– Die deutsche Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Vorwürfen der Vertuschung von Geheimdiensterkenntnissen über den Ursprung des Coronavirus widersprochen.  

Sie weise dies “ganz grundsätzlich zurück”, teilte eine Sprecherin Merkels dem “Tagesspiegel” am Donnerstag mit. Am Mittwoch waren Medienberichte veröffentlicht worden, wonach der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) einen Laborunfall im chinesischen Wuhan als wahrscheinlichste Ursache der Corona-Pandemie ansieht.

Zu dieser Bewertung kam der deutsche Auslandsgeheimdienst nach Informationen von “Süddeutscher Zeitung” und “Zeit” bereits im Jahr 2020. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung demnach vom Kanzleramt, das die Befunde dann unter Verschluss gehalten haben soll. Merkel war zu diesem Zeitpunkt deutsche Bundeskanzlerin.

Merkel sehe sich außerstande, sich zu der Sache selbst zu äußern, hieß es von der Sprecherin weiter. Merkels Büro verwies bei “Sachfragen an das Bundeskanzleramt”, weil dort die amtlichen Unterlagen aus der Regierungszeit Merkels lägen und nicht in ihrem heutigem Büro.

Wahrscheinlichkeit der Labor-These bei über 80 Prozent

Noch in Merkels Regierungszeit habe BND-Präsident Bruno Kahl persönlich das Kanzleramt über die nachrichtendienstliche Operation und die Bewertung des Dienstes unterrichtet. Die Labor-These wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 bis 95 Prozent bewertet, wie “Zeit” und “SZ” berichteten. Das Kanzleramt habe dann entschieden, die brisante Einschätzung unter Verschluss zu halten. Daran gab es bereits scharfe Kritik.

Der damalige deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wusste nach eigener Aussage nichts von dem Geheimdienstbericht. “Den kenne ich nur aus der Berichterstattung, und deswegen kann ich den an dieser Stelle auch ohne weitere Kenntnis nicht kommentieren”, sagte Spahn am Donnerstag den Sendern RTL und ntv. Er könne nur sagen, dass es die Debatte um die so genannte Laborthese bereits vor fünf Jahren gegeben habe.

Spahn: Befund hatte keine Auswirkungen auf Maßnahmen

Spahn wies darauf hin, dass auch ein früherer Befund über den Virusursprung keinen Einfluss auf die Corona-Maßnahmen in Deutschland gehabt hätte. “Das Virus war, wie es war und hatte die gesundheitlichen Schäden verursacht, die es verursacht hat.” Sollten sich die Berichte bewahrheiten, hätte das Folgen für die Außenpolitik und Schutzmaßnahmen in der Forschung, sagte Spahn. “Für die Maßnahmen im Land hätte es aber natürlich keinen Unterschied gemacht.”

Der erste Corona-Fall in Deutschland war Ende Jänner 2020 im bayerischen Landkreis Starnberg bestätigt worden. Merkel und ihr Kabinett, dem auch Spahn als Gesundheitsminister angehörte, ergriffen in den folgenden Wochen und Monaten teils auch umstrittene Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus in Deutschland einzudämmen, etwa Kontaktsperren und Schulschließungen.

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