Lesen Sie, was Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko am Mittwoch zur Krise bei Red Bull Racing und zum angezählten Nummer-2-Piloten zu sagen hatte.
Dass Marko nach der Rückkehr aus Shanghai ans Telefon ging, ist dem 81-jährigen Grazer hoch anzurechnen. Schließlich wird seit dem zweiten Saisonrennen nach dem Doppelsieg von McLaren (Piastri vor Norris) und dem 4. Platz von Verstappen (durch den er den WM-Rückstand gegenüber Norris mit 8 Punkten in Grenzen hielt) in diversen Medien über den Rauswurf vom noch immer punktelosen “Zweierpiloten” Liam Lawson spekuliert. Für heute ist ein Krisengipfel angesetzt, vor dem Marko offensichtlich nichts sagen darf.
oe24: Herr Marko, wie geht’s Ihnen nach dem durchwachsenen Shanghai-Wochenende?
HELMUT MARKO: Es ist schon besser gegangen. Wobei unser Resultat schlechter war als unsere Performance. Max war mit den Medium-Reifen zu vorsichtig, mit den harten hat er dann eh mit den McLaren mitgehalten.
oe24: Würden Sie mir raten, mein Geld auf Verstappen als Weltmeister zu setzen?
MARKO: Naja, da muss unser Auto schon besser funktionieren.
oe24: Auf ServusTV meinten Sie, Sie hätten etwas in der Pipeline …
MARKO: Ja, aber das muss auch erst funktionieren, und das passiert nicht von heut auf morgen.
oe24: Lassen Sie uns bitte über die größte Red-Bull-Baustelle sprechen: Warum bringt Lawson überhaupt nichts zusammen?
MARKO: In Australien hatte er im dritten Training einen Turbodefekt. Die Kilometer, die er dadurch verloren hat, gehen ihm ab. Das, was von ihm bisher gekommen ist, war natürlich zu wenig. Wir brauchen einen starken zweiten Fahrer, allein schon für die Team-Taktik.”
oe24: Angeblich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Red Bull die Bombe platzen lässt: Stimmt es, dass Lawson in einer Krisensitzung im Red-Bull-Werk in Milton Keynes durch Yuki Tsunoda ersetzt wird?
MARKO: Bei diesem Meeting (heute, d. Red.) geht es in erster Linie darum, dass sich Max mit den Technikern zusammensetzt und die nächsten Schritte durchgeht. Dabei soll in Ruhe auf die Wünsche und die Kritik von Max eingegangen werden.
oe24: Im Netz vermelden mehrere Medien, dass die Entscheidung – Lawson raus, Tsunoda rein – bereits gefallen ist.
MARKO: Es wird demnächst eine Entscheidung geben, und die wird bekanntgegeben. Da müssen Sie bis morgen (= heute, Donnerstag, d. Red.) warten.
“Wie bei einem angeschlagenen Boxer”
oe24: Dabei hatten Sie doch ohnehin immer Tsunoda forciert. Warum hat man sich für den angeblich von Teamchef Horner präferierten Lawson als Perez-Ersatz entschieden?
MARKO: Yuki war zu unkonstant. Deswegen haben wir uns einstimmig für Lawson entschieden. Aber unter dem stärkeren Druck hat er die Leistung nicht bringen können, und zwar vom ersten Tag in Australien an. Dann ist er in die Abwärtsspirale geraten. Das ist wie bei einem angeschlagenen Boxer, da kommst du ganz schwer heraus. So gesehen war’s ein Fehler (Lawson ins Red-Bull-Cockpit zu setzen, d. Red.).
oe24: Dabei hatten Sie nach dem Auftakt in Australien noch gemeint, Sie wollten sich Lawson zumindest drei Rennen lang im Red Bull ansehen. Das scheint überholt zu sein …
MARKO: Warten Sie bitte bis morgen (= heute, Donnerstag, d. Red.), dann wissen wir mehr.
oe24: Erlauben Sie mir bitte noch eine Frage zu euren beiden Teams: Einige Experten glauben, dass die Racing-Bulls-Autos von Tsunoda und Hadjar zurzeit stärker sind als Verstappens RB21. Ist da was dran?
MARKO: Richtig ist, dass der RB21 schwer zu fahren ist. Der Racing Bull ist leichter zu handeln und in einer Qualifying-Runde sehr schnell. Aber im Rennen liegt er deutlich hinter dem Red-Bull-Racing-Auto.
oe24: Und was ist an der Spekulation dran, dass der Red-Bull-Rückfall mit dem Abgang von Stardesigner Adrian Newey zu tun haben könnte?MARKO: Klar fehlt so ein Mann. Ein Newey ist ein Newey. Aber wir sind ein Team von fast tausend Personen. Die Crew hinter ihm wurde sukzessive aufgebaut.