2022 wurde die Asiatische Tigermücke erstmals in allen Bundesländern Österreichs nachgewiesen. In Graz, Linz und Wien gibt es laut AGES mittlerweile etablierte Populationen der schwarz-weiß gemusterten Stechmücke.
Nun will die Stadt Graz den lästigen Insekten mit einem österreichweit einzigartigen Pilotprojekt den Kampf ansagen. Wie die „Kleine Zeitung“ berichtet, will man die Ausbreitung eindämmen und dazu eine halbe Million sterilisierter Tigermückenmännchen einsetzen.
„Die sterilen Männchen paaren sich mit den Weibchen, es kommt aber zu keiner Reproduktion, wir hoffen, dass auf diese Weise ganze Generationen ausfallen“, betonte Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamts, gegenüber der Zeitung. Als Projektpartner soll die zur Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) gehörende Forschungseinrichtung im niederösterreichischen Seibersdorf dienen. „Die Tiere werden mit Röntgenstrahlen unfruchtbar gemacht. Mit Atomstrahlung hat das nichts zu tun, auch Genmanipulation kommt nicht zum Einsatz.“
Grazerinnen und Grazer zur Kooperation aufgerufen
International sei die sogenannte Sterile-Insekten-Technik (SIT) bereits in Florida, in Italien und in vielen Schwellenländern erprobt worden. Von den freigesetzten Männchen brauche man sich übrigens nicht zu fürchten: „Nur die weiblichen Tiere stechen“, erklärte Winter. In den kommenden Wochen und Monaten hoffe man in betroffenen Stadtvierteln Kooperationspartner zu finden, besonders eignen würden sich Kleingartenanlagen. „Wir stellen Mückenfallen auf und messen, wie sich der Einsatz der sterilen Mücken auswirkt. Dafür brauchen wir die Kooperation der Bevölkerung.“ Wichtig sei etwa, dass man Zutritt zu privaten Flächen bekomme.
Tigermücken bevorzugen zur Eiablage kleine bis sehr kleine Wasserstellen. In Städten können das etwa Regentonnen, Vogeltränken, Gießkannen, Gullys, verstopfte Dachrinnen, Blumenvasen, Pflanzenuntersetzer, Eimer, Dosen, Flaschen oder Gläser sein. Zeige sich ein Erfolg, soll das Projekt laut Winter ausgeweitet werden.
Die ursprünglich aus den Tropen stammende Asiatische Tigermücke gilt als mögliche Überträgerin von über 20 verschiedenen Krankheitserregern – darunter Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Viren. Die Ausbreitung der Insekten wird vor allem durch die Temperaturen im Winter bestimmt. Die Klimaerwärmung hat in Europa die Etablierung von Populationen in immer nördlicheren Gebieten ermöglicht – vor allem in Städten, wo es meist deutlich wärmer als im Umland ist.