“Spät aber doch”: Der neue Roman von Erika Pluhar dreht sich um eine frühe und späte Liebe 

Sängerin Luisa trifft nach über 70 Jahren per Zufall wieder auf Heinrich. Die beiden verband einst eine erste, ungleiche Liebe, die abrupt enden sollte. Regelmäßig kommt er sie ab da besuchen, in langen Gesprächen spüren sie ihren vergangenen Leben und Erfahrungen nach, tasten sich aneinander heran. Wohin führen die oft vertrauten, manchmal distanzierten Gespräche? Für Heinrich scheint vieles möglich, Luisa allerdings findet sich und ihn für ein etwaiges “mehr” zu alt, bis

Konsequenz. Autorin und Liedermacherin Erika Pluhar hat mit ihrem neuen Roman Spät aber doch viel Mut und Konsequenz bewiesen.

Körperlichkeit im Alter ist ein Tabuthema

Dialoge. Das Thema des Textes ist Liebe, Zuneigung, Körperlichkeit in fortgeschrittenem Alter – noch immer ein Tabu in unserer Gesellschaf t oder bestenfalls ein Randthema. Bekanntlich sind Bildschirme und Buchseiten zum überwiegenden Teil ausgefüllt von (viel) jüngeren, meist normschönen Körpern. Doch genau das ist der Reiz an diesem Text, dass Pluhar ihn kompromisslos durchimaginiert hat. In vielen Dialogen lässt uns die Autorin den Gesprächen von Luisa und Heinrich beiwohnen, sie belauschen, was diese Verbindung nicht älterer, sondern alter Menschen ausmacht. Das ist erstaunlich viel und sehr freudvoll. Heinrich ist nicht immer der sympathischste Kerl, besonders dann, wenn er von seinen Frauenabenteuern redet, doch versöhnt man sich gegen Ende mit ihm. Luisa hingegen ist eine authentische, liebenswerte, besondere Figur, in all ihrer Zögerlichkeit und Klarheit.
 

ERIKA PLUHAR: »Ich schreibe mit der Kompetenz meiner Erfahrungen« 

Die Autorin im oe24-Talk über Alter und Elemente ihres Schreibens

oe24: Frau Pluhar, Ihr Roman dreht sich um zwei Menschen, die für einander die erste Liebe waren, sich aber Jahrzehnte nicht gesehen haben. Hatten Sie einmal eine ähnliche Begegnung und finden sich autobiografische Elemente in Ihren Romanen?

Pluhar: Man sucht bei meinen Büchern stets den biografischen Konnex, weil ich den Menschen auch in anderer Weise, als Schauspielerin, bekannt war. Aber mein Kommentar ist immer: “Ich schreibe mit der Kompetenz meiner Erfahrungen!” So gesehen haben meine Romane schon etwas mit mir zu tun. Auch dieser, Spät aber doch. Nur -er ist nicht autobiografisch!

oe24: Es gibt derzeit einen Internettrend, der heißt:”Was würde ich meinem jungen Ich sagen, wenn ich es auf einen Café treffen würde?” Worüber würden Sie reden?

Pluhar: Ich war nie eine besondere Kaffeehaus-Gängerin -würde also eine jüngere Erika nicht dort treffen wollen, sondern bei mir zu Hause. Und ehrlich gesagt -da treffe ich sie sowieso immer wieder -wenn ich Tagebuch schreibe, sitzt sie ja dabei. Wir haben doch alle unser Leben lang auch das Kind und den jungen Menschen mit dabei.

oe24: Wieso haben wir so ein Problem mit dem Altern?

Pluhar: Bette Davies hatte recht: “Altern ist nichts für Feiglinge!” Es bedarf einer Menge Mut und Lebenskraft, sich selbst als alternden Menschen wahrzunehmen – und das, ohne an sich herumzuoperieren! Letzteres bekämpfe ich sehr – es bringt nix.

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