Un(beliebtes)Kraut. Jede/r 10. in Österreich reagiert allergisch auf Ragweed. Warum die Saison besonders stark ausfällt und was gegen die Allergie wirklich hilft.
Tränende, juckende Augen, Niesen und Atembeschwerden, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Husten oder sogar chronisches Asthma – die stark einschränkenden Heuschnupfensymptome treten mittlerweile auch im Herbst auf. Verursacher: das aus den USA stammende Unkraut Ragweed, das sich rasant über Europa ausbreitet und eine hohe allergische Potenz aufweist.
Jetzt kommt Ragweed
Dieses Jahr soll – so die Prognose des Österreichischen Polleninformationsdienstes – die Belastung besonders stark werden. Die erste Welle an Ragweedpollen erreichte Österreich bereits – deutlich früher als üblich – Mitte August. Der Blütenstaub des Unkrauts wurde in rauer Menge aus Ungarn und Slowenien nach Wien, Niederösterreich, Burgenland, in die Steiermark und in Teile Kärntens eingeweht. „Die lokale Produktion der Ragweedpollen beginnt mit Ende August/Anfang September und dauert bis Ende September bis maximal Mitte Oktober“, so Dr. Markus Berger, Leiter des Österreichischen Polleninformationsdienstes. Eine sehr lange Zeit, wenn man gegen das Kraut allergisch ist. Vor allem, da der Pollenflug sehr intensiv ausfallen soll. „Es genügen bereits 4 bis 5 Pollenkörner pro m³ Luft, um signifikante klinische Symptome auszulösen. Wir erwarten heuer aber mehr als 200 Pollenkörner pro m³ “, so Dr. Berger.
Bin ich allergisch?
Anzeichen für eine Ragweed-Allergie sind die typischen Heuschnupfen-Symptome, wie der Fließschnupfen, rote, juckende Augen und Niesreiz. Auch Atembeschwerden können entstehen. Oft entwickelt sich sogar ein allergisches Asthma. Eine Besonderheit von Ragweed ist, dass auch der direkte Hautkontakt mit der Pflanze zu einem allergischen Hautausschlag führen kann. Zudem können Kreuzreaktionen auf eine Allergie hinweisen. Ragweed verträgt sich nicht mit Kürbisgewächsen wie Gurken, Melonen oder Zucchini. Ebenso kann der Genuss von Bananen problematisch werden.
Die Diagnose wird mittels Pricktest in einem Allergieinstitut gestellt. Dabei werden verschiedene Allergen-Lösungen auf die leicht eingeritzte Haut aufgebracht. Zeigt sich eine Quaddel an der entsprechenden Stelle, geht man von einer Sensibilisierung aus. Blutuntersuchungen können die Diagnostik ergänzen.
Allergie! Was tun?
An oberster Stelle steht bei jeder Allergie die Vermeidung des Kontakts mit den Pollen. Nicht einfach! Der Pollenwarndienst (polleninformation.at) bzw. die Pollen+ App bieten eine Prognoselandkarte für ganz Europa. „Die Karte ist nun länderübergreifend, daher können Einwehungen von Pollen aus den umliegenden Ländern frühzeitig erkannt, erfasst und in der Vorhersage berücksichtigt werden“, so Dr. Berger. Dazu wird die Schadstoffbelastung durch Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid in die Vorhersage eingerechnet. „Aus Forschungen weiß man, dass diese Luftschadstoffe massiven Einfluss auf die Intensität der Beschwerden haben“, so Berger. „Mit unserer Prognosekarte können wir somit Belastungen durch den Pollenflug noch früher und noch genauer vorhersagen.“
Eine wichtige Säule der Therapie ist auch die Symptombekämpfung. Dafür stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung. Zudem gibt es mittlerweile eine ursächliche Therapie, die Allergie an der Wurzel packt und somit heilen kann. Eine Allergie sollte möglichst früh behandelt werden, um eine Verschlechterung der Symptome zu vermeiden.
Noch viel mehr neue Allergene
Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden künftig neben Ragweed auch weitere Neophyten (Anm.: ursprünglich nicht heimische Pflanzen) sowie Gewächse Allergikern das Leben schwermachen. Im Umfeld des Neusiedler Sees etwa wird das Schilf in der ersten Septemberwoche zu blühen beginnen. Personen, die auf Gräserpollen sensibilisiert sind, können je nach Wind und Wetterlage auch diesen Pollenflug bis Wien hinein spüren. Weiter potenzielle „Troublemaker“ sind der Einjährige Beifuß (blüht von Ende September bis Mitte November im Donauraum) und die Olivenhaine im pannonischen Tiefland. In anderen Ländern ist der Olivenbaum bereits für sein Allergiepotenzial bekannt. Berger: „Es wird sich bald zeigen, ob sich die Olive auch bei uns zu einem problematischen Allergen entwickelt. Um darauf vorbereitet zu sein, haben wir den Ölbaum bereits in die Prognosekarte integriert.“