Angela Merkel hat ihre Polit-Karriere hinter sich. Die deutsche Langzeitkanzlerin ist im Ruhestand – und hat ein Buch geschrieben.
Darin erzählt die CDU-Frau ihre ganz persönliche Liebesgeschichte – nicht zur CDU, sondern zu ihrem Ehemann Joachim Sauer.
Was ihr an ihm besonders imponiert, lässt die einst mächtigste Frau der Welt ihre Leser wissen.”Freiheit” heißt das Buch. Kurz und knapp. So eben, wie Angela Merkel immer war. Die Polit-Show gehörte nie zu ihr. Sie war die Nüchterne. Ihre Erinnerungen hat sie zusammen mit ihrer langjährigen politischen Beraterin Beate Baumann (61) verfasst.
Merkel ganz privat
Die private Merkel kannte bis dato niemand, das ändert sich jetzt. Sie erzählt ihre ganz persönliche Liebesgeschichte: “Es war eine Studentenliebe”, schreibt sie. Doch das war ihr erster Mann, Ulrich Merkel. Die Ehe ging in die Brüche: “Ich beschloss, einen Neuanfang zu wagen, auch privat. Eines Morgens im Frühjahr 1981 verließ ich mit einem Koffer in der Hand die gemeinsame Wohnung in der Marienstraße.
Die Liebe ihres Lebens
” Kurz darauf lernte sie Joachim Sauer kennen, den Professor, mit dem sie bis heute verheiratet ist. “Ich lernte Joachim Sauer, meinen heutigen Mann, näher kennen. Beruflich waren wir uns vorher schon begegnet, aber nun war es anders. Wir verliebten uns. Mir imponierten seine klare politische Analyse, seine Freude an Kunst und Kultur, insbesondere an der Musik. Wir liebten und lieben beide die Natur und das Reisen. Über ihn lernte ich die Musik von Richard Wagner erst richtig kennen und verstehen.” 1988 wurde geheiratet. Bis heute sind die beiden glücklich. Die Liebesgeschichte der Angela Merkel. Heute ist ihr Buch erschienen.
Keine Ansage zu Taurus-Lieferungen an Ukraine
Mit der operativen Politik habe sie gern aufgehört, sagt Merkel, die sich bei der Farbe ihres Blazers diesmal für einen Elfenbeinton entschieden hat. “Genug war genug.” Wer sie zwei Stunden lang reden hört, glaubt nicht, dass sie nicht mehr im Kanzleramt sitzt. Auch zu den aktuellen politischen Fragen bezieht sie pointiert Stellung, kneift nur an wenigen Stellen. Etwa auf die Frage, ob Deutschland der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern sollte. Das gehöre zur operativen Aufgabe eines amtierenden Bundeskanzlers, da wolle sie sich nicht einmischen und “von der Seitenlinie” äußern.
Merkel hält Nord Stream 2 weiterhin für keinen Fehler
Sonst aber äußert sich Merkel zu Vielem. Und sie bleibt sich trotz des Anflugs von Selbstkritik treu. Markantestes Beispiel: ihre Ukraine- und Russland-Politik, inklusive die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2. “Einerseits ging es um billiges Gas, das war gut für die deutsche Wirtschaft. Andererseits wollte ich auch nicht alle wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland kappen.”
Merkel kann nicht sehen, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine nicht angegriffen hätte, hätte es Nord Stream 2 nicht gegeben. Frage von Moderatorin Will: “Das heißt, Sie bereuen nichts?” Antwort der Altkanzlerin: “Ich persönlich halte es auch im Rückblick für keinen Fehler. Das muss ich einfach so sagen.”
Merkel gönnt Merz die Kanzlerkandidatur
Fast ein wenig gönnerhaft, dann aber doch wieder kritisch geht Merkel mit dem einstigen Konkurrenten und heutigen Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz um. Dieser erfülle eine wichtige Voraussetzung für das höchste Regierungsamt: “Man braucht diesen unbedingten Willen zur Macht. Friedrich Merz hat ihn auch. Und deshalb gönne ich es ihm”, sagt Merkel auf die Frage, ob sie es Merz gönne, dass er vielleicht bald Kanzler werde. Nach der Bundestagswahl 2002 hatte die damalige CDU-Chefin Merkel Merz vom Posten als Unionsfraktionschef verdrängt, was ihr Verhältnis schwer belastete.
In der aktuellen Frage, ob es an den deutschen Grenzen auch Zurückweisungen von Asylsuchenden geben sollte, bekräftigt Merkel aber Differenzen mit Merz. “Für mich war es wichtig, dass wir das nicht tun. Ich halte das auch für den falschen Weg. Aber es ist nun mal so, dass er diese Meinung hat, ja.”
Merkel war’s
Man könne ihr nicht nachsagen, dass sie in ihrem Buch behaupte, sie habe Deutschland in einem Tipp-Topp-Zustand hinterlassen, meint Merkel. Die vielen Vorwürfe von Versäumnissen in ihrer Amtszeit, die ihr aus Reihen der gerade gescheiterten Ampel-Koalition gemacht wurden, will sie aber nicht unterschreiben. “Wenn’s hilft, dann soll man sagen, Merkel war’s. Ich glaube nur, dass damit dem Land auch nicht geholfen ist.”
Merkel will sich auch nicht für alle Versäumnisse in Haftung nehmen lassen. So habe sie die Grünen beispielsweise in ihrer Amtszeit nicht als die Freunde des Demokratieabbaus erlebt. Die Grünen hätte es auch jahrelang verhindert, dass die Balkan-Staaten als sichere Herkunftsländer bezeichnet werden konnten. “Also, ich könnte jetzt auch mal auspacken”, sagt die Kanzlerin unter großem Beifall, belässt es dann aber dabei.
Neuigkeiten zwischen den Zeilen
Etwas komisch findet Merkel die Kritik, in ihrem Buch, das sie ein “Schmuckstück” nennt, stehe nichts Neues. “Stellen Sie sich mal vor, ich würde jetzt Sensationen veröffentlichen, was man über mich sagen würde. Man würde sagen: Die hat uns die ganze Zeit belogen, die eigentlichen Dinge hat sie uns geheim gehalten. Und deshalb, sage ich mal: Wer zwischen den Zeilen liest, wird, glaube ich, mitkriegen, dass schon dies und jenes Neue drinsteht.”