Bei Menschen löst das Hormon “Ghrelin” Heißhunger aus, bei Tauben und Wachteln bewirkt es das Gegenteil und verringert wohl ihre Fresslust.  

Singvögel wie Gartengrasmücken nutzen Ghrelin aber weder als Sattmacher noch Appetitanreger, so Wiener Forscher. Die Evolution hat seine Bauanleitung nämlich von deren Erbgut verschwinden lassen, berichten sie im Fachjournal “Royal Society Open Science”. Der Verlust könnte Singvögeln erleichtern, vor einem Vogelzug viel Fett zuzulegen.

Ein Team um Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchte das Erbgut von Gartengrasmücken (Sylvia borin). Die Forscher waren nach eigenen Angaben “verblüfft”, dort keine Vorlage – also kein Gen – für das Hormon Ghrelin finden zu können. Anschließende Tests “unter Verwendung aller verfügbaren Quellen und Untersuchungsmethoden” bei anderen Vogelarten zeigten, dass Singvögel generell keine Ghrelin-Gene besitzen. Die größte “Unterordnung” der Vögel, die fast zwei Drittel ihrer Arten umfasst, hat es offensichtlich in der Evolution entsorgt.

Der Verlust dieses Hormons, das anderen Vögeln anscheinend ein Sättigungsgefühl vermittelt, ermöglicht manchen Singvögeln wahrscheinlich, sich vor einem Vogelzug “enorme Mengen” an Fett anzufressen, so Fusani in einer Aussendung. Sperlingsvögel würden dadurch ihr Körpergewicht verdoppeln. “Durch solche Forschung besser zu verstehen, wie Vögel es schaffen, ihr Körperfett zu kontrollieren, könnte für den Menschen sehr nützlich sein, um häufige Gesundheitsprobleme wie Fettleibigkeit und Essstörungen anzugehen”, meint er.

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