Forscher warnen davor, dass Pestizide einen negativen Einfluss auf die Stoffwechselaktivität wichtiger korallenriffbildender Mikroorganismen haben. Das Herbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat sehen sie besonders kritisch.

Schon kleinste Mengen von Pestiziden schädigen wichtige Einzeller im Meer irreparabel. Es handelt sich dabei um Foraminiferen – winzige, schalentragende Lebewesen, die in Korallenriffen wesentlich zur Sedimentbildung und nach dem Absterben zur Stabilisierung der Riffe beitragen. Eine besonders starke negative Wirkung hatte in Experimenten ein Herbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat, berichten Wiener Forscher im Fachblatt “Marine Pollution Bulletin”.

Foraminiferen gibt es schon seit Hunderten Millionen Jahren. Die einzelligen Organismen sind meist im Meer zu finden und reagieren rasch auf Umweltveränderungen, was sie zu guten Bioindikatoren macht. Ihre Kalkschale schützt unter anderem Korallen vor zu niedrigen pH-Werten. Forschende der Universität Wien haben nun zusammen mit polnischen Kollegen den Einfluss von verschiedenen Pestiziden auf die Stoffwechselaktivität einer Foraminiferen-Art (Heterostegina depressa) untersucht.

Konkret wurden ein Herbizid, ein Insektizid und ein Fungizid in verschiedenen Konzentrationen getestet. “Schon die geringsten Konzentrationen von Herbiziden oder Fungiziden – wir sprechen dabei von Konzentrationen von 0,0001 Prozent, die durchaus in heutigen Korallenriffen anzufinden sind – führten zu irreparablen Schäden an den Foraminiferen”, erklärte Studienleiterin Petra Heinz vom Institut für Paläontologie der Universität Wien in einer Aussendung.

Glyphosat sticht negativ hervor

Negativ hervorgestochen ist ein Herbizid, das den Wirkstoff Glyphosat beinhaltet: Nach einem Tag waren die Foraminiferen dermaßen geschädigt, dass keine Stoffwechselaktivität mehr feststellbar war, so Erstautor Michael Lintner, ebenfalls von der Uni Wien. Auch das Fungizid führte zu einer vollständigen Deaktivierung. Das Insektizid wirkte sich den Angaben zufolge deutlich weniger negativ auf die Foraminiferen aus, beziehungsweise erst bei höherer Konzentration.

Untersucht wurde auch der Einfluss auf Kieselalgen, die in Symbiose mit den Foraminiferen leben und für deren Stoffwechsel sie essenziell sind. Es zeigte sich, dass das getestete Fungizid sowohl für den Wirt als auch für seinen Symbionten toxisch ist, während das Herbizid und das Insektizid hauptsächlich negative Auswirkungen auf die Kieselalgen haben. Ihr Absterben führt aber letztendlich auch zum Tod der Foraminiferen.

Zunehmende Unwetter und ein erhöhter Pestizid-Einsatz durch intensive Landwirtschaft könnten zu einem erheblichen Anstieg der Pestizidkonzentrationen im Meer führen, befürchten die Forschenden. Aber selbst geringe Konzentrationen würden eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Meeresriffe darstellen.

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