Der 40-Jährige, der sein Opfer der eigenen Aussagen nach “durch die ganze Wohnung gedroschen” hat, musste sich am Dienstag vor dem Landesgericht in Wien verantworten. Er bekam wie erwartet lebenslang. Nicht rechtskräftig.
Wien. Wegen Mordes stand am Dienstag ein 40-Jähriger vor dem Landesgericht in Wien: “Ich übernehme die Verantwortung für die Tat”, sagte er. Und weiter: “Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.” In der Früh – das Verbrechen ereignete sich gegen 8.30 Uhr – “hat sich ein Schalter umgelegt. Ich hab’ die Kontrolle über mich verloren”, gab der bisher unbescholtene Mann an.
Der Angeklagte hatte seine Partnerin im Jahr 2023 über eine Dating-Plattform kennengelernt. “Nach einer gescheiterten Beziehung sehnte sie sich nach der großen Liebe”, schilderte die Staatsanwältin am Anfang der Verhandlung. Die Beziehung sei dann “auch gewaltfrei und harmonisch” verlaufen, meinte die Staatsanwältin.
Angeklagter beschäftigte sich über Monate mit Femiziden
Dessen ungeachtet sei im Angeklagten, der zuletzt als Event-Mitarbeiter geringfügig beschäftigt war, “der Glaube entstanden, dass er sie töten muss”, erläuterte die Anklägerin. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, “dass er sich in Depressionen und Verlustängsten verloren hat”. Der Mann habe sich über Monate hinweg mit Medienberichten über Femizide beschäftigt und nach dem Strafausmaß für Frauenmorde gegoogelt. “Er wollte sie lieber tot sehen als in den Händen eines anderen Mannes”, so die Staatsanwältin.
Dabei hätte es aus Sicht des Angeklagten offenbar keinen Grund gegeben, an der Beziehung zu der 49-Jährigen zu zweifeln, wie sich an Chats zwischen den beiden zeigte, die in der Verhandlung verlesen wurden. In einer Unterhaltung hatte die Frau ihrem Partner versichert, dieser sei “sicher keine Notlösung” und sie “sehe es nicht so, dass da draußen andere Männer sind.” Sie betonte “die liebevolle Art und den Humor” ihres Partners, erwähnte jedoch, dass sie dessen “dauerhaftes Lesen von Femizid-Berichten” störe.
40-Jähriger bekennt sich als “voll schuldig”
“Ich bekenne mich voll schuldig”, betonte der wegen Mordes Angeklagte im Anschluss in seiner Beschuldigteneinvernahme. Auf die Frage, ob er sehr eifersüchtig gewesen sei, erwiderte er: “Das kann man so sagen.” Er habe gewusst, dass seine Partnerin in einer vorangegangenen Beziehung ihren Mann verlassen hatte. “Mir ging es psychisch nicht gut. Eine Mischung aus Depressionen, Midlife-Crisis und Verlustängsten”, stellte der 40-Jährige fest.
Laut Anklage kam die Frau gewaltsam zu Tode, indem der 40-Jährige ihr nach dem Aufwachen am Morgen zahlreiche Faustschläge gegen den gesamten Körper versetzte, sie gegen Möbelstücke warf und im Anschluss mit seinem rechten Arm würgte. Der vorsitzende Richter sprach von einem “Martyrium”, das das Opfer erdulden musste. Die Frau verstarb nach einem minutenlangen Überlebenskampf einem gerichtsmedizinischen Gutachten zufolge an einer Kompression der Halsweichteile mit einem Bruch des Zungenbeins samt daraus resultierender Sauerstoffunterversorgung des Gehirns.
(S E R V I C E – In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/ und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133)