Strategen glauben, dass gleich zwei Ex-Kanzler im Fall von Neuwahlen ihr großes Comeback feiern könnten

Dass die Findung einer Regierung nach der Na­tionalratswahl schwer werden würde, war allen im politischen Betrieb klar. Dass sie so ein Tanz auf einem Drahtseil wird, wollten aber nicht einmal Zwangspessimisten annehmen.

Es kam freilich, wie es kommen musste: schlimmer als befürchtet. Denn, dass die sich anbahnenden Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos wirklich zu einem erfolgreichen Abschluss kommen werden, scheint mehr als offen zu sein.

Angst, dass die Neos alles platzen lassen

Sowohl in ÖVP als auch in SPÖ verweist man darauf, dass der potenzielle Dritte im Bunde – die Neos – die Angelegenheit noch heikler machen würden und sie „alles andere als sicher“ seien, dass „das was wird“, wie einige Schwarze und Rote inoffiziell sagen. Oder wie ein Verhandler meint: „Der deutsche FDP-Chef Lindner ist bei seinen ersten Koalitionsverhandlungen einst auch aufgestanden.“

Während die Roten dann mehrheitlich von Blau-Schwarz ausgehen, denken einige VP-Strategen und vereinzelte Rote, dass dann Neuwahlen im Frühjahr am wahrscheinlichsten seien. Sprich: Monatelange Verhandlungen aller mit (fast) allen und dann ein Scheitern.

»Dann bleibt kein Stein auf dem anderen«

Sollte dieses Crash-Szenario eintreffen, würde „kein Stein auf dem anderen bleiben“, meinen Parteistrategen. FPÖ-Chef Herbert Kickl würde seinen Wahlkampf naturgemäß auf „Jetzt erst recht“-Linie ausrichten und das Lied des Märtyrers rauf und runter spielen, während die ÖVP versuchen würde, auf „jetzt brauchen wir klare Verhältnisse gegen Kickl“ zu argumentieren. Nur: mit wem?

Während ein Teil der Partei glaubt, dass dann „erst recht Karl Nehammer wieder antreten würde, weil er glaubwürdig den Anti-Kickl geben kann“, sind andere in der ÖVP skeptischer. Sie – subsumiert als gar nicht so kleines schwarz-blaues Lager der Partei – wollen eine Neuauflage von Schwarz-Blau mit ÖVP-Kanzler und könnten im Fall der Fälle nach Sebastian Kurz rufen.

LHs halten wenig von einem Kurz-Comeback

Dieser würde dann versuchen, seine einstigen Wähler wieder von den Blauen zurückzugewinnen. Ein Hasard, der aufgehen könnte, glauben zumindest einige in der ÖVP. Andere – vor allem unter den Landeschefs – machen hingegen Kurz für die Misere, in der sich die ÖVP befindet, verantwortlich und halten wenig von einem Comeback des einstigen türkisen „Wunderkinds“. Das könnte sich allerdings schlagartig ändern, falls in der SPÖ angesichts von Neuwahlen plötzlich ein anderer Ex-Kanzler als Kandidat parat stünde.

In der roten Welt hat schließlich nicht nur Hans Peter Doskozil die Nostalgie rund um den ehemaligen SPÖ-Chef Christian Kern erwischt. Im Gegenteil. Immer wieder meinen Rote, dass „er für uns Wahlen gewinnen könnte“. Im Fall einer Neuwahl – die jetzige SPÖ würde es da äußerst schwer haben, nicht völlig zerrieben zu werden – würden diese Rufe auch aus Panik lauter.

Bisher stemmte sich immer die SPÖ Wien gegen eine Rückkehr Kerns – zuletzt im Frühjahr 2023. Aber, ob das noch gilt, falls das rote Haus lichterloh brennt und ein Comeback von Kurz neben dem blauen Favoriten Kickl droht, bleibt abzuwarten …

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