Ein anonymer Bewunderer und Mailschreiber mit dem Deck- bzw Gmail-Namen Dirk H., der eigenen Angaben zufolge in  Deutschland selbst für „öffentliche Unruhe“ gesorgt, sich aber als Bombendroher zur Ruhe gesetzt haben will, meldete sich bei oe24. Es geht darum „zu verwirren und Ressourcen zu binden, die Ermittlungen nachhaltig zu stören“. Das alles würde furchtbaren Spaß machen, zumal „solche Spielchen dank Internet bequem von zu Hause möglich sind …“ oe24 hat das Schreiben natürlich an den Verfassungsschutz weitergeleitet.

Zur genauen Motivlage, die hinter solchen Zeilen bzw. in den „Bombenhirnen“ selbst steckt, meinte diese Woche ein Sozialpsychologe: „Hier geht es um Kontrolle, man dirigiere ja förmlich aus der Ferne Feuerwehr und Polizei, die Örtlichkeiten werden evakuiert.“ Die Täter wollen  „Angst und Unruhe stiften oder handeln aus Rache, speziell, wenn Behörden betroffen sind“.

Laut dem Experten waren die Täter bei ähnlichen Serien in jüngerer Vergangenheit durchwegs männlich und über alle Altersgruppen verteilt. Dass man das so genau wisse, liege an der hohen Aufklärungsquote. Denn am Ende machen noch so technik- oder informatikaffine Angreifer kleine, aber entscheidende Fehler:

Evakuierungen. Im Fall des jetzt ausgeforschten 20-jährigen Schweizers, der seit 30. September insgesamt 28 mit Fake-„Al­lahu Akbar“-Drohungen gespickte Mails nach Österreich geschickt haben soll und damit Hunderte Züge stoppte sowie alle großen Bahnhöfe, Einkaufszentren oder das Landesgericht Wien leer fegte, war es eine Anfrage unserer Fahnder bzw. ein Hinweis von Microsoft. Offenbar hat der Verdächtige sein gemeingefährdendes Ansinnen über ein letztlich doch nicht so gut verstecktes Outlook-Konto betrieben.

Tauziehen um den E-Mail-Versender

Um den jungen Eidgenossen ohne jeden Migrationshintergrund ist jetzt jedenfalls ein höchst entlarvendes bürokratisches Tauziehen entbrannt.

Gegen den 20-Jährigen wurde von unseren zuständigen Behörden ein europäischer Haftbefehl erlassen. Und ein Rechtshilfeansuchen wurde gestellt. Bis zum Donnerstag hatte die federführende Staatsanwaltschaft Linz keinerlei Informationen von den Schweizer Kollegen, die den 20-Jährigen weiter auf freiem Fuß ließen. Eine Auslieferung nach Österreich wurde abgeschmettert, da der Verdächtige zustimmen hätte müssen – und das hat er nicht. Die Ergebnisse der Hausdurchsuchung und der Befragung des Verdächtigen sind per Post zu uns unterwegs.

Und: Eine Anfrage zur Übernahme des Verfahrens durch unsere Ermittler hätte nach den Regeln der Schweizer erfolgen müssen, die geradezu provozierend auf stur stellen. So aufgescheucht und unruhig der Amtsschimmel reagiert, fragt man sich: Ob das auch zum Plan des „Bombenhirns“ gehört hat?

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