den Division-Sieg fixieren. Als das Spiel entschieden war, kam es noch zu einem besonders emotionalen Moment. Mike Evans fehlten vor der Partie 85 Yards auf seine elfte Saison in Folge mit mindestens 1.000 Receiving Yards. Bei dem für den Ausgang unbedeutenden Spielzug sicherte er sich diese Extra-Meter, stellte damit den Bestwert von Jerry Rice ein und löste seinen Millionen-Bonus zusätzlich ein.
Doch die Bucs hätten sich sogar eine Niederlage leisten können. Denn die Falcons, bei denen Zukunftshoffnung Michael Penix eine weitere Talentprobe ablieferte, mussten sich in einem offensiven Schlagabtausch den Carolina Panthers geschlagen geben. Bei den Panthers hat mit dem positiven Saisonausklang Bryce Young endgültig gezeigt, wieso man ihn vor zwei Jahren im Draft wählte. Nachdem er zur Saisonhälfte schon auf der Bank Platz nehmen musste und man dachte, dass die Karriere des ehemaligen Top-Talents zu Ende ist, hat er den Kopf noch aus der Schlinge gezogen und lässt Fans und Insider gespannt auf die nächste Saison warten.
NFC West: Rams patzen und fürchten sich vor Play-off-Kracher
- LA Rams – Seattle Seahawks 25:30
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Arizona Cardinals – San Francisco 49ers 47:24
Die einzige offene Frage in der NFC West ist, welcher Gegner auf die Los Angeles Rams nächste Woche wartet. Mit einem Sieg hätte man sich das Duell mit den Commanders erkämpft, durch die schmerzhafte Pleite gegen die Seahawks muss man jetzt gegen die Minnesota Vikings ran. Bei Seattle bedeutet das letzte Saisonspiel wohl auch das Ende einer Ära. Denn Tyler Lockett soll Medienberichten zufolge nicht in den hohen Norden der USA zurückkehren. Eine weitere Abreibung gab es zum Jahresausklang für die San Francisco 49ers. Bei dem Debakel gegen Arizona brannten manchen Spielern schon früh die Sicherungen durch, so war das Spiel zuerst von Härteeinlagen überschattet.
Einen gewissen Anteil daran hatte auch wieder Trey McBride, der sich auch diesmal von nahezu nichts aufhalten ließ. Für die 49ers endet nun ein Horror-Jahr, nächstes Jahr hofft man mit weniger Verletzungspech zurückschlagen zu können.
Black Monday: Das Trainer-Karussell dreht sich wild
Traditionell ist der erste Tag nach Ende der Regular Season einer, an dem viele Teams nach der Saison neue Wege einschlagen wollen. Den Anfang machten die New England Patriots. Nachdem man gegen die Bills gewinnen konnte und den First-Round-Pick im Draft aus der Hand gab, wurde Cheftrainer Jerod Mayo direkt nach dem Spiel entlassen. Die Chicago Bears, New Orleans Saints und New York Jets haben bereits während der Saison ihre Trainer entlassen. Antonio Pierce (Raiders), Doug Pederson (Jaguars), Shane Steichen (Colts), Brian Daboll (GIantsGiants), Mike McCarthy (Cowboys) und Kevin Stefanski (Browns) müssen zumindest um ihren Job zittern.
Laut Regulativ muss ein Team auf Trainersuche mindestens zwei Kandidaten interviewen, ehe man sich endgültig entscheidet. Davon müssen die beiden möglichen neuen Trainer eine Frau oder einer Minderheit angehören. Die Top-Kandidaten auf den Chef-Posten sind derzeit in Detroit. Dadurch kann sich die Verpflichtung eines neuen Cheftrainers ziehen, denn sowohl Offensive-Coordinator Ben Johnson als auch Defensive-Coordinator Aaron Glenn dürfen erst nach dem Ausscheiden der Lions Gespräche mit anderen Vereinen führen.
Selbiges gilt für Vikings-Abwehr-Coach Brian Flores und Joe Brady (Offensive-Coordinator Bills). Mike Vrabel, der schon letztes Jahr als Kandidat in New England gehandelt wurde, wäre sofort frei. Am Sonntag kursierten sogar Gerüchte, dass mehrere Teams an einem seltenen Trainer-Trade mit Vikings-Head-Coach Kevin O’Connell interessiert seien. Auf die sportlichen Verantwortlichen der Teams wartet nun auf jeden Fall die intensivste Zeit des Jahres.