Hohe Wahlbeteiligung bei Schicksalswahl, die noch einmal Le Pen verhindern soll. Macron ohne Regierungsmehrheit und vor Pakt mit Linksbündnis.

An jedem Eck von Paris stehen schwer bewaffnete Polizisten. Straßen sind abgesperrt. Das Regierungsviertel – der Élysée–Palast – bereits ab Sonntagvormittag abgeschirmt.

Pariser: „Die ganze Welt schaut auf uns“

Am Sonntag sollte schließlich der letzte Durchgang der französischen Parlamentswahlen stattfinden – auf den ganz Europa schauen sollte. Oder wie es die Pariser bezeichnen: „Die ganze Welt schaut auf uns“. Tatsächlich: Die Parlamentswahl – die Frankreichs Emmanuel Macron am 9. Juni überraschend ausgerufen hat – hat das Potenzial Frankreich ins Chaos und die EU in Turbulenzen zu stoßen.

Immerhin lag der Rassemblement national im ersten Durchgang auf Platz 1. Seither hat sich freilich eine republikanische Front gegen die extreme Rechte gebildet.

Franzosen stürmen Wahllokale

221 Kandidaten von der linken Front, von den Zentrumsparteien und Bürgerlichen haben auf ein Antreten im zweiten Durchgang verzichtet, um einen Sieg Le Pens zu verhindern. Obwohl in Frankreich seit Samstag Schulferien sind, stürmten die Menschen die Wahllokale. Eine neuerliche Rekordbeteiligung zeichnete sich ab obwohl Politologen vor dem Wahlgang von einer geringeren Wahlbeteiligung ausgingen. Die Anspannung ist überall spürbar.

Polizist: „Wir sind auf Ausschreitungen vorbereitet“

5000 Polizisten, die ausschließlich für die Wahlen und allfällige Konsequenzen in Paris bereit stehen, sind im Einsatz, in ganz Frankreich waren es 30.000. Mehr als im ersten Durchgang vor genau einer Woche. „Es ist eine historische Wahl und Heute fällt die Entscheidung. Wir sind auf Demonstrationen und Ausschreitungen vorbereitet“, sagte ein Polizist vor dem Innenministerium oe24.

Auf Macron kommt Chaos zu

„Hoffentlich hält die republikanische Front“, sagte ein junger Pariser oe24 bevor die ersten Exit Polls veröffentlicht wurden.

Letzte Umfragen der großen Institute Ipsos und Ifop sahen die Le Pen Partei zuletzt weit von einer absoluten Mehrheit entfernt. Aber: Auf Macron kommen so oder so harte Zeiten zu. Auch, wenn er vielleicht noch einmal einen Premier Jordan Bardella – den 28–jährigen Kronprinz von Le Pen – verhindern konnte, wird die extreme Rechte so stark sein wie noch nie in Frankreichs Nachkriegsgeschichte. Zudem wird er für eine Regierung – diese entscheidet etwa über das Budget – eine in Frankreich unübliche Koalition brauchen.

Macron und sein Noch–Premier Gabriel Attal sollen einen Pakt aus Zentrumspartei, Linksbündnis ohne extremer Linken und Bürgerlichen anstreben. Parteien, die wenig bis nicht miteinander gemeinsam haben. Chaos ist programmiert.

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