Studie zeigt: Nachziehende Asylberechtigte lernen langsamer Deutsch und sind seltener erwerbstätig 

Ein aktueller Forschungsbericht des International Centre for Migration Policy Development (ICMPD), erstellt im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), beleuchtet die Integration von nachgezogenen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich. Die Studie basiert auf der Analyse von Daten von 12.500 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, darunter 2.500 Familiennachziehende, die zwischen 2018 und 2024 befragt wurden.

Die Ergebnisse zeigen: Familienangehörige, die über den Nachzug nach Österreich gekommen sind, haben es schwerer, sich zu integrieren, als jene, die selbst einen Asylantrag gestellt haben. Besonders in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft sind sie seltener erwerbstätig und machen langsamere Fortschritte beim Erlernen der deutschen Sprache. 

Erwerbstätigkeit von nachgezogenen Frauen bleibt niedrig

Frauen stellen mit 46 % die Mehrheit der nachgezogenen Familienmitglieder, während 42 % der Befragten zum Zeitpunkt des Nachzugs minderjährig waren. 82 % der nachgezogenen Frauen sind verheiratet – deutlich mehr als die 57 % unter den Frauen, die direkt einen Asylantrag gestellt haben. Zudem geben sie häufiger an, nicht erwerbstätig zu sein und sich um minderjährige Kinder im Haushalt zu kümmern.

Die Erwerbsquote von nachgezogenen Frauen liegt bei nur 22 % und ist damit geringer als die 28 % unter Frauen, die selbst einen Asylantrag gestellt haben. Besonders gravierend ist die Lage in den ersten drei Jahren nach der Ankunft: Nur 8 % der nachziehenden Frauen sind in diesem Zeitraum berufstätig, im Vergleich zu 19 % der Frauen mit eigenem Asylantrag. Zudem bewegen sich nachgezogene Frauen überwiegend innerhalb ihrer eigenen Community und orientieren sich häufiger an traditionellen Rollenbildern aus ihren Herkunftsländern. Frauen, die direkt in Österreich einen Asylantrag gestellt haben, berichten etwas häufiger von Kontakten mit der österreichischen Gesellschaft.

Geringere Erwerbsquote junger Nachziehender

Auch junge Männer, die als Minderjährige über den Familiennachzug nach Österreich gekommen sind, sind seltener berufstätig als gleichaltrige Geflüchtete mit eigenem Asylantrag. Zum Befragungszeitpunkt waren 41 % der nachgezogenen Männer erwerbstätig – ein deutlich geringerer Anteil als die 57 % unter den originär antragstellenden Flüchtlingen.

Besonders ausgeprägt ist dieser Unterschied bei syrischen Nachziehenden: Lediglich 34 % der nachgezogenen Syrer hatten eine Arbeit, während es unter den direkt antragstellenden Syrern 48 % waren. Zudem befinden sich 38 % der nachgezogenen Männer in Ausbildung.

Nachgezogene Frauen lernen langsamer Deutsch

Beim Erlernen der deutschen Sprache zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Nachziehende Frauen besuchen seltener Deutschkurse als Frauen, die selbst einen Asylantrag gestellt haben. Dennoch verbessern sich die Sprachkenntnisse im Laufe der Zeit: Nach fünf Jahren geben sowohl die Hälfte der nachgezogenen als auch der originär antragstellenden Frauen an, über gute oder sehr gute Deutschkenntnisse zu verfügen.

Junge Flüchtlinge, die als Minderjährige nach Österreich kamen, erlernen die deutsche Sprache schneller als Erwachsene. Ein hoher Anteil gibt an, gut oder sehr gut Deutsch zu sprechen.

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist eine zentrale Anlaufstelle für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie für ukrainische Vertriebene. Mit 67.500 Deutschkursplätzen im Vorjahr bot der ÖIF ein umfassendes Sprachangebot für Flüchtlinge und Vertriebene. Darüber hinaus wurden 2024 rund 80.000 Integrationsprüfungen durchgeführt und 230.000 Beratungen in den Integrationszentren aller Landeshauptstädte angeboten.

Mit flexiblen Kurszeiten, Online-Deutschkursen und digitalen Lernangeboten auf sprachportal.at unterstützt der ÖIF den schnellen Spracherwerb und erleichtert den Berufseinstieg parallel zum Deutschlernen. Zusätzlich bieten die ÖIF-Frauenzentren eine breite Palette an mehrsprachigen Seminaren und Beratungen zu Themen wie Beruf und Bildung, Gesundheit, Familie, Gewaltprävention und Selbstbestimmung.

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