Auf der Entwicklerkonferenz enthüllte Apple seine KI. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Siri ist auf dem iPhone nicht mehr wegzudenken, auch wenn der Sprachassistent von Apple durchaus für Lacher sorgt. Nun soll sie wohl klüger und besser werden: Apple hat bei seiner Entwicklerkonferenz WWDC seine künstliche Intelligenz (KI) Apple Intelligence vorgestellt. Damit soll sich der Umgang mit iPhone, iPad und Mac ändern.
Was kann Apples KI? Laut Apple CEO Tim Cook sollen Nutzerinnen und Nutzer durch den Einsatz der KI Zeit sparen. “Dinge werden effizienter”, sagte Cook in einem Interview mit der Washington Post. Die KI soll der persönliche Assistent werden: eloquente E-Mails schreiben, die wichtigsten Infos einer sehr aktiven Chat-Gruppe zusammenfassen, vergessene Fotos wiederfinden oder die Benachrichtigungen sortieren. Zudem soll es zwei neue Programme geben: Image Playground und Genmoji, um Emojis und KI-Bilder zu kreieren.
Wo ist der Unterschied zu anderen KI-Systemen? Der größte Unterschied soll das semantische Verständnis der Nutzerdaten sein, so Apple. Wenn Siri aktuell gefragt wird, wann man zum Flughafen los müsse, kann sie die Frage nicht beantworten, weil sie zwar über ein großes Weltwissen verfügt. Aber sie weiß nicht wo man ist, wann der Flug geht, wie lange die Strecke bis dahin dauert, das auf dem Weg noch eine Freundin abgeholt werden muss (worüber man in einer WhatsApp-Nachricht mal geschrieben hat) und dass die U-Bahn-Linie gerade unterbrochen ist.
Was ist mit den Daten? Laut Apple sind die Nutzerdaten sicher, da die KI auf dem Gerät bleibt. “Apple Intelligence kennt deine persönlichen Daten, ohne sie zu sammeln”, sagte Software-Chef Craig Federighi im Nachgang der WWDC. Grundlage sei die bereits heute existierende Spotlight-Suche. Neu sei allerdings, dass jedes Foto, jede Nachricht zusätzlich von der KI untersucht werde. Damit versteht die Apple ID, was abgebildet oder gesagt wird. Gespeichert werden die Daten dort, wo bereits jetzt Passwörter, Face-ID und andere hochsensible Informationen gespeichert werden: der Secure Enclave.
Gibt es keine Cloud? Doch, gibt es. Ein Orchestrator entscheidet, welche Anfrage lokal und welche an die Cloud delegiert wird. Dafür will Apple extra eine eigene Infrastruktur aufbauen: Private Cloud Compute (PCC). Der maßgeschneiderte Server mit Apples eignen Prozessoren verarbeitet die Anfrage und Daten und sendet die Antwort zurück. Dabei kann die Anfrage zwar mit Kontext aus dem semantischen Index gebündelt werden, aber weil die PCC-Server keine Speichermedien haben, können sie Daten nicht speichern.
Was ist mit der Sicherheit? Apples Vorhaben ist ambitioniert, zeigt aber, dass der Hersteller die Hürden für Datenschutz und Sicherheit hoch legt. Gemäß dem Mantra: “Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser” sollen jederzeit unabhängige Sicherheitsforschende die PCC untersuchen können.
Auf welchem iPhone läuft die KI? Apple hat angekündigt, dass von den derzeit erschienenen Geräten nur das iPhone 15 Pro und 15 Max unterstützt werden sowie iPads und Macs mit einem M1-Prozessor oder neuer. Grund dafür ist laut Unternehmen, dass das KI-Modell rechenintensiv ist, da es auf dem lokalen Gerät läuft. Der Arbeitsspeicher muss laut Apple groß sein, um schnell genug und damit effizient zu sein. Aktuelle Pro-Modelle haben einen 8 GB RAM verbaut, ältere Modelle deutlich weniger.
Kann man die KI ausschalten? In Gänze geht das wohl nicht, weil die Funktionalität tief im System verankert ist. Denkbar sei aber, dass einzelne Teilbereiche abgeschaltet werden können.
Gibt es Grenzen? Apple hat bereits angekündigt, zahlreiche Schranken und Begrenzungen einzubauen. Image Playground soll beispielsweise kein Fotorealismus zulassen. Außerdem will Apple bei illegalen Handlungen abblocken. Halluzinationen allerdings in den Griff zu bekommen, sei schwierig und ein generelles Problem von KI. “Wir haben alles getan, was wir tun können. Aber es ist nicht zu 100 Prozent sicher – das würde ich nie sagen”, sagte Apple-Chef Tim Cook im Washington Post-Interview.
Wann kommt die Apple KI? In Europa wahrscheinlich sobald nicht. Da die EU Apple gezwungen hat, auch andere App-Stores auf dem iPhone zuzulassen, liegt das Unternehmen mit der Behörde im Clinch. Aufgrund von “regulatorischen Unsicherheiten” lanciert Apple die KI nicht in Europa – zumindest vorerst. Aber auch der USA Start dürfte noch Monate dauern. Einige der angekündigten Informationen sollen erst 2025 erscheinen.
Fazit: Apple ist nicht das erste Unternehmen, das eine KI auf den Markt bringt, die im Ökosystem integriert ist, Google hat mit Gemini ebenfalls eine solche Plattform. Wie nützlich die KI ist, wird sich erst herausstellen, wenn es breitflächig verfügbar ist. Aber Apple hat gezeigt, dass man KI nicht verschläft – vor allem an die Investoren ein wichtiges Signal.