Es ist nicht nur für die Ermittler ein verstörendes, bisher nicht erklärbares Bild, wie ein dreijähriger Bub mitten in Österreich neben drei glücklichen Schwestern und zwei wohlgenährten Eltern verhungern konnte. Die Einvernahmen laufen noch.

Tirol. Im Fall eines aufgrund von massiver Unterernährung im Tiroler Bezirk Kufstein verstorbenen dreijährigen Buben haben am Donnerstag die Einvernahmen der mordverdächtigen Eltern begonnen, Details, wie sie sich verantworten, sind noch nicht durchgesickert. Wie oe24 berichtet, waren die beiden jungen Einheimischen aufgrund des psychischen Ausnahmezustands nach Auffinden der Leiche ihres kleinen Elias (3) in stationärer Behandlung auf der Psychiatrie in einem Krankenhaus.

Pfingstmontag hatte der Vater, ein Berufschauffeur, die Behörden alarmiert, weil sich der Bub in seinem Bettchen nicht mehr rührte. Am Dienstag wurde eine gerichtliche Obduktion durchgeführt. Nach dem vorläufigen Ergebnis ist der Bub an einer massiven Unterernährung verstorben – er war nur noch Haut und Knochen, bei der Beschreibung der Auffindesituation kommen dem Staatsanwaltssprecher in einem Interview fast die Tränen.

“Sind fertig, traurig und wütend”

Nicht anders geht es den Nachbarn des festgenommenen Paares. Die direkten Anwohner Sandra und Stefan N., selbst Eltern zweier kleiner Kinder, sind entsetzt: “Wir  können nicht mehr schlafen, wir sind einfach fertig, traurig und wütend. Den Kleinen haben wir nie gesehen, immer nur die Eltern und die drei Mädchen und alle wirkten so normal und glücklich.”

Bewohner Karl K. ist ebenfalls zutiefst erschüttert: “Nie hätte ich gedacht, dass bei uns im Haus so ein Horror abgeht. Der Kleine war total blass und ruhig. Die Mädchen hat der Vater oft im Lastwagen mitgenommen. Elias hat immer alleine gespielt.” Was ihm nachträglich auffällt: “Er war immer dick angezogen.” Apropos: Auf den einzigen Fotos, die die Eltern von sich im Internet nicht gelöscht haben, ist zu sehen, dass beide eher von molliger Statur sind. “Sie haben sich sehr oft, dass es schon aufgefallen ist, am Abend Essen liefern lassen”, wundert sich der Nachbar jetzt. “Wie kann da der Sohn verhungern?”

Während die Eltern wegen Mordverdachts festgenommen wurden und jetzt alle mit Hochspannung auf die Verantwortung der Eltern (26 und 25)  warten, wurden die drei Geschwister des so qualvoll verstorbenen Elias der Obhut der Kinder- und Jugendhilfe übergeben. Die Mädchen im Alter von einem, drei und sechs Jahren weisen offenbar keine Mangelerscheinungen auf. 

Jugendamt und Kinderarzt im Visier

Dafür besteht großer Erklärungsbedarf, wie es sein kann, dass die Behörden „wie aus heiterem Himmel“ von der Tragödie erfahren mussten. Die Familie sei nicht amtsbekannt gewesen. Der 3-Jährige ging auch nicht in den Kindergarten. War Elias krank oder autistisch, wurde er deshalb versteckt und zu Tode gequält, um ihn wie im finsteren Mittelalter vor der Umwelt zu verstecken? Ist das bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht aufgefallen bzw. wie rechtfertigt sich jetzt der Kinderarzt? Viele Fragen sind noch offen.

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