Während eine in der Sahel-Zone entführte spanische Geisel befreit werden konnte, gibt es von einer ebenfalls dort verschleppten Österreicherin leider keine Neuigkeiten – sie bleibt (auch nach einem dramatischen Appell ihres Sohnes) vermisst.
Wien, Madrid, Niger. Sezessionisten – konkret: die Azawad Liberation Front (FLA), eine Tuareg-Unabhängigkeitsgruppe im Norden Malis – haben bekannt gegeben, dass sie eine spanische Geisel aus der Gewalt ihrer Entführer befreit haben. Sie hätten den Spanier Giane Gilbert N. (anfangs war von einer Frau die Rede gewesen), der von unbekannten Bewaffneten in Südalgerien entführt wurde, aus der Gefangenschaft von fünf Männern – unter ihnen der Neffe eines malischen Generals – gerettet haben.
Geisel in guten Gesundheitszustand
FLA-Sprecher Mohamed Elmaouloud Ramadane sagte gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE, dass die spanische Geisel, die später von ihren Entführern von Algerien nach Nordmali gebracht wurde, am Montag dank der Bemühungen seiner Organisation befreit wurde. “Die Geisel hat die Nacht in Freiheit in Azawad verbracht und befindet sich in einem guten Gesundheitszustand. Sie steht unter dem Schutz von FLA und wartet auf ihre Übergabe an die algerischen Behörden”, ergänzte Ramadane in den sozialen Medien. Eine offizielle Bestätigung für die Freilassung gibt es vorerst nicht.
Die FLA zeigte sich besorgt über die jüngsten Entführungen von Ausländern in Sahel-Ländern. Dass die Entführer die spanische Geisel in das Gebiet von Azawad im Norden Malis gebracht haben, stellt nach ihrer Ansicht “einen schwerwiegenden und unzulässigen Akt dar, der darauf abzielt, das Image der friedlichen Bevölkerung” dieser Region zu beschädigen. Die FLA verurteilte in einer Erklärung diese “kriminellen Handlungen”, die der Bereicherung grenzüberschreitender Netzwerke der organisierten Kriminalität dienten.
Sohn von Wienerin richtete Appell an Entführer
Neben der spanischen Staatsbürgerin wurde am 11. Jänner die österreichische Entwicklungshelferin Eva G. von unbekannten bewaffneten Männern aus ihrem Haus in Agadez im Norden Nigers entführt. Dabei wurde ein Kidnapper angeschossen – was die Situation noch dramatischer und das Schicksal der engagierten Wienerin noch ungewisser macht. Nach Angaben aus dem österreichischen Außenministerium und aus der Familie gibt es “keine offiziellen Neuigkeiten” zu der 72-Jährigen, die seit fast drei Jahrzehnten in der Wüstenstadt lebt und die lokale Bevölkerung mit zahlreichen Projekten unterstützt.
Der Sohn der Frau, Christoph G., wandte sich am Wochenende mit einem Appell – oe24 berichtete – in nigrischen Medien zu Wort. Er plädierte, die Entführung zum Anlass zu nehmen, Gewalt und Spaltung der Gesellschaft in der Region zu überwinden. Die islamistische Terrormiliz JNIM, ein regionaler Ableger der Al-Kaida, hatte eine Beteiligung an der Entführung dementiert.