Das Event in einem Veranstaltungssaal im Stadtteil St. Marx stand dabei ganz im Zeichen des aktuellen Wahlkampfmottos “Mut”, das auf den Plakaten der Ökopartei bereits in ganz Wien zu lesen ist. Man rufe den Wienerinnen und Wienern zu, nur Mut zu haben, betonte Spitzenkandidatin Judith Pühringer. Sie verwies auch auf Projekte der einstigen rot-grünen Koalition und empfahl der SPÖ eine Neuauflage.
“Ich kann gar nicht genug bekommen von der Kampagne und von dem positiven Spirit”, ließ Pühringer wissen. Eher wenig positive Seiten konnte sie der Zusammenarbeit von SPÖ und NEOS in der Bundeshauptstadt abgewinnen. “Das Wien von heute war in den letzten fünf Jahren selten mutig.” Wenn man versuche, sich an eine Maßnahme zu erinnern, die das Leben besser gemacht habe, stelle man fest: “Ich sag euch was, da kommt nicht viel, weil da war auch nicht viel.”
“Stadt geht langsam die Luft aus”
Die Situation sei vergleichbar mit einem “Patschen” beim Fahrrad: “Dieser Stadt geht langsam die Luft aus.” So krache etwa das Bildungssystem an allen Ecken und Enden: “Da haben uns die NEOS leider einen Scherbenhaufen hinterlassen.” Während der Regierungsbeteiligung der Grünen sei Wien hingegen mutig gewesen. Pühringer erinnerte an die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße, das 365-Euro-Öffi-Ticket oder auch die Kindermindestsicherung.
Derartige Projekte würden nun fehlen. “Warum gibts nicht auf jedem Gemeindebau eine PV-Anlage?”, verwies sie etwa auf die ihrer Ansicht nach unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen. Fest stehe, so zeigte sich die grüne Spitzenkandidatin überzeugt, dass Michael Ludwig (SPÖ) nach der Wien-Wahl wieder Bürgermeister werde. Die Wählerinnen und Wähler hätten es aber in der Hand, ob es auch wieder mit den Grünen in ein “gutes Wien von morgen” gehe. Pühringer übte sich diesbezüglich in Zuversicht: “Dieser Frühling ist schon grün, aber er wird noch grüner, er wird ganz besonders grün.”
Kogler erinnert an Rot-Grün
Bundessprecher Werner Kogler erinnerte sich ebenfalls an “Fortschritte wie nie” während der grünen Regierungsbeteiligung. “Davon lebt Wien heut noch.” Die NEOS würden sich auch gern sehr vorwärtsorientiert, geben, da und dort gebe es auch Überschneidungen, man müsse aber genauer hinschauen. “Jetzt haben wir wiederkehrend das Problem gehabt, dass in der Bildung und Integration die größten Baustellen sind”, befand er. Auch in Wirtschaftsfragen seien die NEOS auf der “völlig falschen Seite”.
Die Nationalratsabgeordnete und frühere Justizministerin Alma Zadić warnte die Bundesregierung davor, bei Justiz und Rechtsstaat zu kürzen. Ex-Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler übte wiederum harsche Kritik an der geplanten Realisierung des Lobautunnels. “Wir haben g’scheitere Alternativen”, beteuerte sie. Der Tunnel sei jedenfalls die schlechteste. Darum müsse man beim Thema weiter laut sein.