Europas größter Motorradhersteller KTM steckt in der Klemme. Zu viele Bikes, zu wenig Käufer und jetzt auch noch pleite. Kann der österreichische Zweirad-Gigant noch die Kurve kriegen?

Insolvenz. Stefan Pierer, der große Boss von KTM, hatte sich seinen 68. Geburtstag sicher anders vorgestellt. Statt Torte und Sekt gab’s eine bittere Pille: Sein Unternehmen ist zahlungsunfähig. In einem YouTube-Video auf dem KTM-­Kanal versucht er, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er nennt die Insolvenz plus europäischem Restrukturierungsverfahren einen „Boxenstopp“. Oder ist das schon der Anfang vom Ende?

Pierer warnte schon im Frühjahr vor Krise

Die Probleme bei KTM haben sich aufgetürmt wie ein Berg voller unverkaufter Motorräder. KTM hat in den letzten Jahren kräftig Gas gegeben und mehr produziert, als der Markt schlucken konnte. Der Grund: Während Corona war die Nachfrage so hoch, dass das Management annahm, sie würde weiter stark bleiben. Ein Fehler. Die Lager sind übervoll, die Produktion wird gedrosselt. Zur mangelnden Nachfrage kommt die teure Fertigung in Österreich.

Warnungen über „zu hohe Lohnstückkosten“ in Österreich gab es von Pierer schon lange. Die Löhne sind gestiegen, die Energiekosten auch. Schon 2023 wurde bekannt, dass Pierer Mobility, die Konzernmutter von KTM, hunderte Stellen in Österreich abbaut und Produktion und Entwicklung teils nach China und Indien verlagert.

Schießt Inder Millionen nach – und übernimmt?

KTM braucht dringend frisches Geld, einen dreistelligen Millionenbetrag. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Der indische Großaktionär Bajaj Auto, der fast die Hälfte von KTM besitzt, könnte tiefer in die Tasche greifen und sogar die KTM-Mutter übernehmen.

Jetzt heißt es sparen, was das Zeug hält. Die Produktion wird von Weihnachten bis Ende Februar komplett gestoppt. 300 Mitarbeiter müssen gehen, zusätzlich zu den 700, die schon früher ihren Job verloren haben. Von den einst 5.000 Beschäftigten in Österreich bleiben immer weniger übrig.

Die nächsten 90 Tage sind entscheidend

Pierer und sein Team haben jetzt 90 Tage Zeit, um einen Plan auszutüfteln, wie sie KTM retten können. Sie müssen die Gläubiger überzeugen und gleichzeitig das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen. Keine leichte Aufgabe.

Es kursieren schon wilde Gerüchte. Wird die italienische Edelmarke MV Agusta, die zu KTM gehört, an die Chinesen verscherbelt? Oder steigt Red Bull bei KTM ein – das wurde dementiert, wäre aber ein Energy-Boost für die kriselnde Firma.

Die nächsten 90 Tage entscheiden, ob KTM nur kurz und schmerzhaft einen Boxenstopp einlegt oder ob das Rennen für den österreichischen Motorradbauer endgültig gelaufen ist. Was KTM passiert, könnte ein Vorbote für die ganze Branche sein.

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