Meshaal sieht Kampfbereitschaft der radikal-islamischen Palästinenserorganisation ungebrochen

Der im Exil lebende Hamas-Anführer Khaled Meshaal sieht die Kampfbereitschaft der radikal-islamischen Palästinenserorganisation auch ein Jahr nach Beginn des Gaza-Krieges ungebrochen. Die Gruppe habe zwar schwere Verluste erlitten. Sie rekrutiere aber weiterhin Kämpfer, stelle Waffen her und werde “wie Phönix aus der Asche” auferstehen, sagte Meshaal in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Hamas sei immer noch zum Kampf in der Lage und könne Hinterhalte gegen israelische Truppen planen. “Wir haben einen Teil unserer Munition und Waffen verloren, aber die Hamas rekrutiert immer noch junge Männer und stellt weiterhin einen großen Teil ihrer Munition und Waffen her”, sagte Meshaal, der eine ranghohe Position unter dem obersten Hamas-Anführer Yahya Sinwar innehat. Einzelheiten nannte er nicht. “Die palästinensische Geschichte besteht aus Zyklen”, führte der 68-Jährige aus. “Wir machen Phasen durch, in denen wir Märtyrer verlieren und einen Teil unserer militärischen Fähigkeiten einbüßen, aber dann erhebt sich der palästinensische Geist wieder, wie der Phönix.” Aussichten auf Frieden sehe er nicht, solange in Israel die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an der Macht sei. Israel hingegen macht die Hamas, deren Gründungscharta die Zerstörung Israels vorsieht, für das Scheitern von Friedensbemühungen verantwortlich.

Meshaal, der 1997 ein israelisches Giftattentat überlebt hatte, war von 1996 bis 2017 oberster Hamas-Anführer. Er ist nach wie vor einflussreich innerhalb der Hamas und wird heute weithin als ihr diplomatisches Gesicht angesehen. Er ist einer von sechs Hamas-Anführern, gegen die das US-Justizministerium wegen des Angriffs auf Israel am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, Anklage wegen Terrorismus erhoben hat.

Nahost-Experten werten Meshaals Äußerungen als Zeichen dafür, dass die Hamas ohne Rücksicht auf Verluste weiterkämpfen wird. Zudem könne ihr zugutekommen, dass Israel noch keinen Plan für die Zukunft des Gazastreifens nach einem Ende des Krieges vorgelegt habe, meinte Joost Hiltermann von der Denkfabrik International Crisis Group. Dies könnte es der Hamas ermöglichen, sich wieder zu etablieren, wenn auch womöglich nicht mit der gleichen Stärke oder in der gleichen Form wie zuvor.

(Von Samia Nakhoul und Andrew Mills und Ahmed Jadallah/Reuters)

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