Eine Woche nach den Heimrennen am Semmering geht‘s in Kranjska Gora am Samstag (RTL ab 9.30 Uhr) und am Sonntag (Slalom ab 10 Uhr) um die ersten Ski-Weltcuppunkte 2025. Ein Monat vor der Heim-WM in Saalbach (4.-16.2.) erhöht ÖSV-Damenchef Roland Assinger den Druck auf unsere Technik-Damen.
OE24: Nach dem 3. Platz von Katharina Liensberger am Semmering nannten Sie als Ziel für 2025 Siege. Wie realistisch sind die bei Ihren Technikerinnen?
ROLAND ASSINGER: Wünschen darf man sich doch was Ordentliches. Solange Shiffrin und Vlhova nicht da sind, bestehen zumindest am Papier Chancen.
OE24: Und im RTL?
ASSINGER: Da ist Shiffrin zwar keine Macht, aber dafür sind wir leider schlechter aufgestellt. Wobei wir mit Scheib, Brunner und Haaser doch drei Läuferinnen haben, die für die vorderen Plätze infrage kommen. Dazu gibt‘s Liensberger, die im Riesentorlauf hoffentlich auch wieder einen Schritt nach vorne macht.
OE24: Woran liegt es, dass die ÖSV-Damen seit 2007 in Kranjska Gora nicht gewonnen haben?
ASSINGER: Julia Scheib hat am Semmering mit Bestzeit im 2. Riesenslalom-Durchgang gezeigt, wie‘s geht. Genauso wie Liensberger mit der zweitbesten Zeit im Slalom. Aber wir brauchen zwei Vollgas-Läufe. Zuletzt hat die Angriffsbereitschaft im 1. Durchgang gefehlt. Wenn ich da Fünfte bin mit drei Zehntel Rückstand, ist alles gut. Aber wenn ich Fünfte bin und eineinhalb Sekunden Rückstand hab, wird‘s halt schwer.
OE24: Eines der Geheimnisse unserer zurzeit scheinbar unschlagbaren Skispringer ist die gute Stimmung in der Mannschaft. Können Sie sich davon was abschauen?
ASSINGER: Wenn es mehrere Siege gibt, ist die Stimmung immer gut. Die Springer haben die größte Konkurrenz in den eigenen Reihen, das trägt zur Leistungssteigerung bei. Aber ich kenne das: Ich bin in einer Mannschaft groß geworden, in der es Neunfach- und Sechsfach-Siege gegeben hat. Wenn‘s um den Tourneesieg geht, ist der Teamkollege dein erster Gegner. Ich bin gespannt, ob dann noch immer alles super ist.
“Hütter, Scheib und Liensberger stellen sich selbst auf”
OE24: Wie präsent ist die Ski-WM bei Ihnen?
ASSINGER: Im Jänner geht‘s ans Eingemachte. Bis zum Slalom in Courchevel (30.1., d. Red.) kann sich jede präsentieren, dann geht‘s um die Startplätze. Wobei sich Hütter mit zwei Siegen, Scheib und Liensberger mit Podestplätzen eh selber aufstellen.
OE24: Was erwarten Sie von Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn, um deren Comebacks sich gefühlt alles dreht?
ASSINGER: Shiffrin wird beim Slalom in Flachau wieder einsteigen und bis zur WM wieder topfit sein. Bei Vonn bin ich gespannt, wie sie sich nach dem starken Comeback bei schwierigen Bedingungen tut. Der erste Comeback-Schritt ist immer der leichtere, siehe Marcel Hirscher. Vonn hat selbst erklärt, dass sie die eine Sekunde, die sie noch Rückstand hatte, so schnell wie möglich aufholen will. Das bedeutet: Wenn ich eine Sekunde schneller fahren will, dann muss ich volles Risiko gehen, und das mit einer hohen Startnummer. Dann kommt eine Kompressionskurve mit 128 km/h – schauen wir mal, wie sie die mit ihrem linken Knie meistert.
Lindsey Vonn setzt ihr Comeback am 11. (Abfahrt) und am 12. Jänner (Super-G) in St. Anton fort.