Eine großangelegte Militärübung von Südkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) endete am Donnerstag mit einem tragischen Fehler. Kampfjets der südkoreanischen Luftwaffe warfen mehrere Bomben auf ein kleines Dorf ab – offenbar wegen falscher Koordinaten. 

Die Explosionen richteten schwere Schäden an, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Auch eine Kirche wurde stark beschädigt. Die Behörden ermitteln, wie es zu dem gravierenden Vorfall kommen konnte.

Militär-Übung endet mit Katastrophe

Was eigentlich eine koordinierte Militärübung zwischen Südkorea und den USA hätte sein sollen, endete in einer Katastrophe. Schauplatz des Geschehens war die Gemeinde Pocheon, rund 40 Kilometer nördlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (Anmerkung: Südkorea, Ostasien).

Gegen 10.05 Uhr Ortszeit, also kurz nach zwei Uhr früh in Mitteleuropa, bebte plötzlich die Erde im Zentrum des kleinen Dorfes. Anwohnerinnen und Anwohner wurden von einer lauten Explosion aus dem Schlaf gerissen. Die südkoreanische Tageszeitung JoongAng berichtete als eine der ersten über den dramatischen Vorfall.

Kampfjets vom Typ KF-16, eine südkoreanische Variante des US-amerikanischen Modells F-16, hatten während eines Übungsfluges versehentlich insgesamt acht Bomben abgeworfen – direkt über der Ortschaft. Zwei Wohnhäuser wurden komplett zerstört, zahlreiche weitere Gebäude – darunter auch die örtliche Kirche – massiv beschädigt. Überall lagen Trümmer, Fensterscheiben barsten, und mehrere Straßen wurden unpassierbar.

Überwachungskamera zeigt Moment des Einschlags

Besonders erschütternd: Eine Überwachungskamera auf dem zentralen Platz des Dorfes zeichnete den Moment der Katastrophe auf. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie ein Auto gerade den Platz vor der Kirche überquert, als plötzlich eine Bombe einschlägt. Binnen Sekunden entsteht eine riesige Feuerwolke, dichte Rauchschwaden steigen in den Himmel.

 

Augenzeugen berichten von Chaos und Angst

„Ich hörte plötzlich eine ohrenbetäubende Explosion, wie ein gewaltiger Donnerschlag. Das ganze Haus hat gewackelt“, schildert Herr Park, ein 73-jähriger Dorfbewohner, gegenüber der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Als er nach draußen trat, habe er nur Chaos gesehen – überall Rauch, Trümmer und verängstigte Menschen.

Auch Pastor Kim Jong-moon, der die Kirche leitet, wurde von der Detonation überrascht. „Angesichts der aktuellen Spannungen mit Nordkorea dachte ich im ersten Moment, der Krieg hätte begonnen“, so der Geistliche. Die Angst vor einem plötzlichen militärischen Konflikt ist in Südkorea aufgrund der angespannten Lage mit dem Nachbarland Nordkorea allgegenwärtig.

Zahlreiche Verletzte und Evakuierungen

Die Behörden zogen bereits kurz nach dem Vorfall eine erste Bilanz. Insgesamt wurden 15 Menschen verletzt, vier davon schwer. Mehr als 50 Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner mussten ihre Häuser verlassen. Sie wurden vorübergehend in einer Notunterkunft untergebracht, da unklar ist, ob ihre Häuser überhaupt noch bewohnbar sind.

Erste Erklärungen der südkoreanischen Luftwaffe

Die südkoreanische Luftwaffe sprach zunächst von einem „bedauerlichen Versehen“, legte am späten Nachmittag aber erste Ergebnisse der internen Untersuchung vor. Demnach waren zwei KF-16 Kampfjets an dem Manöver beteiligt.

Der Pilot des Führungsflugzeuges hatte offenbar falsche Koordinaten in den Bordcomputer eingegeben. Diese Daten wurden anschließend automatisch an das zweite Flugzeug, den sogenannten Wingman, weitergeleitet. Dadurch war auch die zweite Maschine von dem Fehler betroffen, sodass alle acht Bomben außerhalb des eigentlichen Übungsgebietes abgeworfen wurden – direkt über dem Dorf.

Welche Waffen kamen zum Einsatz?

Bei den abgeworfenen Bomben handelte es sich um ungelenkte Sprengkörper des Typs Mk-82. Jede dieser Bomben wiegt rund 230 Kilogramm. Davon entfallen etwa 90 Kilogramm auf den Sprengstoff selbst. Die Mk-82 gehört zur Standardbewaffnung vieler Luftstreitkräfte weltweit und wird aufgrund ihrer Einfachheit und vergleichsweise geringen Kosten oft bei Trainingsflügen verwendet.

Südkorea setzt seit vielen Jahren auf den Kampfjet KF-16, einen Lizenzbau der F-16 aus den USA. Die südkoreanische Luftwaffe verfügt über mehr als 150 dieser Maschinen, die sowohl zur Verteidigung des Landes als auch im Rahmen von gemeinsamen Übungen mit den USA regelmäßig eingesetzt werden.

So geht es weiter

Die südkoreanischen Behörden haben eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Dabei soll nicht nur der konkrete Fehler bei der Koordinateneingabe untersucht werden, sondern auch, warum die Fehlerkette bis zum tatsächlichen Bombenabwurf nicht durch Kontrollmechanismen unterbrochen wurde. Auch diplomatische Reaktionen sind nicht ausgeschlossen, da die Militärübung in enger Abstimmung mit den USA stattfand. Ob auch US-Stellen in die Aufarbeitung des Vorfalls einbezogen werden, ist derzeit noch offen.

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