Während sich der US-Präsident weiter für seine Zollpolitik feiert, widerspricht ihm nun ausgerechnet ein konservativer Fox-Analyst.
Nun also doch: Im Streit über neue Zölle der USA machte US-Präsident Donald Trump bei den meisten Ländern jetzt doch einen Rückzieher, während der Schlagabtausch mit China in eine neue Runde geht. Trump erklärte am Mittwoch, er habe eine 90-tägige Pause angeordnet und den Satz der neuen Zölle deutlich gesenkt.
Während einige Experten der Meinung sind, Trump verfolge im Zollstreit ein klares Drehbuch, um damit seine Forderungen zu erreichen, sehen andere den US-Präsidenten zum Rückzieher gezwungen.
Trump zum Einlenken gezwungen
Wie Fox-Chefanalyst Charles Gasparino berichtet, spielten sich vor Trumps Entscheidung dramatische Szenen ab. „Glaubt mir, ich bin Amerikaner. Ich unterstütze meinen Präsidenten“, beginnt der konservative Experte. „Aber Trump hat die Welt nicht ausgetrickst, das ist nicht das, was geschah.“
Bereits in der Nacht auf Mittwoch war es vor allem in Japan zu massiven Abverkäufen von Staatsanleihen gekommen. Während immer mehr Anleger das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft verloren, kam es auch noch zu Liquiditätsproblemen in den Märkten. „Wenn es zu einem massiven Verkauf von Anleihen kommt, bedeutet das, dass das Vertrauen in die US-Wirtschaft schwindet – in unsere Fähigkeit, Deals zu machen. Und soweit ich es verstehe, war genau das der Grund für die Entscheidung zu diesem 90-tägigen Aufschub“, so Gasparino. Ansonsten hätte die Fed intervenieren müssen.
Dass sich Trump jetzt als großer „Deal-Macher“ in Szene setzt, sei laut Wall-Street-Insidern nicht gerechtfertigt, so Gasparino weiter. Gleichzeitig lobt der Analyst Trumps harte Gangart gegenüber China. „Der Schachzug, China in die Ecke zu drängen, war brillant.“
Der Markt jubelt
Analysten zeigten sich erleichtert über den Schritt, der vor allem die Finanzmärkte beruhigen könne. „Sie haben die Pausentaste gedrückt, und der Markt jubelt“, sagte Alex Morris, Chefinvestor von F/M Investments. Entwarnung könne man aber nicht geben. Denn es sei unsicher, ob Verhandlungen binnen 90 Tagen zu einem Ergebnis führten. Unterdessen könnten die verunsicherten US-Konsumenten Waren hamstern, um sich vor steigenden Preisen einzudecken und die Inflation erst recht befeuern. Christopher Hodge, Chefökonom USA von Natixis, hält Deals von Trump mit anderen Ländern wie zu seiner ersten Amtszeit für möglich, als sich die Handelspartner zum Kauf bestimmter Waren verpflichteten.
Der Streit zwischen Trump und China schaukelt sich indes weiter hoch. China hatte zuvor die abermalige Zollerhöhung durch Trump wieder mit eigenen Gegenzöllen gekontert. US-Finanzminister Scott Bessent warf China eine Eskalation vor. Dagegen würden jene Staaten belohnt, die keine Gegenzölle erlassen hätten, womit Zeit für Verhandlungen geschaffen werde. Laut Bessent erwartet die US-Regierung, dass weitere Länder auf Trump zugehen.
Basis-Zollsatz von 10 Prozent bleibt
Dem US-Präsidialamt zufolge bleibt ein Basiszollsatz von 10 Prozent für praktisch alle Einfuhren in die USA in Kraft. Trumps Ankündigung betrifft offensichtlich auch nicht bestehende Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium.
An der Wall Street kam die Ankündigung dennoch gut an: Der Dow Jones und der breiter aufgestellte S&P 500 stiegen zwischen sechs und sieben Prozent. Der Nasdaq-Index legte zeitweise mehr als 10 Prozent zu.
China hatte sich am Mittwoch über die Zollpolitik Trumps bei der Welthandelsorganisation beschwert. „Die Lage ist gefährlich eskaliert“, hieß es in einer Erklärung. Man sei strikt gegen solche „rücksichtslosen“ Schritte.
Trump hat die beispiellosen Zölle unter anderem damit begründet, dass er das Handelsdefizit der USA mit anderen Ländern zurückfahren wolle. China hat mit Abstand das größte Ungleichgewicht: Es werden also deutlich mehr Waren aus der Volksrepublik in die USA verkauft als umgekehrt.