“Sollen wir es mit Gewalt herunterreißen?“, fragt ein Mittelschullehrer im oe24-Gespräch.
Als „Integrationsmaßnahme“ sollen Mädchen bis 14 Jahre in Österreich laut der neuen Koalitionsregierung kein Kopftuch mehr tragen dürfen. Ein entsprechendes Verbot werde erarbeitet, um Mädchen „vor Segregation und Unterdrückung“ zu schützen, heißt es im Ampel-Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS. Die Lehrer sehen das sehr kritisch.
„Brauchen Unterstützung!“
Das Kopftuchverbot für Mädchen werde verfassungskonform ausgestaltet, hieß es zuletzt von Bundeskanzlers Christian Stocker (ÖVP). Lehrer zeigen sich im Gespräch mit oe24 aber kritisch: „Sollen wir den Kindern das Kopftuch mit Gewalt herunterreißen? Wir brauchen Unterstützung, wenn das Verbot umgesetzt werden soll”, sagt ein Mittelschullehrer.
An den Mittelschulen tragen viele Kopftuch
Lehrerberichte. An vielen Mittelschulen tragen bereits zahlreiche Mädchen Kopftuch – teils drei pro Klasse, wie Lehrer berichten. „Einige tun es freiwillig, fast wie ein modisches Accessoire“, sagt eine Mittelschullehrerin aus Wien Favoriten. „Sie sind darunter geschminkt und tragen es mit Stolz.“ Doch es gibt auch andere Fälle: „Manche Mädchen tragen es offenbar unfreiwillig. Sie wirken unsicher, wenn man sie darauf anspricht.“
Die Lehrer stehen vor einem Dilemma: Einerseits wollen sie Mädchen vor möglichem Zwang schützen, andererseits fehlt es an klaren Handlungsanweisungen. „Wir brauchen Unterstützung von außen, wenn das Verbot umgesetzt werden soll“, so ein Lehrer gegenüber oe24. Wenn der Staat das durchsetzen wolle, brauche es mehr Kräfte an der Schule.
Denn das Kopftuchverbot wirft Fragen auf: Wer soll kontrollieren, ob das Verbot eingehalten wird? Und wie soll mit Widerstand umgegangen werden? Die Lehrer sehen die Umsetzung als schwierig an.