EU will ab Juli bis zu 48% auf E-Autos aufschlagen – China will EU-Zölle kontern.

Peking/Brüssel. China warnt die EU-Kommission im Streit um Strafzölle für Elektroautos vor einem neuen Handelskonflikt. „Gegenseitiges Vertrauen zwischen beiden Seiten dürfe nicht erschüttert werden“, teilte das Außenministerium vor dem Wochenende in Peking mit. Ein Sprecher sagte, China werde alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Maßnahmen der Europäischen Union zu kontern.

Hohe Strafzölle. Die EU-Kommission droht China mit hohen Sonderzöllen auf Elektroautos. Sie könnten zusätzlich bis zu 38,1 % betragen. Bereits jetzt gilt ein Einfuhrzoll von 10 %. Für China-E-Autos von SAIC werden also 48 % Zoll fällig – wenn es so kommt. Die EU begründete den Schritt mit Wettbewerbsverzerrungen durch hohe staatliche Subventionen in der Volksrepublik. Ob die Zölle kommen, wird bis Juli entschieden.

Chinas Außenminister fordert »Vernunft« ein

Aufregung. Der chinesische Außenminister Wang Yi will die Strafzölle verhindern. Die EU müsse auf vernünftige Stimmen hören und ihren Kurs sofort korrigieren. „Handelsschwierigkeiten sollten durch Dialog gelöst werden“, hieß es in der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Auch der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hofft, dass die Strafzölle noch verhindert werden: „Entscheidend ist, dass jetzt gesprochen wird.“ Die Regierung in Peking sollte die Chance zum Dialog nutzen. Neue Zölle seien das letzte Mittel. Sie treffen die Kunden, die mehr zahlen müssen.

Bisheriger Einfuhrzoll vor drastischem Anstieg

Genauer Plan. Die EU-Kommission hat die chinesischen Hersteller BYD, Geely und SAIC im Visier. Für BYD soll ein zusätzlicher Importzoll von 17,4 Prozent gelten, für Geely von 20 Prozent und für den Volkswagen-Partner SAIC von 38,1 Prozent. Zusätzlich zum geltenden Einfuhrzoll von zehn Prozent.

Die Zölle treffen auch westliche Autobauer wie Tesla, Volkswagen, Mercedes und BMW, die in China produzierte Autos nach Europa liefern. Ihr Zoll soll auf 21 % steigen. Er könnte nach einer EU-Prüfung wieder sinken.

Austro-Händler. Außerdem betroffen sind österreichische Händler, die chinesische Elektro-Autos vertreiben. Sollten die Zölle eingeführt werden, dann kosten China-E-Autos danach in Österreich und anderen EU-Ländern nämlich mehr Geld, sind schwerer zu verkaufen.

Tesla reagiert. Der US-Autobauer Tesla teilte auf seiner Homepage für europäische Märkte mit, Anfang Juli vermutlich die Preise für das Model 3 anheben zu müssen.

Der US-Konzern verwies ausdrücklich auf die höheren Zölle. Potenzielle Käufer wurden aufgefordert, im Juni noch zu bestellen.

Deutscher Experte warnt vor Strafzöllen

„Die Erhöhung der Importzölle auf chinesische Fahrzeuge ist ein zweischneidiges Schwert und wird der deutschen Automobilindustrie mehr schaden als nutzen“, sagte Branchenexperte Albert Waas von der Unternehmensberatung BCG.

„Es ist davon auszugehen, dass die chinesische Regierung im Gegenzug die Zölle auf europäische Fahrzeuge erhöhen wird, was insbesondere die deutschen Automobilhersteller empfindlich treffen würde.“

In etwa ein Drittel des Absatzes werde aktuell in China erzielt. Chinesische Anbieter entwickelten deutlich günstigere Fahrzeuge, die gleichzeitig auf dem Gebiet der Software und Elektronikarchitektur überlegen seien. Hier müsse die EU fitter werden: „Zölle sind der falsche Weg und führen nie zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt.“ BYD baut schon vor – und errichtet ein Werk in Ungarn.

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