Ein medizinisches Verfahren, das auf den ersten Blick wie aus einem Film klingt, wurde erstmals in Kanada durchgeführt.  

Einem Mann, der auf beiden Augen erblindet ist, wurde ein eigener Zahn in sein Auge transplantiert, um mithilfe einer speziellen Linse die Sehkraft zumindest teilweise wiederherzustellen. Was hinter diesem seltenen Eingriff steckt, wie er funktioniert und warum er nur in Ausnahmefällen durchgeführt wird, lesen Sie hier.

Ein seltener Eingriff in Kanada

Vancouver, Kanada – Ein Zahn im Auge, um wieder sehen zu können? Was für viele nach einer Fantasie oder einem Experiment aus einem Science-Fiction-Film klingt, ist tatsächlich möglich – und wurde jetzt zum ersten Mal in Kanada durchgeführt.

Laut dem kanadischen Staatssender CBC wurde der 33-jährige Brent Chapman aus Vancouver (Kanada, Westküste Nordamerikas) einer der ersten Patienten in Kanada, der sich einer sogenannten Osteo-Odonto-Keratoprothese (kurz OOKP) unterzog. Dieser Eingriff wird auch „Zahn-in-Auge-Operation“ genannt und gilt weltweit als absolute Rarität.

So funktioniert die Zahn-in-Auge-Operation

Bei diesem medizinischen Verfahren wird ein Zahn des Patienten – üblicherweise ein Eckzahn – aus dem Mund entfernt. In diesen Zahn wird eine spezielle optische Linse aus Kunststoff eingesetzt. Anschließend wird der Zahn mitsamt Linse im Auge des Patienten implantiert.

Zähne bestehen unter anderem aus Dentin, das die härteste Substanz im menschlichen Körper ist. Genau diese Eigenschaft macht den Zahn zu einem idealen Trägermaterial für die Linse, wie Augenarzt Dr. Greg Moloney erklärte. Moloney ist Facharzt am Mount Saint Joseph Hospital in Vancouver (Kanada) und hat den Eingriff bei Brent Chapman durchgeführt – gemeinsam mit zwei weiteren, ähnlich gelagerten Operationen. Alle drei Eingriffe verliefen laut Moloney ohne Komplikationen.

Spezialist aus Australien mit Erfahrung

Dr. Greg Moloney stammt ursprünglich aus Australien, wo er bereits sieben ähnliche Eingriffe durchgeführt hat. Selbst unter erfahrenen Augenchirurgen sei die Zahn-in-Auge-Operation kaum bekannt, betonte Moloney gegenüber dem kanadischen Fachmedium „The Daily Scan“. Die Methode sei extrem selten und komme nur für ganz bestimmte Patientengruppen in Frage. Ein Allheilmittel sei sie keinesfalls.

Die Zahn-in-Auge-Operation wird ausschließlich bei Menschen durchgeführt, die an schwerer Hornhautblindheit leiden. Das betrifft den vorderen Bereich des Auges, wenn etwa die Hornhaut durch eine Erkrankung oder eine Verletzung irreparabel geschädigt ist. Häufig tritt dies nach Autoimmunerkrankungen auf oder wenn die Bindehaut durch Vernarbungen zerstört wurde. Voraussetzung für eine erfolgreiche Operation ist jedoch, dass die Netzhaut sowie der Sehnerv – also die hinteren Abschnitte des Auges – noch intakt sind. Ist dies der Fall, kann die Linse, die in den Zahn eingesetzt wurde, Licht ins Innere des Auges leiten.

Dr. Moloney betonte, dass die Zahn-in-Auge-Operation immer nur am schwerer betroffenen Auge durchgeführt wird – und das auch nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, die Sehkraft zu retten. Der Eingriff selbst erfolgt in mehreren Etappen. Nach der ersten Operation folgt nach einigen Monaten eine weitere, bei der die Linse endgültig in das Auge integriert wird. Diese langwierige Prozedur ist nicht ohne Risiko.

Patient hofft auf neue Lebensqualität

Brent Chapman selbst zeigte sich vor der Operation zuversichtlich – auch wenn ihm klar war, dass es sich um eine sehr außergewöhnliche Behandlung handelt. „Ich weiß, es klingt ein bisschen verrückt und wie aus einem Science-Fiction-Film“, sagte er in einem Interview mit dem kanadischen Sender CBC. Trotz aller Risiken setzt er große Hoffnungen auf die Operation. „Ich habe mir vorgestellt, dass ich wieder Basketball spielen kann – und endlich wieder Körbe werfe“, sagte Chapman. „Außerdem würde ich gerne wieder mehr reisen und die Welt sehen.“

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