Anika Deckers neues Buch ist eine Hommage ans Älterwerden.
Autorin und Regisseurin Anika Decker gelang Ende der 2000er der Durchbruch mit ihrem Drehbuch zu Keinohrhasen – eine der deutschen Hit-Komödien der letzten Jahre (weil es ein Überraschungshit war und Produzent Til Schweiger nicht nachzahlen wollte, sah man einander übrigens vor Gericht wieder). Nun hat Decker einen Bestseller im Bereich Belletristik gelandet.
Ihr neuer Roman heißt Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben. Und, wovon handelt das Buch mit dem ausschweifenden Titel? Jedenfalls nicht von vernünftigen Erwachsenen, sondern von einem Haufen solcher, die es nicht sind. Decker widmet sich Tabuthemen Leben. Protagonistin Nina ist geschieden und damit glücklich, obwohl sie nun in einer Mini-Wohnung lebt, während der Ex die Familienvilla behalten hat und mit seiner neuen Influencer-Frau und den Zwillingen bewohnt. Nina ist der Familie, ihren erwachsenen Kindern zuliebe manchmal bei Festen in der Villa zugegen, wo sich die Männer nur über Uhren und Statussymbole unterhalten. Die Frauen essen kaum und tragen viel Beige. Nina hat sich in dieser Gesellschaft ohnehin nie wohl gefühlt, im Gegensatz zu ihrer Schwester Lena, die den Aufstieg mit allen Mitteln anstrebt. Und dann lernt Nina David kennen, einen 30-Jährigen, den sie unendlich scharf und lieb findet…
Tabus
Decker hat hier einen Roman verfasst, der vielen Frauen und Männern aus der Seele spricht. Offen und mit ganz viel Humor hat sie sich unsere Gesellschaft angesehen, die Werte, denen wir hinterherhecheln. Auch Tabus wie prekäre Verhältnisse für Frauen nach Trennung oder Machtmissbrauch geht sie nicht aus dem Weg. Zwischendurch zum laut Auflachen, macht die Lektüre einfach Spaß.
Autorin über das Altern
Die 49 Jahre alte Autorin hat mit der Zeitschrift Gala jüngst über ihre Erfahrungen mit den Wechseljahren gesprochen. „Ich stecke seit drei Jahren in den Wechseljahren, habe schon alles bis auf Hitzewallungen durch: Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Gelenkschmerzen, Gewichtszu- und -abnahme, fürchterliche Migräne“, sagte sie der Zeitschrift. Sie habe sich deswegen hormonell einstellen lassen. Dafür sei sie sehr dankbar, erzählte Decker, „denn ich hatte Brain Fog, Nebel im Hirn. Dadurch konnte ich mich nicht mehr gut konzentrieren und war sehr oft abgelenkt, was beim Schreiben natürlich eine Katastrophe ist. Und ich trug auch so eine Schwere in mir.“ Nun gehe es ihr körperlich und geistig wieder gut. Sie habe auch wieder „Schwung beim Schreiben bekommen, den hatte ich ewig nicht mehr. Ich bin verliebt in das Leben“, sagte sie. „Richtig sauer“ mache es sie, dass Frauen die Fünfziger immer „mies“ verkauft würden: „Mit 50 bist du verblüht, jetzt kannst du anfangen, dir eine praktische Kurzhaarfrisur zu machen. Und Enten füttern. Von wegen!“