Handelskriege, Kursstürze und Chaos im Weißen Haus: Warum schlechte Nachrichten gute Nachrichten für Gold sind. Anleger suchen in unsicheren Zeiten 
wieder verstärkt Sicherheit beim gelben Edelmetall. Das ist die Prognose für den Goldpreis.

Die Aktienmärkte rund um den Globus taumeln. Seit Jahresbeginn verlor der S&P 500 rund elf Prozent, der Nasdaq etwa zwölf Prozent und der Dow Jones rund sieben Prozent. Börsenwerte in Billionenhöhe wurden seither vernichtet. Die Folge? Die Flucht in Sicherheit und schlechte Nachrichten sind traditionell gute Nachrichten für Gold. 

Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um rund 18 Prozent gestiegen

„Die jüngsten Verwerfungen an den Börsen haben Anleger ebenfalls zu Goldkäufen getrieben. Die Aussicht auf höhere Inflation und eine Stagnation der US-Wirtschaft haben zu Gewinnmitnahmen geführt, die in Gold angelegt wurden“, analysiert Stefan Neubauer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank. 

Prognose: Ende 2030 bei 4.800 Dollar/Feinunze

Die Analysten Ronald Stöferle und Mark Valek (Incrementum) sprechen in ihrem Bericht „In Gold We Trust Report“ von einer goldenen Dekade in den 20er Jahren. Langfristig sehen sie den Goldpreis bis 2030 bei 4.800 $/ Feinunze. Ein ambitioniertes und keineswegs unrealistisches Ziel. Die Fondsmanager haben einen Fonds, der strategisch in 75% Gold und 25% Bitcoin investiert. 

Vom Auslaufmodell zur Renaissance einer Anlageklasse

Gold war aber nicht immer ein Krisengewinner. „Zu Beginn des Jahrtausends war Gold eine sterbende Assetklasse. Von seinem Höchststand im Januar 1980 mit 850 US-Dollar war es mit einem Kurs von 289 US-Dollar pro Unze zu Beginn des Jahres 2000 meilenweit entfernt. Das Tief im August 1999 mit einem Kurs von 252,55 US-Dollar und damit einem Minus von etwas über 70 Prozent vom Höchststand 1980 ließ Investoren davon abschrecken, in Gold zu investieren, und die Notenbanken haben in diesem Zeitraum ihre Goldreserven verringert“, erinnert sich Neubauer. 

Erst mit der Finanzkrise 2008 begann eine neue Aufwärtsphase. Gold wurde wiederentdeckt, erreichte im Sommer 2020 neue Höchststände und stieg zuletzt auf ein Rekordniveau von über 3.160 US-Dollar. „Gold ist sehr volatil, und die relativen Wertverluste können hoch sein – es hat also mit einem Sparbuch wirklich nichts zu tun und auch nichts mit der Sicherheit einer Staatsanleihe eines Landes mit bester Bonität“, so Neubauer.

Warum Staaten verstärkt 
auf Gold setzen

Für Neubauer bleibt das Edelmetall ein sinnvoller Bestandteil jedes diversifizierten Portfolios: „Wir bei Kathrein halten eine Beimischung von Gold in einem Portfolio für sehr sinnvoll. In welcher Höhe und Weise hängt von der Größe des Vermögens, der Risikofreudigkeit des Investors und der steuerlichen Situation des Vermögens ab.“ Ein entscheidender Grund für die Attraktivität von Gold in den vergangenen Jahren liegt laut Neubauer auch in der geopolitischen Verschiebung globaler Machtverhältnisse. „Das Einfrieren der USD-Währungsreserven der russischen Zentralbank hat dazu geführt, dass Notenbanken aus den Emerging Markets begonnen haben, Gold zu kaufen und sich von US-Staatsanleihen abzuwenden. Der US-Dollar wird zunehmend als politische Waffe gesehen – Gold hingegen ist neutral, unabhängig und nicht manipulierbar.“

Alternative: Gute Chancen 
durch Minenaktien

Wer nicht direkt in physisches Gold investieren möchte, hat Alternativen. Goldminenaktien zum Beispiel. „Der NYSE Arca Gold BUGS Index, der Unternehmen im bedeutenden Goldabbau umfasst, ist seit Jahresbeginn um mehr als 30 Prozent gestiegen und hat Anfang April mit 365 Punkten ein neues Fünfjahreshoch erreicht“, erklärt Neubauer. Dieser Index biete Anlegern eine höhere Hebelwirkung gegenüber kurzfristigen Bewegungen des Goldpreises, da er Unternehmen umfasst, die ihre Goldproduktion nicht langfristig absichern. Neubauer: „Für Investoren mit Risikobereitschaft können solche Aktien eine interessante Beimischung sein, sollten aber immer im Rahmen einer breiten Portfoliostrategie gesehen werden.“

Stabilität mit 
historischem Rückgrat

Ob physisches Gold oder Aktien von Goldförderern – in einem Umfeld voller Ungewissheiten bietet das Edelmetall Stabilität. Es liefert keine laufenden Erträge, kostet aber Lagergebühren und ist volatil. Neubauer: „Das ‚Sichere‘ am Gold sind zwei Dinge: Es eignet sich in Krisenzeiten gut als unabhängige Assetklasse mit einer ganz eigenen Wertentwicklung, und man hat als Eigentümer kein Gegenparteirisiko.“ Darüber hinaus spielt auch der psychologische Aspekt eine Rolle: „Gold ist ein seit Jahrtausenden bewährtes Wertaufbewahrungsmittel.

Es genießt über alle Kulturen und Zeiten hinweg ein tief verankertes Vertrauen – ein Vorteil, den moderne Finanzinstrumente nicht immer bieten können“, so Neubauer. Auch in der Vermögensweitergabe sei Gold ein gefragtes Mittel, da es anonym, kompakt und global handelbar ist. Während Kryptowährungen mit regulatorischen Unsicherheiten und technologischen Risiken kämpfen, hat sich Gold als verlässlicher Anker in der Vermögensstrukturierung bewährt. Für langfristig orientierte Anleger ist es deshalb mehr als nur ein Krisenmetall – es ist ein strategischer Baustein.

Philharmoniker bis Ein-
Kilo-Barren am Goldkonto 

Physisches Gold:
Wer in Gold investieren will, greift oft zu Münzen oder Barren. In Österreich zählen die Münze Österreich und die ÖGUSSA zu den etablierten Anbietern. Besonders gefragt ist der „Wiener Philharmoniker“, eine der meistverkauften Anlagemünzen Europas.

Die kleinste Variante mit 1/25 Unze ist aktuell um 144,63 Euro zu haben, die klassische Ein-Unzen-Münze kostet rund 2.909,61 Euro. Wer in größere Einheiten investieren möchte: Ein Kilobarren Feingold der ÖGUSSA wird derzeit mit etwa 91.076 Euro gehandelt.

Kathrein Goldkonto:
Wer Gold unkompliziert erwerben möchte, ohne sich um Lagerung oder Sicherheitsfragen kümmern zu müssen, findet im Kathrein Goldkonto eine praktische Lösung. Der Kauf von Goldbarren oder nachhaltigem Gold funktioniert ähnlich wie eine Wertpapierorder.

Auf Wunsch kann das Edelmetall auch physisch ausgeliefert werden. Ein Vorteil liegt in der Transparenz: Der aktuelle Bestand wird im Kathrein Reporting mit Marktwert ausgewiesen. Die An- und Verkaufsspesen betragen 1,5 Prozent, die jährliche Verwahrgebühr liegt bei 0,35 Prozent des Depotwerts.  

Mit Minenaktien vom Goldboom profitieren 

Barrick Gold Corp. (ISIN: CA0679011084)
Mit Hauptsitz in Toronto zählt das Unternehmen zu den weltweit größten Förderern von Gold und Kupfer. Minen in 13 Ländern, eine starke finanzielle Performance und eine stabile Dividendenpolitik sorgen für Rückenwind. Analysten erwarten weiteres Wachstum – nicht zuletzt durch den steigenden Goldpreis.

Agnico Eagle Mines Ltd. (ISIN: CA0084741085)
Dieser Produzent ist besonders für seine Aktivitäten in politisch stabilen Regionen wie Kanada, Mexiko und Finnland bekannt. Dank niedriger Produktionskosten und einer soliden Dividendenhistorie sehen viele Analysten ein hohes Maß an Stabilität und langfristigem Potenzial – auch aufgrund der gut gefüllten Projektpipeline.

Kinross Gold Corp. (ISIN: CA4969024047)
Die Gesellschaft betreibt Minen auf mehreren Kontinenten, unter anderem in den USA und Brasilien. Trotz leicht rückläufiger Produktionszahlen punktet Kinross mit robusten Cashflows, konsequentem Schuldenabbau und einer attraktiven Bewertung – Faktoren, die für positive Analystenkommentare sorgen. 

Stephan Scoppetta

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