Seit Donnerstag ist offiziell, was Österreich vor zwei Wochen angekündigt hat: Andreas Evers, ehemaliger Erfolgs-Coach von Hermann Maier und Michael Walchhofer, übernimmt bei unseren Speed-Herren. oe24 fühlte dem Flachauer auf den Zahn.
oe24: Herr Evers, können Sie unsere Abfahrer nach einer historisch schlechten Saison retten?
ANDREAS EVERS: Retten? In Österreich schaukelt sich das schnell auf. Aber so schlecht, wie es auf den ersten Blick vielleicht aussieht, steht die Mannschaft gar nicht da. Im Super-G hatten wir immerhin die meisten qualifizierten Athleten (beim Finale, d. Red.), wir hatten sogar mehr Läufer als die Schweiz am Start. In der Abfahrt schaut’s weniger gut aus, aber da haben sich die Österreicher in eine Negativspirale reinziehen lassen. Wenn du es erzwingen willst, geht überhaupt nichts. Aber noch einmal: Es sind keine Schlechten, die ich im Team habe.
oe24: Zum Beispiel?
EVERS: Lukas Feurstein hat den letzten Super-G in Sun Valley gewonnen. Wir haben einen Haaser, der im Super-G konstant vorn dabei war und dann noch den Weltmeister-Titel im Riesentorlauf gewonnen hat. Beim Vincent (Kriechmayr, d. Red.) ist die Verletzung in Wengen dazugekommen. Von den Jüngeren erwarte ich mir, dass sie den nächsten Schritt machen. Stefan Eichberger zum Beispiel, der ist seine erste komplette Saison gefahren und hat sich toll entwickelt. Er kann zum Siegläufer werden.
oe24: Was erwarten Sie von Routinier Marco Schwarz?
EVERS: Wenn er wieder hundertprozentig fit ist, rechne ich nächste Saison wieder voll mit ihm, dass er dort wieder schließ, wo er beim Sturz in Bormio (im Dezember 2023) rausgerissen worden ist.
oe24: Macht es Sinn, dass er neben den Speed-Disziplinen auch weiterhin Slalom fahren will?
EVERS: Ich verstehe natürlich, dass er als ehemaliger Slalom-Gesamtsieger den Slalom nicht gern aufgibt. Aber sein Körper wird ihm sagen, ob das weiterhin funktionieren kann. Ich würde ihm raten, die Disziplinen zu fahren, in denen er auch gewinnt.
„Ich will wieder eine gewisse Lockerheit reinbringen“
oe24: Auf was dürfen sich die Rennläufer unter Trainer Evers einstellen?
EVERS: Ich will wieder eine gewisse Lockerheit reinbringen, die Freude und die Leidenschaft zurückholen. Ich werde mir meine Leute genau anschauen und versuchen, die Qualitäten mit jedem einzelnen rauszuarbeiten. Und natürlich müssen wir daran arbeiten, die langgezogenen Gleitschwünge zu optimieren, auf die kommt es in der Abfahrt an.
oe24: Besteht eine Chance, dass Sie Hermann Maier zumindest in beratender Funktion an Bord holen?
EVERS: Zu dem müsste er selbst bereit sein, und weiß nicht, inwiefern er das ist. Erst muss ich mir einmal selbst ein grobes Bild machen.
„Bei jedem Rennen muss das Ziel sein, zu gewinnen“
oe24: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Comeback-Saison beim ÖSV gesetzt?
EVERS: Unser Ziel muss es sein, jedes Rennen, bei dem wir starten, zu gewinnen.
Evers war selbst Weltcup-Rennläufer, nach einem schweren Motorrad-Unfall beendete er seine Karriere frühzeitig. Von 1996 bis 2012 feierte Evers als ÖSV-Trainer unzählige Erfolge – u. a. mit Größen wie Hermann Maier, Michael Walchhofer oder Benni Raich. Nach Engagements beim US-Skiteam, in der Schweiz und Deutschland bzw. als Privattrainer von Tina Weirather kehrt der 57-Jährige nach Österreich zurück. Evers unterschrieb einen Zweijahres-Vertrag beim ÖSV.