In Grönland werden die Rufe nach Unabhängigkeit der selbstverwalteten Insel vom Königreich Dänemark lauter.  

“Es ist an der Zeit, dass wir selbst einen Schritt unternehmen und unsere Zukunft gestalten”, sagte der Regierungschef der ehemaligen dänischen Kolonie, Mute Egede, in seiner Neujahrsansprache. Dies gelte auch im Hinblick darauf, mit wem Grönland eng zusammenarbeite und wer seine Handelspartner sein werden.

In den vergangenen Jahren hat in Grönland die Unabhängigkeitsbewegung an Kraft gewonnen, der Regierungschef hat sich aber bisher zurückhaltender zu dem Thema geäußert. Kurz vor Egedes Vorstoß hatte der designierte US-Präsident Donald Trump – ähnlich wie schon 2019 – Interesse an “dem Besitz und der Kontrolle” der riesigen Insel in der Arktis signalisiert. Egede hatte Trump prompt eine klare Abfuhr erteilt, und in seiner jüngsten Rede kamen weder der US-Politiker noch die USA vor. Grönland mit seinen rund 57.000 Einwohnern ist von großer strategischer Bedeutung für die USA, die dort einen Luftwaffenstützpunkt mit Frühwarnsystem für ballistische Raketen unterhalten. Grönlands Hauptstadt Nuuk liegt näher an New York als an Kopenhagen.

Grönland hätte jederzeit Recht auf Referendum

Egede sagte in seiner Neujahrsansprache, es sei an den Bewohnern Grönlands, über eine Unabhängigkeit zu entscheiden. Wann es dazu kommen könnte, ließ er aber offen. Eine Mehrheit ist für die Unabhängigkeit, allerdings gibt es Differenzen über den Zeitplan und die erwarteten Auswirkungen auf den Lebensstandard. Seit 2009 hat Grönland das Recht, sich durch ein Referendum für unabhängig zu erklären. Trotz großer Bodenschätze wie Öl und Gas ist die Wirtschaft fragil und Grönland stark von Zuwendungen aus Kopenhagen und dem Fischfang abhängig.

 “Die Geschichte und die gegenwärtigen Bedingungen haben gezeigt, dass es in unserer Zusammenarbeit mit dem Königreich Dänemark nicht gelungen ist, völlige Gleichberechtigung herzustellen”, sagte Egede. “Wie andere Länder der Welt müssen wir daran arbeiten, die Hindernisse für eine Zusammenarbeit – die wir als Fesseln des Kolonialismus bezeichnen können – zu beseitigen und voranzukommen.”

Parlamentswahlen im Frühling

Grönland war bis 1953 dänische Kolonie und ist jetzt ein selbstverwaltetes Territorium des Königreichs. Zuletzt sorgten Enthüllungen über Fehlverhalten dänischer Behörden in Grönland für Aufsehen, darunter eine Kampagne zur erzwungenen Geburtenkontrolle in den 1960er-Jahren. In Grönland stehen Parlamentswahlen an, die bis zum 6. April abgehalten werden müssen. In den USA kehrt Trump am 20. Jänner ins Weiße Haus zurück.

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