Bei der Wien-Wahl am 27. April bekommt die SPÖ in ihren politischen Hochburgen wieder mehr blaue Konkurrenz.
Wien wird aller Voraussicht nach auch nach der anstehenden Wahl großflächig rot eingefärbt bleiben. Die SPÖ muss jedoch in ihren traditionellen Hochburgen diesmal wieder mit deutlich mehr Konkurrenz seitens der FPÖ rechnen. Nach dem blauen Wahldebakel und dem Höhenflug der ÖVP, die vor fünf Jahren nicht nur in den bürgerlichen Bezirken punkten konnte, sind die “Battlegrounds” – die heiß umkämpften Bezirke Wiens – nun wieder die klassischen Arbeiterbezirke und Transdanubien.
Bei der Wahl 2020 war es der SPÖ gelungen, verlorenes Terrain von der FPÖ wieder gut zu machen. Sie eroberte Simmering (46,63/+6,37) und Floridsdorf (46,21/+7,05) von den nach Ibiza-Affäre und Spesenskandal schwer angeschlagenen Blauen zurück. Deutliche Zugewinne feierten die Sozialdemokraten auch in ihren anderen traditionellen Bastionen Favoriten (48,4 Prozent/+7,01), Brigittenau (48,15/+5,07), Donaustadt (46,16/+5,36) und Meidling 44,83 (+3,33).
Blaues Wien-Comeback
Die Freiheitlichen verloren vor fünf Jahren dagegen in Floridsdorf, Favoriten und Donaustadt jeweils rund 30 Prozentpunkte und stürzten auf einstellige Ergebnisse ab. Zweistellig blieb die FPÖ nur in Simmering, aber auch hier waren die 14,89 Prozent – nach 42,90 Prozent fünf Jahre zuvor – und Platz drei statt eins sehr bitter für die Blauen.
Nun ist der einstige rote Hauptkonkurrent wieder zurück im Rennen, auch wenn Umfragen zufolge wohl nicht ganz so stark wie vor zehn Jahren. 2015, damals noch unter Heinz-Christian Strache hatten die Blauen Floridsdorf und Simmering auf blau umgedreht und rückten der SPÖ auch in Favoriten und Donaustadt auf nur noch rund 2 Prozentpunkte Abstand heran.
“Bürgerliche” Hochburgen
Spannend wird der Kampf um die Stimmen auch in den bürgerlich geprägten Bezirken, wo sich die Roten traditionell schwer tun und die ÖVP ihre Kernwählerschaft hat. Ein ähnliches Traumergebnis wie 2020 scheint für die Wiener Türkisen diesmal außer Reichweite. Im Windschatten der Erfolgswelle unter Parteichef Sebastian Kurz hatte die Volkspartei die Bezirke Innere Stadt und Hietzing erobert und auch in Döbling, Währing, Liesing, Penzing, Donaustadt, Hernals, Josefstadt, Wieden und sogar in Floridsdorf die 20-Prozentmarke geknackt.
In den eher bürgerlich geprägten Bezirken fischen auch die NEOS beim ÖVP-Klientel. Am besten schnitten die Pinken 2020 im ersten Bezirk (Innere Stadt) ab (11,92) sowie in den westlichen Bezirken Währing (11,71), Hietzing (11,55) und Alsergrund (11,01).
Die Grünen sind dagegen in den Bezirken innerhalb des Gürtels traditionell sehr stark. Österreichweite Hochburg ist Neubau, wo es zwischen 2005 und 2010 sogar eine grüne Mehrheit gab. 2020 erreichten die Grünen hier knapp 30 Prozent (29,76) und den zweiten Platz hinter der SPÖ. Stark ist die Ökopartei stets auch in den benachbarten Bezirken Mariahilf (26,02) und Josefstadt (24,32) sowie in Alsergrund (23,93) und Währing 22,97.
(Martin Hirsch/jeg/lg )