Der neue Wiener „Tatort: Messer“ läuft diesen Sonntag in ORF 2 – und verspricht Spannung, Emotionen und ein Ermittlerduo am Rande des Zusammenbruchs. Bibi Fellner und Moritz Eisner stehen nicht nur vor einem besonders kniffligen Fall, sondern auch vor einer Zerreißprobe ihrer Zusammenarbeit
Der Fall beginnt dramatisch: Starkoch André Brauer (Daniel Keberle, 52), Chef des edlen Wiener Lokals „Efeukron“, wird nach einer durchzechten Nacht erstochen vor seinem Wohnhaus aufgefunden – ohne Ehefrau, aber wohl nicht ohne Feinde. Was zunächst wie ein klassischer Eifersuchtsmord aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Netz aus Intrigen, Machtspielen und alten Geheimnissen.
In der Küche herrschte ein knallhartes Regiment: Disziplin, Druck und Hierarchien bestimmten den Alltag. Wer aus der Reihe tanzte, wurde gnadenlos ersetzt. Doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es. Verdächtigt werden nicht nur enttäuschte Ex-Mitarbeiter und eifersüchtige Ehefrauen, sondern auch der Sous-Chef Lars (Simon Morzé, 29), der selbst ein düsteres Geheimnis mit dem Opfer und dessen kriminellem Bruder „Ratte“ (Manuel Sefciuc, 38) teilte.
Ein Ermittlerduo in der Krise
Während die Spurenlage zunehmend komplexer wird, offenbaren sich auch bei Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) Risse im Gefüge. Vor allem Bibi hadert mit ihrem Job – und findet in Moritz nicht den Rückhalt, den sie braucht. Ihre emotionale Überforderung wird spürbar und zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Die angespannte Stimmung zwischen den beiden erfahrenen Kommissaren ist greifbar und verleiht dem Krimi eine zusätzliche Tiefe.
„Tatort: Messer“ punktet mit Spannung, temporeicher Inszenierung und einem komplexen Geflecht aus Verdächtigen und Motiven. Allerdings greifen die Drehbuchautoren auch tief in die Klischeekiste: die brutale Sterneküche, toxische Männerdominanz, Affären, Drogenmissbrauch und Gewalt – alles scheint vertreten. Dadurch wirkt der Fall an manchen Stellen überladen und wenig realitätsnah.
Trotzdem lohnt sich das Einschalten: Die Dynamik zwischen Bibi und Moritz, die schauspielerisch stark umgesetzt ist, macht den Film sehenswert. Auch der Kriminalfall selbst bleibt über die gesamte Länge spannend und wartet mit einigen Überraschungen auf.
„Tatort: Messer“ ist sicher nicht der stärkste „Tatort“ des Jahres, doch das Wiener Ermittlerduo liefert erneut eine solide und emotionale Vorstellung ab. Wer auf klassische „Whodunit“-Krimis mit persönlicher Note steht, kommt hier definitiv auf seine Kosten.