Wie viele Tiere können Sie in 90 Sekunden nennen? Dieser einfache Sprachtest sagt mehr über Ihre Lebenserwartung aus, als Sie wahrscheinlich dachten.
Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin haben herausgefunden, dass unsere Wortflüssigkeit – also, wie schnell und flexibel wir Wörter aus bestimmten Kategorien abrufen können – ein überraschend präziser Indikator für unsere Lebenserwartung ist, vor allem bei älteren Menschen. Im Zentrum der Studie stand eine ganz einfache Aufgabe: Nennen Sie in 90 Sekunden so viele Tierarten wie möglich.
So lief die Studie ab
Unter der Leitung des renommierten Psychologen Ulman Lindenberger analysierte das Forschungsteam Daten von mehr als 500 Teilnehmern der bekannten Berliner Altersstudie – Menschen im Alter von 70 bis über 95 Jahren, deren Lebensdaten vollständig dokumentiert waren.
Alle Probanden mussten zwei Aufgaben lösen:
- Möglichst viele Tiere in 90 Sekunden nennen
- Möglichst viele Wörter mit dem Anfangsbuchstaben „S“ aufzählen
Das überraschende Ergebnis
Mit jedem zusätzlichen genannten Tier stieg die durchschnittliche Lebenserwartung der Testpersonen um über fünf Prozent. Besonders deutlich wurde der Zusammenhang bei einem Vergleich: Wer in eineinhalb Minuten rund 33 Tiere aufzählte, hatte im Schnitt noch zwölf Lebensjahre vor sich. Bei Menschen, die nur elf Tiere nannten, lag die durchschnittliche verbleibende Lebenszeit hingegen bei etwa drei Jahren. Auch bei der „S“-Aufgabe zeigte sich ein ähnliches, wenn auch schwächeres Muster: Personen mit 22 genannten Wörtern lebten deutlich länger als jene, die nur auf sieben kamen.
Was Sprache über unser Gehirn verrät
Die Fähigkeit, schnell viele Wörter aus einer Kategorie aufzuzählen, steht nicht nur für sprachliche Gewandtheit, sondern ist Ausdruck geistiger Beweglichkeit. Sie zeigt, wie gut das Gehirn Informationen speichert, sortiert und spontan kombiniert – Fähigkeiten, die eng mit der allgemeinen Gesundheit und insbesondere mit dem Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Demenz verbunden sind.
Die Studie legt nahe, dass die Tier-Aufzähl-Aufgabe in ihrer Aussagekraft sogar klassische kognitive Tests übertrifft, etwa solche zum Kurzzeitgedächtnis. Wer in diesem Sprachtest gut abschneidet, verfügt meist über eine stabile und gut vernetzte Gehirnfunktion – ein klarer Vorteil im Alter.
Was bedeutet das für Sie?
Die gute Nachricht: Kognitive Fähigkeiten lassen sich trainieren – und zwar ein Leben lang. Ob durch Kreuzworträtsel, das Lernen neuer Sprachen, regelmäßiges Lesen oder eben Denkspiele wie das Tier-Aufzählen – wer sein Gehirn aktiv hält, stärkt nicht nur seine kognitive Leistungsfähigkeit, sondern beeinflusst möglicherweise sogar die eigene Lebensdauer positiv.