Mit 9 Monaten bedingt – sprich: mit keinem einzigen Tag hinter Gittern für den wohl peinlichsten Bluff der jüngsten politischen Geschichte – kam der Ex-Bürgermeister von Vösendorf, Hannes Koza, der sich quasi selbst k.o. schlug, davon.
NÖ. Hannes Koza hat alle belogen. Als erstes musste seine eigene Frau daran glauben – als der 45-jährige türkise Ex-Ortschef mit Hang zu Populismus und trollhaftem Auftreten in sozialen Medien, der erst im Vorjahr mit einer Diversion davonkam, weil er eine private Anwaltsrechnung manipuliert hatte, um sich die Kosten von der Gemeinde refundieren zu lassen, am Abend des 10. Dezember mit einem blauen Aug und Blessuren, die angeblich von Schlägen stammten, von der Gemeinderatssitzung heimkam. Noch am selben Abend postete die Heurigenwirtin geschockt und entrüstet:
“Ein Tiefpunkt ist erreicht. Mein Mann wurde heute Abend im Schlosspark abgepasst, verprügelt und mit Mord bedroht. Jeder einzelne ist dazu aufgerufen zu deeskalieren und nicht die negative Stimmung aufzuheizen. Denn so etwas kommt bei der ewigen Hetzerei heraus…”
Was dann tatsächlich herausgekommen ist, ist mehr als eine Belastungsprobe für die Ehe – nämlich eine rechtskräftige Verurteilung vor Gericht ihres Göttergatten, die als erstes sie und ganz Österreich hinters Licht führen wollte. 9 Monate bedingt bekam der Beau für die Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung sowie für falsche Beweisaussage aufgebrummt – weil er zwei Monate später mit einer öffentlichen Erklärung schließlich alles zugab. Er habe den Überfall erfunden, um sich “in die Opferrolle zu bringen. In der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe gegen mich und meine Familie endlich aufhören“, so der damalige ÖVP-Politiker, der daraufhin sein Amts als Bürgermeister und seine Spitzenfunktionen in der Partei zurücklegte.
Koza fiel auf Bluff der Polizei
Zum Verhängnis war dem angeblich niedergeschlagenen Kommunalpolitiker ein Bluff der Kriminalpolizei und des Landesamtes für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung geworden – die seinen Angaben nicht so recht trauen wollten, zumal sogar renommierte Gerichtsmediziner in Ferndiagnosen bereits Zweifel geschürt hatten, dass die Verletzungen nie und nimmer von einem Überfall stammen könnten: aufgebauschte Abschürfungen, wurde gemunkelt. Gefinkelt erklärten die Ermittler dem angeblichen Prügelopfer, dass es eine Videoaufnahme von der benachbarten Feuerwehrzentrale geben würde – und noch bevor Koza mitbekam, dass man darauf nur einen oder vielleicht zwei Schatten sah, die alles Mögliche angestellt haben könnten, legte er ein Geständnis ab:
Demnach hatte er sich die Verletzungen selbst zugefügt, indem er sich im Schlosspark auf den Bauch auf den Boden gelegt und seinen Kopf mehrmals auf den Boden geschlagen habe.
“Ich habe mein Lebenswerk zerstört”
Sein Anwalt Sascha Flatz: “Er stand damals sehr unter Druck. Das Ganze ist eine Kurzschlusshandlung gewesen.” Koza selbst sagte bei der Gerichtsverhandlung am Donnerstag in Wiener Neustadt: “Dann ist mir nach drei Achterln Wein im Büro diese leider nicht sehr glorreiche Idee gekommen, was ich tun kann, damit das aufhört, damit ich endlich einmal Mitgefühl bekomme.” Um eine milde Strafe heischend, fügte er hinzu, dass er “niemand anderen geschädigt” habe, nur sich selbst. “Ich habe mein Lebenswerk zerstört und ich glaube, das ist für mich Strafe genug”. Das sah das Gericht anders und verpasste ihm neun Monate, die er absitzen muss, sollte er sich in der Bewährungszeit noch etwas zu Schulden kommen lassen – als zum Beispiel stolpern und jemanden beschuldigen, ihm ein Bein gestellt zu haben.
In Vösendorf indes übernahm nach dem Abgang von Koza ÖVP-Vizebürgermeisterin Birgit Petross die Gemeindegeschäfte. Die Abgeordneten der Oppositionsparteien haben ihre Mandate niedergelegt. Es muss neu gewählt werden, der Termin ist voraussichtlich im Herbst. “Mein Mandant geht jetzt einmal auf Reha. Er wird sicher nicht mehr bei einer Wahl antreten, obwohl ich glaube, dass er wiedergewählt werden würde, weil er in Vösendorf sehr beliebt ist”, ist sein Verteidiger Flatz überzeugt.