Kanzler Stocker hat „genug gestritten“ ausgegeben. Warum es – derzeit – zwischen den drei Parteien tatsächlich harmonisch läuft

Er habe nicht nur die Devise „leben und leben lassen ausgegeben, er lebt das auch und schaut darauf, dass sich alle daran halten“, attestieren Rote dem ÖVP-Kanzler Christian Stocker.

Oe24 blickte hinter die Kulissen der schwarz-rot-pinken Koalition. Und tatsächlich: Die Stimmung zwischen den Regierungsparteien ist weit besser als ursprünglich angenommen.

Die zwei großen Überraschungen dabei sind offensichtlich „plötzlich Kanzler“ Stocker und der rote Finanzminister Markus Marterbauer.

Stockers „genug gestritten“

Ein roter Spitzen-Politiker meint gegenüber oe24, dass „man Stocker nicht unterschätzen darf. Er ist mit seiner ruhigen und unaufgeregten Art genau der richtige Regierungschef in dieser Zeit“. Das dürfte auch der einstige ÖVP-Generalsekretär verstanden haben, der zudem auch das Bedürfnis nach „genug gestritten“ von weiten Teilen der Bevölkerung verinnerlicht habe. 

Die Überraschung Marterbauer

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir mit Marterbauer so gut zusammenarbeiten können. Er ist zwar ideologisch links, aber völlig Pakt treu und pragmatisch“, loben gleich mehrere ÖVPler den SPÖ-Finanzminister. Zudem: Sämtliche ÖVPler und Neos-Politiker attestieren dem Ökonomen trotz aller inhaltlichen Unterschiede „echte Sachkompetenz“ zu. Wie lange das andauern wird? Das traut sich derzeit freilich keiner so richtig einschätzen. 

Bei einem Abendessen der Regierungsmitglieder samt Staatssekretären und Journalisten, zeigte sich auch, dass der Austausch durchaus gut funktionierte – von den drei Klubchefs bis hin zu sämtlichen Ministern. 

Der rote Darling der Schwarzen dürfte freilich weiterhin der SPÖ-Infrastrukturminister Peter Hanke sein.  

Aber: Auch für die rote Staatssekretärin im Vizekanzleramt, Michaela Schmidt, gibt es seitens der Schwarzen viel Lob. Umgekehrt dürften die meisten Roten auch den ÖVP-Staatssekretär im Kanzleramt Alexander Pröll durchaus schätzen.  

Die Zuckerl-Koalition ist freilich erst ein Monat im Amt. Dieser Honeymoon ist also einerseits dem Reiz des Anfangs als auch der schlauen Führung des Regierungschefs geschuldet. 

Insider: Sind zum Erfolg verdammt 

Ein ÖVP-Spitzenvertreter erklärt aber ein weiteres wichtiges Motiv hinter dem Turteln in Schwarz-Rot-Pink: „Wir alle wissen, dass das jetzt unsere letzte Chance ist und wir zum Erfolg verdammt sind. Wenn das jetzt schief geht und wir in Neuwahlen schlittern, würden alle drei Parteien die Rechnung dafür präsentiert bekommen“. 

Und selbst die Neos werden von ÖVP und SPÖ relativ gutmütig beurteilt. „Beate Meinl-Reisinger geht in ihrer Rolle als Außenministerin auf“, „Christoph Wiederkehr ist pragmatisch“, sagen seine Koalitionspartner.  

Trotzdem scheinen die zwei größeren Parteien dieser Regierung vor allem zu befürchten, dass am Ende – vor allem wenn das Budget-Defizit immer größer und größer werde und das beschlossene Sparpaket nicht ausreichen sollte -, es Pinke sein werden, die den Pfad der Harmonie verlassen würden.

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