Große Trauer um die heimische Polit-Größe Hannes Androsch. Der Grand Seigneur der SPÖ und Wirtschaftsmagnat ist im Alter von 86 Jahren verstorben.

Er war wohl einer der einflussreichsten Politiker der Nachkriegszeit. SPÖ-Urgestein Hannes Androsch ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Das teilte seine Privatstiftung am Mittwochnachmittag mit. “Unsere Gedanken sind bei seinen trauernden Angehörigen”, hieß es von der Stiftung. Laut oe24-Informationen verstarb Androsch am Mittwoch im Wiener AKH. 

Er war Kreisky-Kronprinz

Androsch war seinerzeit SPÖ-Finanzminister und galt eigentlich als “Thronfolger” von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky, fiel aber in Ungnade und startete eine zweite Karriere als Industrieller.

In den Nationalrat zog Androsch erstmals 1967 als einfacher Abgeordneter ein. 1970 wurde er – mit nur 32 Jahren – vom damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky zum Finanzminister ernannt. 1976 wurde Androsch Vizekanzler und galt als solcher lange als Kronprinz des “Sonnenkönigs” der österreichischen Politik. Bis er 1981 seine politischen Funktionen zurücklegte. 

Unfreiwilliger Abgang aus der Politik 

Sein Abgang aus der Politik war allerdings nicht ganz freiwillig. Der aufstrebende Polit-Star hatte mit der Zeit immer häufiger Meinungsverschiedenheiten mit Kreisky – was Androsch auf krankheitsbedingte Persönlichkeitsveränderungen Kreiskys schob. Der Bundeskanzler wiederum sah seine Position durch den populären und viel jüngeren Androsch bedroht. Androsch bestritt Ambitionen auf das Bundeskanzleramt. Sein einziges Traumziel sei der Posten an der Spitze der Nationalbank gewesen, betonte er immer.

Der ehemalige SPÖ-Kanzler nahm schließlich Anstoß an einem Umstand, der schon seit Jahren bestand. Androsch war nämlich als Finanzminister zugleich Inhaber bzw. Teilhaber einer Steuerberatungskanzlei, die auch Aufträge staatseigener Unternehmen erhielt. Aufgrund dieser Unvereinbarkeit musste Androsch schließlich 1981 seine politischen Funktionen zurücklegen. 

Erst nach dem Ende der Ära Kreisky, kam es 1984 zu einer Anklage wegen privater Schwarzgeldkonten, nach mehr als zehn Jahren Prozessen wurde Androsch rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Androsch bezeichnet die Causa gegen ihn von allem Anfang an als Beispiel für eine “politische Justiz”.

Bereits kurz nach seinem Ausscheiden aus der Regierung, wurde Androsch Generaldirektor der schwarzen Reichshälfte zugezählten Creditanstalt. Anfang 1988 musste er nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage aus der Bank ausscheiden. Erst danach startete er seine Karriere als Industrieller. Politisch äußerte er sich dennoch immer wieder, zuletzt etwa im oe24.TV-Interview Anfang Oktober. 

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FELLNER! LIVE: Hannes Androsch im Interview

Androsch wurde erfolgreicher Unternehmer 

1994 kaufte er mit dem Management die marode staatliche Leiterplattenfirma AT&S und brachte sie später an die Börse. Der Kaufpreis war mit 90 Mio. Schilling (rund 6,5 Mio. Euro) auch nach damaligen Verhältnissen vergleichsweise niedrig, der Handyboom hatte damals noch nicht eingesetzt. Weitere Unternehmensbeteiligungen folgten, bekannt ist etwa seine Übernahme der Salinen, die er und der befreundete RLB-OÖ-Chef Ludwig Scharinger dem Staat abkauften, und Androsch den Titel “Salzbaron von Altaussee” einbrachte. Andere Akquisitionsversuche – etwa der DDSG-Personenschifffahrt, von Semperit-Reifen und Lenzing – scheiterten.

Androsch nahm sich nie ein Blatt vor den Mund und richtete auch der Politik bis zuletzt gerne seinen Unmut aus. Im Zuge der Coronapandemie etwa sagte er, “Die Corona-Hilfsmaßnahmen sind weitgehend glanzvoll gescheitert”, die handelnden Politiker in Österreich seien “Ankündigungshelden”.

Der am 18. April 1938 geborene Androsch erfuhr seine Sozialisation im “roten” Floridsdorf, 1953 wurde er Obmann der Sozialistischen Mittelschüler, neun Jahre später des VSStÖ. Nach einem Diplomstudium an der Hochschule für Welthandel begann Androsch als Steuerberater seine “erste Karriere”. Ab 1963 fängt er für den Parlamentsklub der SPÖ zu arbeiten an, 1967 zieht er, noch nicht dreißigjährig, in den Nationalrat ein.

Androsch war verheiratet und hat drei Kinder.

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