Ein Champagnertraum zwischen Rausch und Katastrophe. Anlässlich des 200. Geburtstags des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss nimmt Regisseur Paul-Georg Dittrich den überschäumenden zweiten Akt von „Die Fledermaus“ ins Visier – und macht aus dem Fest in der Villa des Prinzen Orlofsky ein alle Beschränkungen und Genres einreißendes Musik- und Sprechtheater. Die berühmten Melodien von Johann Strauss werden dabei überschrieben, Live-Elektronik trifft auf klassische Instrumente, Tanz-Musik von damals auf Tanz-Musik von heute! Das Ziel: Strauss-Liebhaber*innen sollen ihre Lieblingsmelodien wieder erkennen und trotzdem überrascht werden.

„Wir versuchen, die Musik in seinem Geist zu transformieren und in die Gegenwart zu übertragen“, erklärt Regisseur Dittrich. Dafür stehen neben Schauspieler*innen aus dem Volkstheater-Ensemble auch die beiden Komponisten Christopher Scheuer und Tobias Schwencke mit auf der Bühne.
Die Premiere von „Villa Orlofsky“ findet am 15. März am Volkstheater statt.

Auf eine bis ins Rauschhafte gehende Geschäftigkeit, die sich bis zur Selbstvergessenheit steigerte, folgte am 9. Mai 1873 in Wien die große Ernüchterung. Jener Tag ging als „Wiener Börsenkrach“ in die Geschichtsbücher ein. Wien durchlebte einen Zustand irgendwo zwischen Champagnerlaune und Ausnüchterungszelle, eine Reihe von Selbstmorden folgte. Fast parallel zu diesen Ereignissen begannen Johann Strauss, Richard Genee und Carl Hammer ihre Arbeit an der Operette „Die Fledermaus“ – in unbefangener Naivität, fast ohne Notiz zu nehmen von der sie umgebenden gesellschaftlichen Katastrophe.Es entstand ein Stück der geschlossenen Räume: Die bürgerliche Ehe im ersten Akt, das reale Gefängnis im dritten Akt – und dazwischen liegt die Villa des Grafen Orlofsky, wo sich hinter Masken und erotischen Rollenspielen scheinbar jede*r im Rausch vergessen darf – allseits begleitet von himmlischen Walzerklängen. Und doch entgeht in diesem neurotischen Haus der Illusionen niemand den Untiefen bürgerlichen Seins und Scheins, während das brodelnde Draußen von der Feiergesellschaft beharrlich ignoriert wird.

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