Vor dem Flug nach Sao Paulo, wo Samstag (15 Uhr) ein Sprint und Sonntag (18 Uhr/ServusTV) der dritte Grand Prix innerhalb von 15 Tagen steigt, legte Red-Bull-Mastermind Helmut Marko in der Heimat einen Zwischenstopp ein. oe24 erreichte den 81-Jährigen in seinem Grazer Büro. 

oe24: Herr Marko, Max Verstappen bezeichnete in Mexiko den dichten Rennkalender als Zumutung. Wie geht‘s Ihnen damit?
Helmut Marko: Mir macht das weniger, ich kann auf langen Flügen wunderbar entspannen.

oe24: In Mexiko musste Verstappen nach der harten Attacke gegen Norris viel Kritik einstecken, allerdings wurde er auch hart bestraft. Können Sie damit leben?
Marko: Nein, weil die Strafe (20 Sekunden, d. Red.) war überzogen. Das war ganz klar ein Statement nach dem Rennen in Austin (wo Norris 5 Sekunden bekam).

oe24: Müssen Sie sich Max angesichts der offenbar härteren Vorgangsweise der Stewards zur Brust nehmen, damit er im Hinblick auf die WM nicht zu viel riskiert?
Marko: Mit der harten Strafe gegen unseren Fahrer wollte man ein Exempel statuieren. Das Problem ist, dass die Stewards einmal so und dann wieder anders entscheiden. Da gibt‘s keine klare Linie, da ist keine Konstanz drinnen. Da müssen einheitliche Regeln her. Wir brauchen nicht unbedingt Ex-Rennfahrer, wir brauchen professionelle Stewards: neutrale Leute, die nach fixen Regeln objektive Urteile fällen. Da ist die FIA gefragt.

“Wir werden noch eine Motorenstrafe inklusive Start-Rückversetzung bekommen”

oe24: Sie forderten auch, dass man dem ständigen Überfahren der Streckenbegrenzung mit Kiesbetten entgegen wirken sollte … 
Marko: Genau, und das wäre gar nicht so schwer. Das beste Beispiel hatten wir am Red Bull Ring. Voriges Jahr gab es weit über 100 Überschreitungen der Track Limits, heuer waren es nur mehr zwei oder drei. Wenn man solche Kiesbetten auf allen Strecken konsequent einbaut, wäre das Problem zu 95% gelöst.

oe24: Das wäre doch eine Aufgabe für Sie: Wenn Sie nicht mehr 24 Rennwochenenden um die Welt jetten könnten Sie der FIA als Jurist mit Ihren Ideen helfen …
Marko: Genau genommen wär es eine Aufgabe für Alex Wurz als Vorsitzender der GPDA (Grand-Prix-Fahrer-Vereinigung, d. Red.). 

oe24: Heuer wird in diese Richtung nichts mehr passieren. Trotzdem sollte Verstappen den Titel bei 47 Punkten Vorsprung und nur mehr vier ausständigen Rennen eintüten …
Marko: So locker seh ich das nicht. Wir werden einen neuen Motor benötigen und deswegen noch eine Motorenstrafe bekommen (heißt: Start-Rückversetzung um 5 Plätze, d. Red.). Ob wir die jetzt in Brasilien, in Las Vegas oder in Katar in Kauf nehmen, ist fast egal: Auf allen drei Strecken kann man gut überholen.

oe24: Machen Sie sich noch Hoffnungen auf die Konstrukteurs-WM?Marko: Die ist dahin. Ferrari in der Form ist für uns nicht mehr zu kriegen, die können sogar noch McLaren einholen.

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