Das Burgenland ist anders – auch bei Wahlen. Im Gegensatz zu „normalen“ Wahl-Ergebnissen gibt es im Burgenland lauter selbsternannte Gewinner – allerdings jeweils mit Wermutstropfen.
Die SPÖ und Hans Peter Doskozil sind unbestritten der Wahl-Sieger des Sonntags. Die Doskozil ist mit über 46% klar auf Platz 1 und behält seinen Landeshauptmann-Sessel. Der blau-schwarze Putsch hat nicht stattgefunden. Das Doskozil-Lager ist jetzt auch innerhalb der SPÖ wieder gestärkt. Das wird einerseits unangenehm für SPÖ-Chef Andreas Babler, dem jetzt von parteiinternen Kritikern einmal mehr sein zu linker Kurs vorgehalten wird. Die Schilf-Heckenschützen vom Neusiedlersee werden das Feuer wieder eröffnen. Und Doskozil hat seinem Intimfeind Michael Ludwig für die Wien-Wahl im April die Latte hoch gelegt.
Roter Wermutstropfen: Doskozil hat die Absolute verloren. Seine Alleinherrschaft in fürstlicher Gönner-Manier ist damit Geschichte. Die SPÖ braucht ab sofort einen Koalitionspartner im Burgenland. Wenn Doskozil es sich besonders leicht machen will, nimmt er höchstwahrscheinlich die Grünen. Wenn er Babler und Ludwig provozieren will, dann koaliert er doch mit Hofer und bricht das rot-blaue Tabu.
Die FPÖ ist prozentuell der große Gewinner dieser Wahl. Norbert Hofer hat die Stimmen der FPÖ mehr als verdoppelt und das historisch beste Ergebnis im Burgenland eingefahren. Ein Plus von mehr als 13 Prozent lässt sich nicht kleinreden und ist auch für Herbert Kickl eine gute Nachricht: Die Regierungsbeteiligung im Bund schadet der FPÖ scheinbar nicht.
Aber: Die blauen Bäume wachsen auch nicht in den Himmel, der Abstand zu Platz 1 beträgt im Burgenland 13%. Hofer hat mit seiner Ansage, Doskozil zu stürzen und eine blau-schwarze Koalition zu schmieden, einen strategischen Fehler gemacht.
Die ÖVP ist mit einem Minus von 8% vordergründig der Verlierer des gestrigen Abends. Aber auch die schwarzen Parteistrategen interpretieren das Burgenland-Ergebnis als (Achtungs-)Erfolg. Motto: Es hätte viel schlimmer kommen können. Fest steht: Die ÖVP ist fast gleichauf mit der FPÖ. Das Minus von 8% ist vom letzten Ergebnis gerechnet, als Sebastian Kurz noch Kanzler war. Die blau-schwarze Koalition im Bund dürfte der ÖVP also bei Weitem nicht so schaden, wie es manchen Kritikern lieb wäre.
Bleiben noch die Grünen als Gewinner, die mit über fünf Prozent klar in den Landtag eingezogen sind und jetzt aller Voraussicht nach sogar in der nächsten Landesregierung landen.
Bundespolitisch zeigt das Burgenland-Ergebnis einmal mehr die Spaltung zwischen Befürwortern und Gegnern von Blau-Schwarz. Das Burgenland ist fast genau 50:50 geteilt. Ein Trend, den wir bei den nächsten Wahlen wohl auch sehen werden.